Gian Gilli:
«Ich mag nicht länger der Tubel sein»

Publiziert: 27.11.2005 um 23:21 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 21:02 Uhr
CARL SCHÖNENBERGER AUS DEN USA
BEAVER CREEK – Swiss-Ski-Präsident Duri Bezzola (63) hats geschafft: Leistungssport-Chef Gian Gilli (48) hat die Nase vom Verband voll und geht spätestens im Frühjahr weg. Anstatt in Ruhe und kontinuierlich den Erfolg zu schmieden, steht der Schweizer Ski-Sport vor einem Scherbenhaufen.

«Es wäre so wichtig, dass Gilli bleiben würde», sagte Werner Augsburger von Swiss Olympic Ende Oktober in Sölden. «Gian hat das Know-how und das internationale Netzwerk, das es braucht, damit der Schweizer Ski-Sport in Zukunft wieder erfolgreich sein kann.»

Und – das hatte Augsburger bereits im letzten Winter rund um die verpatzten WM von Bormio festgestellt – ohne Gilli hätte es bereits im letzten Winter gar keinen Draht mehr gegeben zwischen der Verbandsführung in Muri und den Trainern und Athleten an der Front.

Aber die Meinung von Swiss Olympic – immerhin ein wichtiger Geldgeber – ist dem Swiss-Ski-Präsidium offensichtlich egal. Denn kurz nach Sölden wurde der Appenzeller Banker Hansruedi Laich (52) überraschend als neuer Verbands-Direktor vorgestellt. Und Gian Gilli, dem zweiten Kandidaten für diesen wieder geschaffenen Posten, vor die Nase gesetzt.

«Gian hat einfach das Pech, dass wir noch einen Besseren haben», erläuterte Bezzola trocken. Man wolle zwar Gilli als Chef Alpin halten, aber als solcher sei er Laich unterstellt, hatte der Präsident am 25. Oktober in Zürich erklärt.

Laich als Direktor zuständig für das Finanzielle und die Administration – Gilli verantwortlich für den Leistungssport. Das wäre wohl für die Zukunft von Swiss Ski eine optimale Lösung gewesen. Aber Gilli wollte mit Laich gleichgestellt sein, nicht untergeordnet. «Sonst gibt es zu viele Schnittstellen und ich kann nicht effizient genug arbeiten», hatte Gilli argumentiert.

Anstatt im Frust über die Nicht-Berücksichtigung gleich aufzustecken, gab der Bündner dem Swiss-Ski-Präsidium noch eine Chance: mit einem Konzept, bei dem der alpine Rennsport quasi als ausgelagertes Profit-Center unter Gillis Führung eigenständig hätte funktionieren sollen.

Letzte Woche nun bekam Gilli Bescheid: Sein Vorschlag wurde vom Swiss-Ski-Präsidium abgelehnt. «Eine Begründung habe ich allerdings noch keine erhalten», sagte Gilli am vergangenen Donnerstag. «Ich habe die Nase voll, mag nicht mehr länger der ‹Tubel› sein. Auch meiner Familie kann ich das nicht antun.»

Gilli wird Swiss Ski also verlassen. Was er danach macht, weiss der Bündner noch nicht. Die Trainer und Athleten lässt er aber nicht im Stich. «Ich werde mich voll dafür einsetzen, dass die Olympischen Spiele und die begonnene Weltcup-Saison gut zu Ende gebracht werden können», verspricht Gilli. «Ich kann den Bettel jetzt nicht einfach hinschmeissen, dafür liegt mir der Ski-Sport nach wie vor zu sehr am Herzen.»

Umso schneller müsste allerdings Duri Bezzola als Swiss-Ski-Präsident den Hut nehmen. Sonst richtet er bei der Suche nach einem neuen Alpin-Chef noch weiteren Schaden an…

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