Es ist ein magischer Moment im wildromantischen Urner Göscheneralptal: Bernhard Russi (76) und Sissi haben ihr erstes «Date». Die Aufregung steigt. Die beiden laufen aufeinander zu, beschnuppern sich und finden Gefallen aneinander. «Die Verbindung passt!», foppt Mari Russi (65) ihren Mann. Dieser kontert: «Mari, du bist eine Geissenflüsterin!» Das Treffen zwischen dem Ski-Idol und der Walliser Schwarzhalsziege findet im Geissenparadies von Lydia und Christian Näf auf 1600 Metern über Meer statt. Von da stammt der feine Ziegenkäse, der im Gasthaus Göscheneralp auf der Speisekarte steht.
«In diesem Restaurant müssen Sie Yak-Fleisch probieren – die Spezialität des Hauses», empfiehlt Bernhard Russi beim Feinschmecker-Treffen mit der GlücksPost. Der berühmteste Andermatter bestellt bei der charmanten Gastgeberin Seraina Wicky als Vorspeise Ziegenkäse mit Honig und hausgemachtem Knoblibrot, als Hauptgericht Yak-Rahmgeschnet zeltes mit Rösti sowie den Dessert-Klassiker Heidelbeer-Tiramisù. «Nach einer Kletterpartie im Göscheneralptal komme ich immer hierher, um mich zu stärken. Ich finde die Küche authentisch, bodenständig und natürlich», schwärmt Russi.
Das Herz hüpft vor Freude
Der Abfahrt-Olympiasieger von 1972 bezeichnet die einzigartige Natur der Göscheneralp als seinen Kraftort. Die markante Gipfelnadel des Salbitschijen (2985 m ü. M.) hat es ihm ganz besonders angetan. «Der Salbitschijen ist mein Lieblingsberg. Hier habe ich mir meine grössten Träume erfüllt. Wenn ich an diesem Berg die verschiedenen Grate durchsteige, hüpft mein Herz vor Freude.»
Dieser Artikel wurde erstmals in der «GlücksPost» veröffentlicht. Mehr aus der Welt der Schweizer Prominenz, Royals und Sportstars erfährst du immer donnerstags in unserem Heft: zum Abo!
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Gibt es für den passionierten Kletterer einen nächsten sportlichen Gipfel? «Ja, ich möchte zum ersten Mal den Schwierigkeitsgrad 7 klettern und als Premiere die Urner Berge Uri Rotstock, Gitschen und Rophaien besteigen.» Ihm sei bewusst, dass sich sein Körper beim Älterwerden verändere und ein Herzenswunsch zu einem Traum mutieren könne. «Auf einer Wunschliste darf aber auch ein Traum stehen, der womöglich nicht in Erfüllung geht – sonst hätte man ja keine Träume mehr!»
Tanzkurs in Buenos Aires
Mari Russi hört ihrem Mann aufmerksam zu. Auf einmal sagt die gebürtige Schwedin: «Wir haben auch einen gemeinsamen Traum: Wir möchten einmal nach Schwedisch Lappland reisen, um die Mitternachtssonne zu erleben. Gut möglich, dass wir aber zuerst nach Argentinien fliegen. In dieses Land, insbesondere in die unberührte Natur Patagoniens, haben wir uns vor zwei Jahren verliebt.»
Und Bernhard Russi ergänzt neckisch: «Weisst du noch, als wir in Buenos Aires einen Tango-Argentino-Kurs besuchten? Du meine Güte, ist dieser Tanz für einen Mann huere schwär!»
Leben und leben lassen
Bernhard und Mari Russi verraten nicht alle Wünsche, die auf der Wunschliste stehen. «Einige kommunizieren wir, ein paar behalten wir für uns», sagt der frühere Skistar. Seit 1992 sind Bernhard und Mari Russi verheiratet. 2009 haben sie sich allerdings getrennt. Die Liebe füreinander war ihnen abhandengekommen. Neun Monate später kamen sie wieder zusammen. «In einer Beziehung ist es wichtig, dass man sie immer wieder hinterfragt und dass man miteinander redet. Wir haben den Mut gehabt und es gewagt, einander zu sagen, dass etwas nicht stimmt. Wir mussten etwas verändern, damit sich etwas ändert», sagt Mari Russi. Ihr Mann ergänzt: «Gemeinsame Interessen wie der Sport, die Natur und die Berge haben uns geholfen, aus dem Trott auszubrechen und der Beziehung neuen Schwung zu verleihen.»
Das gemütliche Berggasthaus ist eine Perle im abgelegenen Urner Göscheneralptal. Sieben Kilometer von Göschenen entfernt, geniesst man von hier einen atemberaubenden Blick auf den Dammastock. Gastgeberin in der Streusiedlung Gwüest ist seit 2016 Seraina Wicky. Die gebürtige Haldiberglerin und gelernte Köchin serviert einen Renner: Yak-Fleisch. Ob als Burger im Rosmarinbrötchen (Fr. 28.50), als Rahmgeschnetzeltes mit Rösti (Fr. 39.–) oder als Lasagne (Fr. 26.50) – das Yak-Fleisch vom Bauer aus Göschenen ist eine Exklusivität im ganzen Urnerland.
Das gemütliche Berggasthaus ist eine Perle im abgelegenen Urner Göscheneralptal. Sieben Kilometer von Göschenen entfernt, geniesst man von hier einen atemberaubenden Blick auf den Dammastock. Gastgeberin in der Streusiedlung Gwüest ist seit 2016 Seraina Wicky. Die gebürtige Haldiberglerin und gelernte Köchin serviert einen Renner: Yak-Fleisch. Ob als Burger im Rosmarinbrötchen (Fr. 28.50), als Rahmgeschnetzeltes mit Rösti (Fr. 39.–) oder als Lasagne (Fr. 26.50) – das Yak-Fleisch vom Bauer aus Göschenen ist eine Exklusivität im ganzen Urnerland.
Das Geheimnis ihrer lang anhaltenden Verbundenheit? «Leben und leben lassen», sagt Bernhard Russi. «Das ist mein Lebensmotto.» Je älter man werde, desto wichtiger würden der Tag, die Stunden und Minuten. Man dürfe nie aufhören, Grenzen zu ertasten, sagt Russi. Natürlich verschiebe sich der eigene Grenzbereich mit zunehmendem Alter. Er sage sich aber nie: «Jetzt bist du über 70 Jahre alt – das macht man doch nicht mehr in diesem Alter!» Sollte er scheitern, wäre dies ein ganz normaler Prozess.
Glück muss man sich erarbeiten
Nach seinem Rücktritt 1978 startet der gelernte Hochbauzeichner unter anderem als Markenbotschafter, Co-Kommentator beim Schweizer Fernsehen, «Blick»- und «SonntagsBlick»-Kolumnist sowie als Pistenbauer zahlreicher Abfahrtsstrecken durch. Wenn er sein Leben noch einmal leben könnte, würde er alles genau gleich machen. «Warum auch nicht?», fragt Bernhard Russi lakonisch und gibt die Antwort gleich selbst: «Ich habe zu jeder Zeit die für mich richtige Entscheidung getroffen!»
Fühlt er sich manchmal auch als Glückskind? «Die eigene Gesundheit und noch viel mehr jene meiner Liebsten sind mein grösstes Glück», sagt der Familienvater, der aus erster Ehe mit der 1996 verstorbenen Ex-Skirennfahrerin Michèle Rubli (†45) Sohn Ian (45) und mit seiner heutigen Frau Mari Tochter Jenny (33) hat. Das Glück müsse man sich erarbeiten. Nicht umsonst sei das Glück mit den Tüchtigen. «Man muss aber wissen, dass das Leben ein Wellental ist, wo sich Licht und Schatten abwechseln», philosophiert Bernhard Russi. Um anzufügen: «Und wenn das Glück vorbeikommt, muss man bereit sein, ohne dabei zu vergessen, dass es auch die andere Seite gibt. Auf den Sport bezogen: Wer zuoberst auf dem Podest steht, tut gut daran, kurz darüber nachzudenken, wie es unten aussieht.»
Im Hier und Jetzt leben
Am 20. August feiert Bernhard Russi seinen 77. Geburtstag. Was macht die doppelte Sieben mit ihm? «Die Sieben ist doch eine coole Zahl – ich will ja den Schwierigkeitsgrad 7 klettern», sagt Bernhard Russi. Dann wird er ernst: «Ich bin eher fatalistisch unterwegs und denke lieber an heute, maximal an morgen. Ich mache mir keine Gedanken darüber, was nach dem Tod passiert. Der Tod gehört zum Leben. An dem Tag, an dem man geboren wird, beginnt das langsame Sterben.»
Auf die Frage, worauf er am meisten stolz sei, wenn er auf sein Leben zurückblicke, antwortet der zweifache Schweizer Sportler des Jahres trocken: «Auf nichts!» Um dann zu präzisieren: «Ich finde stolz das falsche Wort, wenn man sportlich etwas erreicht hat. Freude gefällt mir besser. Stolz bin ich darauf, wie ich Niederlagen verdauen konnte – und da meine ich jetzt nicht den Kampf um Hundertstelsekunden im Sport, sondern Schicksalsschläge im Privatleben.» Mari Russi, die in Andermatt das Mundart-Café mit Atelier für freies Malen führt, wirft ein: «Stolz sind wir auf unsere vier Enkelkinder!» Johnny (13), Glenn (11) sowie Ria (6) und Margaux (3) halten die Grosseltern ganz schön auf Trab. Gefordert wird Bernhard Russi am Klavier auch von Ludwig van Beethoven. «Ich habe seine ‹Mondscheinsonate› auf dem Piano sicher schon ein paar Hundert Mal geübt. Irgendwann möchte ich auch den dritten Satz spielen können.» Das wäre der Hit!