Mitte Januar, Hochsaison für den Skisport. Und dann das: St. Moritz weigert sich, den abgebrochenen Super-G von Bad Kleinkirchheim (Ö) nächste Woche in der Schweiz nachzuholen. Weil das Geld fehlt! Es wäre neben der Abfahrt am 24. Januar und dem Super-G am 25. Januar ein drittes Rennen. OK-Präsident Hugo Wetzel: «Wenn man kaufmännische Grundsätze nicht einhalten kann, muss man auch mal den Mut haben, Nein zu sagen.»
FIS-Renndirektor Atle Skaardal ist empört: «Ich bin schockiert und enttäuscht. Durch einen solchen Entscheid wird unser Produkt, der Frauen-Skisport, stark abgewertet. Wenn wir im Januar ein solches Rennen nicht nachholen können, wie schaut dann die Zukunft in unserem Sport aus?»
Auch Skaardal weiss natürlich, dass die St. Moritzer viel für den Skisport tun. Letzten Winter haben sie zum Beispiel die ausgefallenen Männer-Rennen von Garmisch übernommen, den finanziellen Schaden getragen – auch weil eines der Rennen abgesagt werden musste. Dazu kommen Europacuprennen, FIS-Rennen, Schweizer Meisterschaften.
Der Schweizer Frauen-Cheftrainer Hans Flatscher spricht Klartext: «Logisch, es geht um Geld, aber doch nicht um ein Vermögen. Es kann doch nicht sein, dass wir keine Lösung finden. Wenn in diesem Moment niemand bereit ist, diesen Zusatzaufwand auf sich zu nehmen, dann ist die Krise perfekt.»
Skaardal spricht von rund 100'000 Franken Mehrkosten. Ein Grossteil davon entfällt auf das für ein solches Rennen übliche Preisgeld. Doch das Problem ist genereller Natur: Der Frauen-Skisport fristet ein Mauerblümchen-Dasein. Wären die Männer-Rennen im Dezember nicht von Val d’Isère nach Are verlegt worden, hätte auch Are abgewinkt, als es darum ging, die Frauen-Rennen von Courchevel zu übernehmen.
Cortina hat – im Gegensatz zu St. Moritz – grünes Licht für ein zusätzliches Rennen gegeben. Wenigstens das klappt. Die Abfahrt von Bad Kleinkirchheim wird heute in den Dolomiten nachgeholt. Aber dazu muss man anmerken, dass eine Abfahrt einfacher zu vermarkten ist als ein Super-G. Und zudem möchten die Italiener die Ski-WM 2021 in Cortina austragen. Da ist man eher bereit, ein finanzielles Risiko einzugehen.
Eine einfache Lösung gibt es nicht, gefordert sind alle: nationale Verbände, die FIS, die Veranstalter. Flatscher: «Jetzt müssen sich alle zusammensetzen und eine generelle Lösung für verschobene Rennen finden.» Sei es in Form eines Risiko-Fonds für solche Fälle oder sonst wie. Denn eines zeigt der Witz von St. Moritz: Die Verlierer sind die Ski-Frauen und der Sport im Allgemeinen.