Der 10. Dezember 2002 wird in der Erinnerung von Patrick für immer einen brandschwarzen Schleier tragen. An diesem Tag ereignet sich bei einer Fis-Abfahrt in Verbier eine unfassbare Tragödie.
Während sich Küng im Startgelände noch für seinen Wettkampf aufwärmt, eröffnet sein Glarner Kumpel Werner Elmer (19) mit der Nummer 1 das Rennen. Kurz vor dem Ziel knallt Elmer mit rund 120 km/h in einen Pistenhelfer. Das Abfahrts-Talent ist sofort tot.
Für Patrick bricht in diesem Moment eine Welt zusammen: «Weil wir Glarner immer zusammenhalten, haben wir im Skizirkus meistens das Zimmer geteilt. Auch in Verbier hatten wir es am Abend vor dieser Abfahrt noch lustig. Werner war eine richtige Frohnatur. Doch dann ist er von einer Sekunde auf die andere verstummt – einfach schrecklich.»
Lange Jahre der Verarbeitung
Küng fällt nach diesem Erlebnis in ein tiefes Loch: «Es hat Jahre gedauert, bis ich dieses furchtbare Ereignis verarbeitet hatte. Ich konnte lange in den Rennen nicht mehr richtig Gas geben, weil Werners Tod in meinem Hinterkopf mitfuhr.»
Und zu den seelischen Schmerzen gesellen sich bald auch noch physische: 2006 bricht er sich das Schienbein. So richtig auf die Beine kommt der Spätberufene erst wieder 2008, als Abfahrts-Altmeister Franz Heinzer sein Trainer im Europacup wird.
Der Weltmeister von 1991 führt Küng mit seiner Erfahrung und seiner einfühlsamen Art zum Gesamtsieg in der Europacup-Abfahrtswertung.
In Kitzbühel Mut zeigen
Damit hat der Obstaldener für diese Saison einen Fixplatz im Weltcup sicher, den er voll ausnutzt: Dank seiner zwei Top-15 Klassierungen bei den Abfahrten in Lake Louise und Gröden kann er bereits jetzt für die Olympischen Spiele im Februar planen.
Doch im Moment ist sein Fokus noch voll und ganz auf den Weltcup gerichtet: «Im Januar stehen mit Wengen und Kitzbühel gleich zwei mega Highlights auf dem Programm. In Kitzbühel bin ich noch nie gefahren, und ich freue mich daher sehr auf meine Streif-Premiere.»
Patrick, der am 11. Januar 26 wird, hat sich für sein Hahnenkamm-Debüt etwas ganz Besonderes vorgenommen: «Jeder Neuling, der bei seiner Jungfernfahrt auf der Streif den Mut aufbringt, am steilen Start mit mehr als zwei Stockstössen anzuschieben, bekommt am Abend von den Teamkollegen ein Bier spendiert. Das möchte ich mir nicht entgehen lassen…»
Gelernt mit Schmerzen umzugehen
Bis dahin sollte sich auch der Zustand seines Schienbeins verbessert haben: «Bei einer harten Landung beim Eagle-Sprung in Beaver Creek habe ich eine Schuhrandprellung erlitten. Ich versuche das mit einer Salbe in den Griff zu bekommen.»
Für Küng, ist das nur ein kleines Problem. Denn durch den Verlust seines Freundes Werner Elmer hat er gelernt mit Schmerzen umzugehen. «Durch den Tod von Werner bin ich zur Überzeugung gekommen, dass in unserem Leben alles vorprogrammiert ist.»