Der Schweizer Riesenslalom-Chef Helmut Krug wird auch der Mann mit dem Röntgenblick genannt. Dem magischen Auge des gebürtigen Tirolers entgeht nicht der geringste Fehler.
Bei Marco Odermatt (28) hat Krug in der Vorbereitung auf den Olympia-Winter kaum Schnitzer gesehen: «Die letzten Monate sind nahezu perfekt verlaufen. Speziell in Chile hatten wir von Ende August bis Mitte September geniale Trainings-Bedingungen, die Marco voll ausgenutzt hat. Er ist dort konstant auf einem extrem hohen Niveau Ski gefahren.»
Thomas Tumler (35) hat das Südamerika-Camp aufgrund leichter Rückenprobleme früher als geplant verlassen. Zuletzt hat der Riesenslalom-Vize-Weltmeister aber wieder vielversprechende Trainingsleistungen abgeliefert. Im ersten Kurs auf der komplett vereisten Diavolezza GR konnte der 35-Jährige zwar keine Top-Zeiten realisieren. Aber bei den deutlich aggressiveren Schneeverhältnissen Mitte Oktober im Schnalstal (Südtirol) konnte der Bündner sehr gut mit Superstar Odermatt mithalten.
Meillard ist nicht mehr Trainings-Weltmeister
Loïc Meillard (28) ist in den letzten Jahren im Training selbst dem vierfachen Gesamtweltcupsieger Odermatt regelmässig um die Ohren gefahren. Das war heuer nicht der Fall. Weil der Slalom-Weltmeister trotz für seine Verhältnisse diskreten Trainingsleistungen bestens gelaunt ist, glauben einige Teamkollegen, «dass Loic in der Vorbereitung geblufft hat».
Wirklich? Wird der Walliser mit diesem Verdacht konfrontiert, lächelt er süffisant und sagt: «Ich hoffe, dass meine Kollegen recht haben.» Dann spricht der bald 29-Jährige, welcher in den beiden letzten Saisons im Gesamtweltcup hinter Odermatt Zweiter wurde, Klartext: «Weil ich zuletzt immer wieder von Rückenproblemen geplagt wurde, konnte ich nicht an jedem Trainingstag Vollgas geben. Aber ich bin zuversichtlich, dass mir die Rennatmosphäre in Sölden helfen wird, einen Gang hinaufzuschalten.»
Hächler ist trotz verpfuschter Vorbereitung schnell
Auf einen besonders schwierigen Sommer und Herbst schaut das Zuger Top-Talent Lenz Hächler zurück. Aufgrund einer im August erlittenen Verletzung am rechten Fussgelenk musste der 22-Jährige eine Ski-Pause von neun Wochen einlegen. Das Comeback in der zweiten Oktoberwoche war für den Slalom-Junioren-Weltmeister 2024 erneut mit Schmerzen verknüpft – diesmal wurde Hächler von einem heftigen Zwick in den Rücken gestoppt.
Deshalb hat der Stöckli-Pilot in den letzten Gletscher-Camps nie mehr als zwei Trainingsläufe pro Tag absolviert. In den wenigen Läufen hat Hächler aber sehr gute Zeiten gefahren. Aus diesem Grund wäre im Swiss-Ski-Team niemand überrascht, wenn Lenz trotz dieser verpfuschten Saisonvorbereitung in Sölden seine ersten Weltcuppunkte holen würde.