Kolumne von Bernhard Russi
Der Hirscher-Wahnsinn

Marcel Hirscher feiert im Riesenslalom von Adelboden einen für ihn typischen Sieg. Und Marco Odermatt ist aus Schweizer Sicht der Lichtblick. Die Kolumne von Ski-Experte Bernhard Russi.
Publiziert: 12.01.2019 um 21:02 Uhr
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Aktualisiert: 21.01.2019 um 11:47 Uhr
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Das war der Adelboden-Riesen
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Melanie Glücksbringer für Loïc:Das war der Adelboden-Riesen
Bernhard Russi

Stell dir vor: Du bist Zweiter nach dem ersten Lauf. 12 Hundertstel hinter dem Schnellsten. In Adelboden, auf dem schwersten Risenslalomhang, den es im Alpinen Rennsport gibt.

Du bist in Tuchfühlung mit den Allerbesten der Welt, ganz nahe am Sieg.

Mein erster Gedanke wäre: Wie kriege ich das nochmals hin und wo kann ich eventuell noch etwas besser, direkter, aggressiver fahren? Werden die anderen Fehler machen? So reagieren alle!

Nicht aber, wenn du Marcel Hirscher bist.

Denn aus dieser hoffnungsvollen Ausgangslage fährt Hirscher im zweiten Lauf mit einer total anderen Abstimmung. Er krempelt alles um. Andere Schuhe, andere Ski. All das nach einer knallharten Analyse was war, und was möglich gewesen wäre.

Trotzdem ein Wahnsinn. Denn er weiss ja nicht, wie das alles funktionieren wird. Er muss in den ersten Toren das Gefühl suchen. Es funktioniert, es läuft rund und gut.

Und ab dann geht es wieder typisch Hirscher weiter. Nicht verwalten, nicht sauber weiterfahren. Sondern das Vertrauen ins neue Setting ausnützen und noch einen, den entscheidenden Zacken zulegen.

Im Wissen darum, wo die Rennen entschieden werden. Dann, wenn es schwer wird im zweiten und alles entscheidenden Lauf und im Schlussteil mit der Ziellinie vor Augen. Dann, wenn andere nur noch durchkommen wollen.

Hirscher kann das alles wie kein Zweiter. Einer, der es ihm schon bald nachmachen könnte, ist Marco Odermatt.

Miserable Lichtverhältnisse im ersten Lauf, einige kleine Fehler und trotzdem packt er im Zweiten alle Reserven aus und wird gegen den Schluss des Rennens immer besser. 

Das war für mich der Lichtblick aus Schweizer Sicht. Und es gibt Hoffnung auf das, was in diesem Winter noch kommen wird.

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