Jetzt kommen die neuen Pisten. Jetzt folgen Heimspiele für Lara. Jetzt sollte die Tessinerin ihre Rivalin Lindsey Vonn in deren Königs-Disziplin Abfahrt stärker unter Druck setzen können. Dann ist auch die Amerikanerin anfälliger. Das Psycho-Spiel ist eröffnet.
In fünf von sechs Abfahrten in dieser Saison blieb Lindsey Vonn völlig unangetastet. Noch am knappsten wurde es in Cortina d’Ampezzo mit 28 Hundertsteln Vorsprung. Gleich dreimal hatte Vonn als Siegerin eine Reserve von einer Sekunde oder mehr. Zuletzt in Garmisch-Partenkirchen schockte sie den Rest mit der Mega-Differenz von 1,51 Sekunden. Sie triumphierte primär an Orten, die ihr in der Vergangenheit schon Glück gebracht hatten. Lake Louise ist ihr Wohnzimmer. Weil sie dort schon 18 Mal im Speed gewonnen hat, wird die Station Lake Lindsey genannt. Auch mit Cortina (11 Weltcup-Siege) und Garmisch (6) verbindet sie schöne Erinnerungen. Deshalb reiste sie an diese Stationen mit riesigem Selbstvertrauen.
Und Crans? Da hat Lindsey zwar zwei Abfahrts-Siege, aber 2008 und 2010 hiess die Piste Nationale. Heute Mont Lachaux. Bei der bisher einzigen Abfahrt auf dieser Strecke 2014 war Vonn verletzt. Nächste Woche folgt die Weltcup-Premiere für La Thuile (It). Eine Abfahrt, die die Stars erst von Videos kennen.
Das neue Terrain gibt Lara Zuversicht. Am Donnerstag sagt sie: «Mit Garmisch habe ich jene Pisten abgehakt, auf denen ich etwas zu kämpfen habe. Jetzt kommen lauter geile Hänge. Ich mag es, auf neuen Pisten zu fahren.» Kippt der Abfahrts-Vorteil auf Laras Seite?
Im heutigen Abschluss-Training trennen Lara (2.) und Lindsey (5.) 22 Hundertstel. Vonn ist im Ziel für ihre Verhältnisse pessimistisch: «Ich fühle mich hier noch nicht 100 Prozent wohl. Es wird schwer, morgen zu gewinnen.»
Was kann Lara der Heimbonus bringen? Frauen-Chef Hans Flatscher dazu: «Das Flair für sie ist sicher speziell. Man bemüht sich vielleicht vor Heimpublikum noch einen Tick mehr. Ob es am Ende ein Vorteil ist? Ich weiss nicht. Aber sicher kein Nachteil.»