Nein, nicht der Bruno Kernen, der letzte Saison zurückgetreten ist. Die Rede ist von Bruno Kernen I, der vor 25 Jahren die Abfahrt in Kitzbühel als B-Kader-Fahrer mit der damals schon sehr hohen Startnummer 29 gewonnen hatte.
Wir sprachen mit dem 46-jährigen Schönrieder Hotelier über seine Siegesfahrt, seinen berühmteren Namensvetter und fragte ihn, ob bald ein Bruno Kernen III im Weltcup fahren wird.
Ist der 21. Januar 1983 der wichtigste Tag in Ihrem Leben?
Bruno Kernen: Das kann man sagen, dass das einer der wichtigeren Tage ist, der grösste Tag in meiner Sportlerkarriere. Mein Abfahrts-Konkurrent, der Ösi Erwin Resch, hat mir später einmal gesagt, er würde seine WM-Bronzemedaille sofort gegen meinen Kitzbühel-Sieg tauschen.
Können Sie sich noch an Details ihrer Siegesfahrt erinnern?
Ja sicher. Ich musste am Start etwas warten, weil mein Freund Gusti Oehrli stürzte und aus den Fangnetzen gefischt werden musste. Als ich später an der Stelle vorbeifuhr, hat er mir gewinkt. Bei der letzten Zwischenzeit lag ich noch hinter Steve Podborski. Aber das Schlussstück passte mir gut. Dort habe ich das Rennen gewonnen.
Und danach natürlich gross gefeiert.
Ja, ja. Im Zimmer hat mir dann Gusti gesagt, warum er mir gewinkt hat. Er wollte mir sagen, es habe auf dieser Strecke sowieso keinen Sinn, weiterzufahren. Ich soll doch mit ihm durch den Wald ins Ziel fahren.
Das haben Sie zum Glück nicht gemacht. Haben Sie eigentlich ein Video von Ihrer Triumphfahrt?
Habe ich schon. Aber die gute Kopie habe ich mal einem ausgeliehen und nie mehr zurückbekommen. Beim Schweizer Fernsehen haben sie mir schon oft versprochen, dass ich wieder eine gute Kopie erhalte. Doch bis heute habe ich leider nie eine bekommen.
Wie hoch war die Prämie damals?
Die Prämie für einen Sieg betrug 10 000 Franken. Nach Steuern sind davon 6000 übrig geblieben. Aber ich bin nie wegen des Geldes Rennen gefahren.
Wann waren Sie das letzte Mal auf der Streif?
Rennmässig war das 1988. Ich hatte damals Probleme mit meinen Skis und mein Servicemann hat diese zudem ganz mies präpariert. Im Training stürzte ich und habe mich deshalb nicht fürs Rennen qualifizieren können. 1989 bin ich dann zurückgetreten.
Warum sind Sie dieses Jahr nicht in Kitzbühel dabei
Ich wurde auch schon eingeladen. Aber ich verdiene mein Geld nicht mit Rennen schauen. Ich führe ein Hotel und kann in der Hochsaison nicht einfach eine Woche weg.
Sind Sie eigentlich neidisch auf Namensvetter Bruno Kernen, nach dem auf der Lauberhorn-Strecke eine Kurve benannt wurde?
Ui, nein. Im Gegenteil. Das mag ich ihm sogar sehr gönnen. Er wurde Weltmeister, hat am Lauberhorn gewonnen und holte für das Berner Oberland viel Ehre.
Ihr Sohn fährt auch Skirennen. Wird er zum Bruno Kernen III?
Den Namen Bruno wollte ich ihm nicht antun. Er heisst Jan, ist 14-jährig und fährt Interregional-Rennen. Zu mir sagt er immer: «Ich will besser werden als du.»
Wer gewinnt morgen in Kitzbühel?
Ich tippe auf Didier Cuche. Walchhofer wirds aufs Podest reichen. Bode Miller fährt mindestens unter die ersten fünf. Und Albrecht hat ja nun auch gezeigt, dass er schnell fahren kann.