Ian Russi ist quasi mit Skis an den Füssen zur Welt gekommen. Talent hat ihm sein Vater Bernhard Russi (58) reichlich in die Wiege gelegt. Klein Ian lernte sehr früh, wie man schnell und sicher den Berg hinunterbrettert. «Am liebsten hatte ich die Sprünge. Mein Dad machte es mir vor – und ich versuchte ihn zu kopieren.»
Als Bub hatte Ian aber auch einen Unfall. Seither sieht er nur noch mit einem Auge – sicher kein Vorteil für einen Skirennfahrer. Von seiner Kindheit erzählt er: «Mein Vater hat mich nie gedrängt, an Wettkämpfen teilzunehmen. Da musste ich selber draufkommen.»
Erst mit 17 Jahren fuhr Russi Junior sein erstes offizielles Skirennen. In einem Austauschjahr in Amerika –im WM-Ort Vail, wo sein Vater 1989 die berüchtigte «Rattlesnake» in die Abfahrtspiste eingebaut hat.
Konkrete Ambitionen kamen bei Ian Russi aber erst vor fünf Jahren auf. Am ersten Tag seines Medizinstudiums trat der Quereinsteiger in den Schweizerischen Akademischen Skiclub SAS ein. Bald wurde er ins Studenten-Nationalkader aufgenommen. «Studium und Spitzensport zu kombinieren, war genau das Richtige für mich.»
In den letzten Monaten schlug er ein wie eine Bombe: Der im Aargau aufgewachsene Urner qualifizierte sich als erster Schweizer für die Universiade in und um Turin. Er erfüllte die Selektionskriterien für die «Olympischen Spiele der Studenten» bereits im September – an Rennen im südamerikanischen Winter. Dort verlor er auf Olympiasieger Antoine Dénériaz (Fr) lediglich zwei Sekunden.
Ambitionen, im Weltcup Furore zu machen, hat der Späteinsteiger nicht. Dafür bezwang er vor zehn Tagen die Lauberhorn-Abfahrt – als Vorfahrer.
Heute hofft Ian Russi auf das Universiade-Abfahrtsrennen. Doch die Hänge in Norditalien sind grün. «Wenn die Kurssetzer aus Sicherheitsgründen Kurven einbauen, um Tempo rauszunehmen, habe ich kaum Chancen. Für mich muss es schnell und geradeaus gehen.»
Ein echter Russi eben!