Normalerweise rast er mit rund 130 km/h die Ski-Piste runter. Er ist ein absoluter Speed-Spezialist, je schneller, desto besser. Er darf sich zweifacher Weltcupsieger und sogar schon Weltmeister nennen. Die Rede ist von Ski-Senkrechtstarter Franjo von Allmen (23).
Der Berner Abfahrts-Star ist ein richtiger Adrenalin-Junkie. Möglichst schnell und am besten etwas risikobehaftet soll ein Sport sein, damit es ihm richtig Spass macht. Seine Lieblingsbeschäftigung nach der Ski-Saison: Motocross.
Anstatt auf der Skipiste trifft man ihn darum jetzt wieder vermehrt auf der Schotterpiste an. Das Ende der einen Saison markiert nämlich sogleich den Anfang der nächsten, wie er auf Instagram schreibt. Motocross ist neben dem Skifahren eine der grossen Leidenschaften, die der WM-Held ausübt. «Ich glaube, ich suche durch das Motocross ein wenig den Ausgleich. Auf dem Töff kann ich etwas Abstand zur Ski-Saison gewinnen und mich trotzdem irgendwie ausleben.»
Wie er zu diesem Hobby kam? Von Allmen zu Blick: «Ich habe manchmal auf der Strasse Kapriolen mit dem Töff gemacht und nicht immer nur positive Rückmeldungen erhalten. Darum habe ich mich der Sicherheit willen dazu entschieden, auf die Strecke zu wechseln.»
Fährt er bald auch Rundstrecke?
Eines scheint offensichtlich zu sein: Dieser Mann braucht den Adrenalinkick. Ob er nun auf der pickelharten Piste hinunter rast oder auf einem Motorrad um die Kurven schlittert, ist ihm da einerlei. Doch besonders schnell ist man auf der Motocross-Piste nicht. Sieht man ihn in Zukunft statt offroad gar auf einer asphaltierten Rennstrecke mit noch viel mehr als 130 km/h fahren? «Es gibt viele Dinge, die ich gerne mal ausprobieren würde. Eine Rundstrecke zu fahren, wäre zum Beispiel schon sehr cool», erzählt er mit leuchtenden Augen.
Doch diesen Sonntag ist von Allmen zu Fuss unterwegs. Er läuft wie auch Ski-Kollege Marco Odermatt in Zug am «Wings for life World Run» mit. Trotz des Mangels an Risiko liegt dem Skistar die Teilnahme aufgrund der guten Sache am Herzen. Denn die Erträge des Wohltätigkeitsevents fliessen direkt in die Rückenmarkforschung, um eine Heilung gegen Querschnittlähmung zu finden. «Ich habe einen guten Kollegen, der vor kurzer Zeit einem solchen Schicksalsschlag ausgesetzt wurde und nun im Rollstuhl sitzt. Ich habe also wirklich einen persönlichen Grund, hier mitzumachen», meint von Allmen.
Freundschaft trotz Konkurrenz?
Von Allmen und Odermatt für einmal in Laufschuhen. Die beiden Goldjungs scheinen sich, so wie auch der Rest des Swiss-Ski-Teams, blendend zu verstehen. Sie nehmen einander hoch, sie lachen viel und ausgelassen und rasierten sich nach von Allmens Abfahrtssieg in Saalbach alle die Haare ab. Noch immer hat der Abfahrtsweltmeister nur wenige Millimeter lange Haare auf dem Kopf.
Doch was in der Freizeit passiert, ist eben nur das eine. Wie ist die Stimmung vor einem Wettkampf, wenn nur einer von beiden die Abfahrt gewinnen kann? «Ich glaube, wir können den Wettkampf sehr gut auf die Piste beschränken. Wir sind schlussendlich doch zwei Drittel des Jahres zusammen unterwegs, da ist es schön, wenn man einander nicht nur anfaucht», sagt von Allmen.
Auch dass ab und zu mal «Odi» zuoberst auf dem Podest steht, scheint für ihn kein Problem zu sein. «Klar möchte man selber möglichst der Beste sein, aber wenn du eine gute Freundschaft hast, kannst du dich auch für den anderen freuen. Es wechselt sich ja zum Glück auch ab und ist ziemlich ausgeglichen», schmunzelt er.
Für die beiden Ski-Asse startet diese Woche schon das Vorbereitungstraining für die kommende Saison. Für von Allmen wird wohl Motocross zur Vorbereitung dazugehören. Ob er Odermatt auch mal für eine Töff-Session wird überzeugen können?