Horror-Sturz überschattet Abfahrt auf der Birds of Prey
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Über 20 Minuten Unterbruch:Horror-Sturz überschattet Abfahrt auf der Birds of Prey

Ösi-Experte lobt «genialen» Odermatt, aber zerpflückt Gähn-Abfahrt
«Langweiligstes Beaver-Creek-Rennen, das ich je gesehen habe»

Während sich Marco Odermatt nach seinem dritten Saisonsieg bei einem besonderen Mitarbeiter bedankt, beklagt sich Österreichs prominentester Ski-Experte über zu wenig Spektakel. Gleichzeitig erhält ein grosses Talent eine schmerzliche Diagnose!
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Ein Entlebucher hat einen besonders grossen Anteil am ersten Beaver-Abfahrtssieg von Marco Odermatt
Foto: IMAGO/Imagn Images

Darum gehts

  • Marco Odermatt gewinnt Abfahrt in Beaver Creek trotz anfänglicher Schwäche
  • Neuer Speed-Servicemann Ivo Zihlmann präpariert Ski für Odermatts Erfolg
  • Slowene Rok Aznoh stürzt bei 110 km/h und erleidet Kreuzbandriss
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Marcel W. PerrenSki-Reporter

Es gibt eine Passage auf der «Birds of Prey», die Marco Odermatt schön öfters verflucht hat. Gemeint ist der extrem flache Startabschnitt. In dieser Gleiterpassage wurde beim dreifachen Weltmeister im Vorjahr lediglich die 28. Zeit gemessen, ehe er mit seiner überragenden Technik im Steilhang die Basis für den zweiten Schlussrang hinter Justin Murisier legte. 2022 hat der Nidwaldner das Duell um den Abfahrtssieg gegen Aleksander Aamodt Kilde ebenfalls auf den ersten 26 Fahrsekunden verloren.

Nach den ersten beiden Trainings in dieser Woche hat Odermatt bei der Analyse erneut erkannt, dass er «in der Fläche nicht ganz so schnell» ist. Odermatt: «Darum war klar, dass mein Servicemann und ich auch noch einen Gang rauf schalten müssen.»

Das Meisterstück von Odermatts neuem Speed-Servicemann

Bis im letzten Frühling war der Arlberger Chris Lödler hauptverantwortlich für den Rennservice von Odermatts Stöckli-Ski. Weil Lödler aus familiären Gründen weniger Dienstreisen absolvieren wollte, hat Stöckli-Rennchef Marc Gisin den Entlebucher Ivo Zihlmann zum alleinigen Speed-Servicemann des vierfachen Gesamtweltcupsiegers ernannt. Und Zihlmann hat in seinem Wachskeller nach dem Dienstag- und Mittwochstraining in Beaver Creek mindestens einen Gang hinauf geschaltet.

Odermatt macht im Steilhang den Unterschied
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Brillante erste Abfahrt:Odermatt macht im Steilhang den Unterschied

Zihlmann hat die Abfahrtslatten derart genial präpariert, dass Odermatt auch im ungeliebten Startabschnitt mit den weltbesten Gleitern mithalten konnte. Und weil in den technisch schwierigen Passagen keiner auch nur annähernd mit dem Buochser mithalten konnte, durfte er im Ziel seinen 48. Weltcupsieg bejubeln.

Besonders innig hat Odermatt nach seinem ersten Abfahrts-Triumph auf der WM-Piste von 1999 und 2015 seinen Wachskünstler Zihlmann umarmt. «Ivo hat einen fantastischen Job gemacht. Und seit er für meine Speed-Ski zuständig ist, hat er immer noch eine blütenreine Weste. Nach seinem Debüt-Erfolg beim Super-G in Copper Mountain hat Ivo in Beaver Creek im zweiten Rennen seinen zweiten Sieg mit mir gefeiert.» 

«Das war absolut genial, aber...»

Ganz besondere Worte spricht Österreichs berühmtester Ski-Experte Hans Knauss nach dem dritten Saisonsieg von Odermatt und der ÖSV-Enttäuschung (Kriechmayr wird als bester Ösi Fünfter) aus. «Es war absolut genial, wie Odermatt den Steilhang gemeistert hat», sagt Knauss. Aber: «Abgesehen von diesem Schweizer Geniestreich war es das langweiligste Beaver-Creek-Rennen, das ich jemals gesehen habe.»

Zur Erinnerung: Am Dienstag hat der Kitzbühelsieger von 1999 im Blick-Skipodcast dafür plädiert, dass das Tempo im Abfahrtssport reduziert wird. Dafür wünscht sich der ORF-Experte, dass die Sprünge wie der «Golden Eagle» höher gebaut werden. «Es hat Zeiten gegeben, in denen die weltbesten Abfahrer in Beaver Creek beim ‹Golden Eagle› ohne grössere Probleme an die 65-Meter-Marke gesprungen sind. Diesmal sind die Top-Cracks nicht viel mehr als dreissig Meter gesprungen. Das darf einfach nicht sein, zumal diese Abfahrt ja eh schon wegen Schneemangel um ungefähr zehn Fahrsekunden kastriert werden musste.»

Es gibt aber noch etwas, was Knauss während der Übertragung der ersten Abfahrt im Olympia-Winter die Freude verdorben hat. «Während der WM 2015 hatten wir von dieser Piste richtig spektakuläre Bilder. Aber diesmal hat es der Regisseur mit seiner Kamera-Equipe nicht einmal annähernd geschafft, die extreme Steilheit nach dem flachen Startabschnitt richtig rüberzubringen. Das ärgert mich vor allem für die Rennfahrer, weil wegen solch schlechten Kameraeinstellungen ihre grandiosen Leistungen von vielen Zuschauern zu wenig gewürdigt werden.»

Der grauenhafte Sturz

Die hässlichsten Bilder dieses Rennens lieferte der Sturz des 23-jährigen Slowenen Rok Aznoh. Der Abfahrtsjuniorenweltmeister von 2023 ist mit der Nummer 58 nach einem Fehler in der Linkskurve unterhalb des Riesenslalom-Starts mit 110 km/h in den Fangzaun gekracht. Ein paar Stunden später wird aus dem Spital in Vail eine gute und eine schlechte Nachricht versendet. Erfreulich: Obwohl Aznoh bei diesem Horror-Crash den Helm verloren hat, ist er ohne gravierende Kopf- und Nackenverletzungen davongekommen. Traurig: Am rechten Knie ist das vordere Kreuzband gerissen und der Meniskus beschädigt. Damit ist der Olympia-Winter für den Atomic-Piloten vorzeitig zu Ende.

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