Seraphin Herrmann entfernt die Sehne an einem prächtigen Stück Rindfleisch. Seine geübten Handgriffe machen sofort deutlich: Dieser Mann versteht sein Handwerk. Der Cousin von Frauen-Cheftrainer Beat Tschuor arbeitet zwar schon seit längerem als Polier auf dem Strassenbau, ist aber ausgebildeter Koch.
Als die Anfrage kam, nach der WM 2015 in Vail (USA) auch in Are die Schweizer Skifahrer zu bewirten, zögerte er keine Sekunde. «Es macht mich stolz, für unsere Ski-Cracks zu kochen», so der 32-Jährige.
Gegessen wird in zwei Schichten
Und so kommt es, dass Herrmann jeden Tag in einem niedlichen schwedischen Häuschen seine besten besten Menüs auf den Tisch zaubert. «Sie sind immer frisch. Das ist das Wichtigste», sagt er. Auch darum laufen die Athletinnen und Athleten gestaffelt aus ihren Appartements nach «Martenlien 5». Jeweils Mittags und Abends gibt es zwei Ess-Schichten. «So etwas wie in Buffet würde ich nie machen, die Gerichte sollen direkt von der Pfanne auf den Tisch kommen.»
Doch was essen unsere Ski-Profis am liebsten? «Es ist sehr unterschiedlich. Thai-Curry kommt gut an. Auch Pizokel, vor allem bei den Bündnern ein Hit. Dazu Stroganoff.» Kompliziert sei kein Athlet, erklärt Hermann. Darum habe er auch nur ganz wenige Produkte aus der Schweiz mit in den hohen Norden mitgenommen: Aromat, Gerste und Maisgriess für Polenta.
In der Küche fiebert er vor dem TV mit
Zwar steht Herrmanns Mini-Koch-Tempel nur 100 Meter neben der Rennpiste, von den Wettkämpfen bekommt er aber nur wenig mit. Immerhin: In der Küche steht ein kleiner Fernseher. «Vier Medaillen – ich bin ich zufrieden mit der Ausbeute», sagt er.
Bleibt die Frage: Mit welchen Menüs hat er eigentlich Corinne Suter (24) zu ihren Höhenflügen verholfen? «Am Abend vor ihrer Bronzefahrt gab es Rindsfilet und Kartoffelgratin. Darum habe ich vor der Abfahrt fast das Gleiche zubereitet – es gab Entrecôte mit Gratin.» Herrmann lachend: «Es hat ganz offensichtlich gewirkt!»