Das Wetter in Val d’Isère macht nicht mit, Wind und Nebel verhindern das zweite Abfahrtstraining am Freitag. Für Lara Gut-Behrami (28) ändert das nichts, sie schätzt das mondäne Ski-Resort in den französischen Alpen. «Es ist Liebe, ja. Dieser Ort gibt mir viel Energie», sagte sie vor zwei Jahren. Und auch heute betont sie: «Ich fühle mich gut hier und mag die Piste.»
Schon als Kind reiste die kleine Lara mit ihren Eltern Pauli und Gabrielle oft nach Val d’Isère, um Ski zu fahren. Gerade einmal volljährig, holte sie sich 2009 ihre ersten beiden WM-Silbermedaillen. Es folgten vier Weltcupsiege – zwei in der Abfahrt, einer im Super-G und einer in der Kombi. Kurzum: Nirgends war die Tessinerin erfolgreicher. «Ich mache hier oft gute Dinge. Aber deswegen habe ich am Start nicht eineinhalb Sekunden Vorsprung.»
«Bilanz ziehen ist für Journalisten»
Man merkt: Gut-Behrami will nicht von früher reden – das macht sie generell nicht gerne. Und so entgegnet sie einem Journalisten auf die Frage, welche Zwischenbilanz sie in dieser Saison ziehen würde, kurz und knapp: «Ich mache keine Bilanz. Das ist etwas für Journalisten. Ich verstehe, dass ihr das wollt, das Jahr neigt sich dem Ende zu. Ich aber schaue von Rennen zu Rennen und will mich einfach immer steigern.»
Die Frau aus Comano TI erklärt immerhin, mit der Entwicklung in diesem Winter zufrieden zu sein. «Es wird besser. Ich finde jene Dinge, die ich suche.» Das war in den letzten zwei Saison selten der Fall. Gut-Behrami: «Es macht keinen Spass, wenn man nicht gut fährt. Dann arbeitet man weiter, beisst die Zähne zusammen, bis es klappt. Aber schlecht fahren? Ganz ehrlich – das ist der Horror.»
Solider, aber nicht berauschender Winter
Sieben Rennen bestritt Gut-Behrami in diesem Winter bislang. Punkte holte sie immer – aber nicht immer viele. Die Ränge 8, 19, 15, 27, 12, 5 und 13 stehen für einen soliden, aber nicht berauschenden Winter. Im Gesamtweltcup ergibt das Rang 14 – drei Schweizerinnen liegen vor ihr (5. Suter, 6. Holdener, 9. Gisin).
Und dennoch weiss man um das Talent Gut-Behramis. Was braucht es, damit sie wieder einmal einen Sieg feiern kann? «Man findet den Schlüssel dazu nicht einfach so. Klar, es braucht wenig. Und doch müssen alle Details stimmen.»
In Val d’Isère gibt es die nächste Chance – einen passenderen Ort für eine Top-Leistung gäbe es nicht. Am Samstag steigt die Abfahrt um 10.30 Uhr.