Er ist Österreichs grösster Sportstar. Toni Sailer (†73) gewann dreimal Olympiagold, er war Filmstar, Schlagersänger und ÖSV-Cheftrainer. 1999 wurde er in seiner Heimat zum Jahrhundertsportler gewählt, 2009 starb er an Krebs.
Seit einem Jahr bröckelt Sailers Denkmal. Er soll im März 1974 im polnischen Zakopane eine 28-jährige Prostituierte vergewaltigt haben. Anschliessend sei auf diplomatischer Ebene versucht worden, den Skandal zu vertuschen.
Jetzt berichtet das deutsche Nachrichtenmagazin «Spiegel» von neuen Anschuldigungen. Sailer soll sich 1975 an einem 14-jährigen Mädchen vergangen haben. Die mittlerweile 57-jährige Frau, die anonym bleiben möchte, erzählt im «Spiegel»: «Unter dem Vorwand, mir als Fan eine Autogrammkarte schenken zu wollen, hat mich Toni Sailer in sein Zimmer gelockt. Dort schubste er mich aufs Bett und versuchte, in mich einzudringen.»
Angeblich erfolglos. Sailer soll das Mädchen danach im Hotelzimmer eingesperrt haben und essen gegangen sein. Nach seiner Rückkehr soll es zum Geschlechtsverkehr gekommen sein.
Laut «Spiegel» sei die Frau bereit, «ihre Aussage bei der Staatsanwaltschaft zu hinterlegen und als Beweismittel in einem Verfahren zu verwenden, das zwei andere österreichische Sportlegenden betrifft: den ehemaligen Erfolgstrainer Karl Kahr (86) als Kläger und die Weltklasseläuferin Annemarie Moser-Pröll als Zeugin.»
Kahr steht derzeit vor dem Bezirksgericht in Bludenz (Ö). Er klagt gegen eine Ex-Skifahrerin, die ihn sexueller Übergriffe bezichtigte. Im «Spiegel» verstrickt nun das angebliche Sailer-Opfer auch Kahr in ihre Vorwürfe. Nach der mutmasslichen Vergewaltigung sei Kahr dazugekommen, «er befahl mir, mich anzuziehen, und notierte sich meinen Namen samt Adresse; anschliessend liess er mich heimfahren».
Und was hat Moser-Pröll damit zu tun? Sie verteidigt Kahr, selbst vor Gericht. Im vergangenen November sagte die Abfahrts-Olympiasiegerin von 1980 gegenüber «ServusTV»: «Solange ich im aktiven Rennsport mit dabei war, hat sich bei uns überhaupt nichts zugetragen, nicht das Geringste.» (red)