Karl Alpiger war 1987 bei der WM in Crans-Montana einer der Top-Stars
Im Kampf gegen Peter Müller hat Alpiger die verrücktesten Dinge ausprobiert

Wer in der Region Wildhaus eine Shopping-Tour absolviert, hat gute Chancen, von einem Helden der WM von Crans-Montana 1987 bedient zu werden. Sie fragen sich, wie der Mann heisst? Die Antwort erfahren sie hier.
Publiziert: 22.02.2025 um 00:55 Uhr
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Aktualisiert: 22.02.2025 um 12:04 Uhr
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Bei der WM-Abfahrt 1987 hat Karl Alpiger den Sprung auf das Podest geschafft.
Foto: Keystone

Der Name Alpiger wird seit ein paar Jahren mit einem richtig Bösen in Verbindung gebracht – der Nordwestschweizer Spitzenschwinger Nick Alpiger (29) hat zehn Kranzfestsiege auf dem Konto und beim letzten Eidgenössischen in Pratteln hinter König Joel Wicki den zweiten Rang belegt. Der gebürtige Aargauer hat im Toggenburg einen Verwandten, der in seiner sportlichen Blütezeit nicht bloss eidgenössische, sondern absolute Weltklasse verkörpert hat.

Die Rede ist natürlich von Ski-Legende Karl Alpiger (63), der zwischen 1985 und 1989 fünf Weltcupsiege und zwei WM-Bronzemedaillen erkämpft hat. «Mein Grossvater und sein Urgrossvater waren Brüder. Somit bin ich der Grossonkel von Nick», erklärt der Abfahrts-Altmeister.

Mit dem Rolls-Royce zur Siegerehrung

Durch die Weltcuprennen in Crans-Montana wird der Vater von drei erwachsenen Kindern an diesem Wochenende ganz besonders mit seiner sportlichen Vergangenheit konfrontiert. Auf der «Piste Nationale» war Alpiger am 31. Januar 1987 einer der Hauptdarsteller in der glorreichsten Episode der Schweizer Alpin-Geschichte. An jenem Samstag klassierten sich in der WM-Abfahrt im Walliser Nobelort fünf Schweizer in den Top-6. Peter Müller gewann Gold, Pirmin Zurbriggen Silber, Alpiger Bronze, Franz Heinzer und Dani Mahrer belegten die Ränge 4 und 6.

«Ich hatte damals wie Peter Müller einen blitzschnellen Blizzard-Ski an den Füssen und bin nach einem mittelmässigen Start immer besser in Schuss gekommen. Wenn diese Abfahrt 300 Meter länger gewesen wäre, hätte ich vielleicht sogar Gold gewonnen», glaubt Alpiger. Der Wildhauser hat sich nach diesem Rennen aber auch als Bronze-Gewinner gefühlt wie ein König. «Als wir nach diesem Rennen im Rolls-Royce zur Siegerehrung gefahren wurden, standen 50'000 Fans Spalier. Ich bekomme noch heute Hühnerhaut, wenn ich daran zurückdenke.»

Die damalige Überlegenheit der Schweizer Abfahrer betrachtet er rückblickend als Fluch und Segen: «Wenn ich Bronze hinter zwei Ausländern gewonnen hätte, wäre ich in der Schweiz noch mehr im Mittelpunkt gestanden, hätte bessere Sponsorenverträge bekommen. Auf der anderen Seite hätte ich mich sportlich wahrscheinlich nie so gut entwickelt, wenn ich im Team nicht derart starke Konkurrenz gehabt hätte. Wir haben uns gegenseitig zu Höchstleistungen angetrieben.»

Alle gegen Müller

Besonders angetrieben wurden Alpiger und Co. vom Zürcher Flachländer Peter Müller, der in der Mannschaft gelinde ausgedrückt nicht sonderlich beliebt war: «Wir waren alle Egoisten, aber Pitsch war ein besonders grosser. Um ihn zu schlagen, haben wir die verrücktesten Dinge probiert. Um meine Zeiten in den Gleitabschnitten verbessern zu können, bin ich einmal mit Metallplatten im Schuh gefahren. Resultat: Auf Gleitabschnitten war ich tatsächlich pfeilschnell, dafür konnte ich nicht mehr richtig Kurven fahren.»

Dass sich der Abfahrtssport seit seinem Rücktritt 1991 komplett verändert hat, wird ihm in diesen Tagen besonders vor Augen geführt: «Während sich die Stars von heute darüber beklagen, dass das Tempo auf der Abfahrt in Crans-Montana zu gering ist, war zu meiner Zeit die Kurssetzung auf derselben Strecke derart direkt, dass wir vor dem ersten Sprung einen Gegenschwung machen mussten, um das Tempo zu drosseln.» Als Geschäftsmann gibt Alpiger aber immer noch Vollgas. In Wildhaus und Alt St. Johann betreibt er zwei Sportgeschäfte und eine Schirmbar.

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