Darum gehts
- Die EU führte Razzien bei österreichischen Skiherstellern wegen möglicher Preisabsprachen durch
- Blizzard, Atomic und Fischer stehen möglicherweise unter Verdacht illegaler Kartellbildung
- Sollten sich die Unternehmen abgesprochen haben, sind Bussen in Millionenhöhe möglich
Kurz vor dem Start in die neue Skisaison sorgen Razzien bei österreichischen Skiherstellern für Aufsehen in der Wintersport-Welt. Wegen kartellrechtlicher Bedenken führte die EU in mehreren Werken Hausdurchsuchungen durch. Blick beantwortet die wichtigsten Fragen zum Fall, der in der Wirtschafts- und auch in der Sportwelt für Aufregung sorgt.
Bei welchen Firmen kam es zu Razzien?
Die EU-Kommission und die österreichische Bundeswettbewerbsbehörde haben Hausdurchsuchungen bei mehreren Skiherstellern durchgeführt, wie die APA vergangene Woche mitteilte. Betroffen sind Blizzard, Atomic und Fischer. Im Fokus steht ein möglicher Verdacht auf illegale Preisabsprachen im europäischen Skimarkt.
Warum sind Absprachen verboten?
Skihersteller (und generell alle Unternehmen in der EU) dürfen ihre Preise nicht untereinander absprechen, weil das gegen das Wettbewerbsrecht verstösst. Das Ziel solcher Absprachen ist meist, den Wettbewerb auszuschalten. Wenn niemand mehr echte Preisunterschiede anbietet, können alle Hersteller ihre Produkte teurer verkaufen. Für Kundinnen und Kunden gibt es dann höhere Preise und weniger Innovation.
Was droht den Skiherstellern?
Sollte es sich tatsächlich um Kartellverstösse handeln, können die Strafen gewaltig ausfallen: Die EU darf bis zu zehn Prozent des weltweiten Jahresumsatzes einziehen. Bei den Mutterkonzernen von Blizzard und Atomic wären das Summen in dreistelliger Millionenhöhe. Hinzu kommen mögliche Schadenersatzklagen von geschädigten Kunden und der Vertrauensverlust. Wer Preise abspricht, riskiert seinen guten Ruf.
Ist auch der Schweizer Skihersteller Stöckli betroffen?
Nein. Stöckli steht nicht auf der Liste der durchsuchten Unternehmen. Die Schweiz ist kein EU-Mitglied, daher greifen die EU-Kartellgesetze hier nicht direkt. Die Traditionsmarke aus Malters LU kann sich somit voll auf den Saisonstart konzentrieren.
Wem gehören die betroffenen Skimarken?
Kaum eine Marke ist heute noch rein österreichisch: Blizzard gehört zur italienischen Tecnica Group, wo auch Nordica dazugehört. Atomic ist Teil von der finnischen Firma Amer Sports, die mehrheitlich dem chinesischen Konzern Anta Sports gehört. Dort gehört neben weiteren Skimarken wie Salomon auch Roger Federers Tennis-Ausrüster Wilson dazu. Nur Fischer ist noch komplett in österreichischer Familienhand. Der Traditionsbetrieb mit rund 1000 Mitarbeitenden hat seinen Sitz in Oberösterreich.
Wie verteidigen sich die Skifirmen?
Die Tecnica Group teilte mit: «Das Unternehmen ist überzeugt, stets in voller Übereinstimmung mit den geltenden Gesetzen gehandelt zu haben, und bot den beteiligten Behörden umgehend seine uneingeschränkte Zusammenarbeit an.» Auch die EU-Kommission hält den Ball noch flach und teilt mit, dass solche Nachprüfungen nicht bedeuten, dass sich die betroffenen Unternehmen wettbewerbswidriger Verhaltensweisen schuldig gemacht hätten.
Welche wirtschaftliche Bedeutung hat die Ski-Industrie in Österreich und der Schweiz?
In Österreich ist die Ski-Industrie ein Schlüsselzweig: Über 50 Prozent der weltweit verkauften Ski wurden in unserem Nachbarland hergestellt. Der gesamte Sportsektor (wo auch die Herstellung von Sportausrüstung dazugehört) generiert dort jährlich über 24 Milliarden Euro Umsatz und trägt 6,8 Prozent zum Bruttoinlandprodukt (BIP) bei. So viel wie sonst nirgends in der EU. In der Schweiz ist der Anteil kleiner, aber ebenfalls wichtig: Etwa 1,7 Prozent trägt der Sportsektor hierzulande zum BIP bei.