Es ist der grosse Aufreger nach dem Super-G in Gröden: Sieger Vincent Kriechmayr (28) verweigert dem ZDF ein Interview, weil das Deutsche Staatsfernsehen den Skirennfahrern verbietet, Trinkflaschen mit Sponsoren-Logo in die Kamera zu halten. Der Bündner Sport-Manager Giusep Fry, welcher unter anderen Beat Feuz, Carlo Janka und Mountainbike-Gigant Nino Schurter vermarktet, hat in diesem Moment wenig Verständnis für Kriechmayr. Fry sagt zu BLICK: «Ich rate meinen Athleten von einem solchen Boykott ab, weil damit vor allem der Kopfsponsor und der Ski-Ausrüster bestraft werden, die wesentlich mehr Geld zahlen als der Geldgeber auf der Trinkflasche.»
Yule will sich wehren
Unser Slalom-Star Daniel Yule (26) kann die Entscheidung des Österreichers, der im Vorjahr bei der Lauberhorn-Abfahrt triumphierte, sehr gut nachvollziehen. «Wahrscheinlich würde ich dem Deutschen Fernsehen nach einem Sieg auch kein Interview geben», sagt Yule, der seit diesem Jahr auch offizieller Athletensprecher der FIS ist.
Die Begründung des Wallisers: «Wenn jetzt alle Rennfahrer einfach so hinnehmen, dass man keine mit Werbung bedeckten Trinkflaschen zum Interview mitnehmen darf, verbietet uns das Fernsehen vielleicht in einem nächsten Schritt den Kopfsponsor. Und irgendwann dürfen wir die Ski dann auch nicht mehr in die Kamera halten. Gegen diese Entwicklung müssen wir uns von Anfang an zur Wehr setzen.»
Wie gehts in Bormio weiter?
Yule, der im Vorjahr beim Slalom in Madonna di Campiglo seinen ersten Weltcupsieg gefeiert hat, macht zudem deutlich, wie wichtig die Werbefläche auf der Trinkflasche für einen Skirennfahrer ist: «Der Verband finanziert uns zwar die Trainings, die Reisen und die Hotelübernachtungen, aber einen fixen Lohn erhalten wir von Swiss Ski nicht. Und weil die Ski-Industrie seit Jahren mit finanziellen Problemen kämpft, können auch nur noch die Top-Stars hochdotierte Ausrüster-Verträge abschliessen. Darum ist es für die meisten Rennfahrer fast schon überlebenswichtig, dass wir neben dem Helm auch die Werbefläche auf der Trinkflasche verkaufen können.»
Wir dürfen deshalb gespannt sein, wie viele Rennfahrer in den kommenden Tagen bei der Doppel-Abfahrt in Bormio dem Deutschen TV ohne Trinkflasche Interviews geben...