Naturtalent Feuz beim Hornussen
«Habe noch nie einen stärkeren Anfänger gesehen»

Vor seinem ersten WM-Einsatz am Mittwoch im Super-G erweist Beat Feuz auf ganz besondere Weise seinem toten Grossvater die Ehre.
Publiziert: 05.02.2017 um 10:59 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 19:17 Uhr
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Feuz beim Hornussen.
Foto: Urs Lindt/freshfocus
Von Marcel W. Perren (Text) und Urs Lindt (Fotos)
Beat Feuz im Hornussen ein Naturtalent
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WM-Serie typisch schweizerisch:Beat Feuz im Hornussen ein Naturtalent

Beat Feuz hatte zu seinem Grossvater Walter Hutmacher ein ganz besonderes Verhältnis. Im März 2012 erfüllte der Kugelblitz dem Vater seiner Mutter Hedi einen letzten Wunsch: «Er gehörte zu meinen grössten Fans und fragte mich, ob ich ihn in Kvitfjell in meinen Gedanken mit auf die Piste nehmen könne. Ich sagte ihm sofort, dass das kein Problem sei und habe am Tag danach mit meinem Grosspapa in Gedanken die Abfahrt gewonnen.»

Am Tag nach der besonderen Tat seines berühmten Enkels hat der Hutmacher Walter seine Augen für immer geschlossen. Er war mit sich und seinen Liebsten im Reinen, obwohl ihm die Erfüllung eines anderen Wunsches zu Lebzeiten verwehrt blieb. Hutmacher gehörte lange Zeit zu den wichtigsten Stützen der Hornusser-Gesellschaft Emmenmatt. Deshalb hätte er zu gerne einmal zugeschaut, wie sein «Beätu» mit dem «Träf» gegen eine «Nouss» schlägt.

Weil unsere grösste WM-Abfahrtshoffnung seine Kindheit in Bumbach bei Schangnau in einem Bergdorf verbrachte, in dem es kein ebenes Hornusserfeld gibt, schlägt Feuz erst fünf Jahre nach dem Tod seines grössten Fans mit einer Hornusser-Rute zu. Auf der Anlage der HG Höchstetten wird Feuz von einem ganz «Bösen» gecoacht – Stefan Studer war 2014 Schweizermeister in der Einzelwertung und hat im selben Sommer als Schwinger den Berner Kantonalkranz erkämpft.

Stefan erklärt Beat vor dem ersten Abschlag das Wesentlichste: «Das Spielfeld beginnt bei der 100-Meter-Marke, für einen Hundert-Meter-Schlag kriegst du einen Punkt. Wenn du die 300-Meter-Marke triffst, wirst du mit zwanzig Punkten belohnt. Mein persönlicher Rekord sind 29 Punkte für einen Schlag auf 390 Meter.»

Dann machts der «Steffu» richtig vor – nach einem schwungvollen Schlag landet die Hartgummischeibe, die von den Hornussern als «Nouss» bezeichnet wird, nach rund 310 Metern. Nun steht Feuz vor seinem ersten Mal. Auf dem Golfplatz hat er für sein sehr beachtliches Handicap 12 knapp drei Jahre benötigt, doch das hilft ihm bei seinem ersten Schlag beim «Bauerngolf» wenig – Feuz verfehlt mit seinem 280 Gramm schweren «Träff» die «Nouss».

Das bleibt aber der einzige «Rohrkrepierer» des Lauberhornsiegers des Jahres 2012. Feuz demonstriert sein aussergewöhnliches sportliches Talent bereits bei seinem zweiten Versuch, der die 200-Meter-Marke kratzt. Sein dritter und vierter Schlag gehen deutlich über diese Marke hinaus. Damit beeindruckt Feuz sogar Höchstettens Materialwart Hansueli Sommer, der mit seinen 72 Lenzen zu den Klub-Legenden gehört: «Das isch ja ganz verruckt! I au dänä Jahr ha i im Hornussä nu niä ä stercherä Afänger gseh wi dä Feuz Beätu!»

Feuz registriert das Kompliment des Altmeisters mit einem breiten Grinsen: «Ich hätte halt doch schon vor zwanzig Jahren mit Hornussen anfangen sollen. Die Sportart hat grosses Sucht-Potenzial, wenn man die Bewegung mal intus hat, macht es riesigen Spass!»

Rekord von Feuz: 260 m

Der Sommer Hansueli hat eine Idee, wie Beat noch mehr Spass haben könnte. «Chum Steffu, mir gäbä em Beätu nu ä schnäuerä Stäckä. De maner nu witer schla.» Mit einem schnelleren Stock meint der Hansueli ein absolutes Profi-Gerät, welches aber auch viel schwieriger zu handeln ist.

Beats erste Schläge mit der Rute für die echten Könner fallen dann auch kürzer aus. Ab dem zehnten Versuch hat er den richtigen Dreh raus und darf sich einen neuen persönlichen Rekord gutschreiben lassen – 260 Meter!

Jetzt ist auch Schläger-König Stefan Studer völlig aus dem Häuschen: «Fürs erste Mal ist das wirklich eine wahnsinnig starke Leistung. Mit der Distanz von 260 Metern würde Beat in einem Wettkampf sogar einige arrivierte Hornusser hinter sich lassen.»

Zu seinem ersten grossen Schlag an der WM will Feuz am Mittwoch im Super-G ausholen. Zur Erinnerung: Beim letzten Weltcup-Final in St. Moritz hat Feuz in Abfahrt und im Super-G gewonnen. Sein Grossvater Walter dürfte ihm auch diesmal als Schutzengel beistehen.

WM-Serie «Typisch Schweiz»: Unsere Ski-Stars versuchen sich in eidgenössischen Sportarten.

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Das Schweizer WM-Team: Beat Feuz (29): Bei der WM-Hauptprobe vor einem Jahr zwei Rennen gewonnen. Nichts spricht gegen eine Wiederholung.
Foto: AP
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