Darum gehts
Odermatt widerspricht Kilde
Während Marco Odermatt (28) zu Henrik Kristoffersen (31) ein eher distanziertes Verhältnis hat, versteht sich der Nidwaldner mit einem anderen Norweger seit Jahren sehr gut. Die Rede ist natürlich von Aleksander Aamodt Kilde (33). In einem Punkt sind sich die beiden aber nicht einig: Kilde fordert seit seinem heftigen Abflug im Ziel-S am Lauberhorn die Entscheidungsträger der FIS dazu auf, Massnahmen zu treffen, die das Tempo in der Abfahrt drosseln. Anlässlich eine Pressekonferenz in Sölden darauf angesprochen, widerspricht Odermatt dem Wikinger: «Ich kann diese Forderung nicht nachvollziehen, weil es im Spitzensport nun einmal darum geht, immer schneller zu werden.»
Für Girardelli ist der Odermatt-Sieg eine Ehre
Für Luxemburgs Jahrhundertrennfahrer Marc Girardelli (62, fünf Gesamtweltcupsiege) hat Odermatts Sölden-Triumph eine besondere Bedeutung. «Marco hat jetzt genau wie ich 46 Weltcupsiege auf seinem Konto. Für mich ist es eine riesengrosse Ehre, dass ich mit einem solchen Ausnahmeathleten auf einer Stufe stehen kann.» Zudem ist der gebürtige Vorarlberger stolz darauf, «dass ich einer der Letzten bin, die in der ewigen Weltcupsiegerliste von Marco eingeholt werden».
Girardelli stellt einen Odermatt-Makel fest
Odermatt und Girardelli sind im Ranking der erfolgreichsten Weltcupathleten an fünfter Stelle. Noch mehr Siege haben Rekordhalter Ingemar Stenmark (Sd, 86), der Neo-Holländer Marcel Hirscher (67), Österreichs «Herminator» Hermann Maier (54) und Italiens Alberto «la Bomba» Tomba (50). Girardellis einstiger Erzrivale Pirmin Zurbriggen glaubt daran, dass Odermatt eines Tages die Spitze der ewigen Weltcuprangliste zieren wird. Girardelli hat allerdings beim TV-Zapping vor ein paar Wochen einen kleinen Odermatt-Makel entdeckt: «Marco trägt in einem Werbespot für einen Brillenhersteller ein Modell, das in meinen Augen nicht zu ihm passt. Ich habe Marco in einer Whatsapp-Nachricht mitgeteilt, dass er mich mit dieser Brille an einen Grossvater erinnert ...»
Holdener und Grob waren die Schnellsten, aber ...
Für Stefanie Grob (21) geht das Warten auf die ersten Weltcuppunkte im Riesenslalom weiter. Auch beim 17. Anlauf klappte es nicht. Dabei war die Appenzellerin im ersten Lauf im Startsektor die Schnellste von allen! Danach machte sie zu viele Fehler. Auch Wendy Holdener (32) gelang kein Auftakt nach Mass – Platz 30. Und auch sie hatte wie Grob eine Abschnittsbestzeit – im zweiten Lauf, im untersten Sektor. «Es war bitter im Ziel», sagt sie. Holdener wird nun zwei Tage im Südtiroler Schnalstal Slalom trainieren. Wann sie in Richtung Levi (Fi) abfliegt, ist unklar – es hat in Lappland noch nicht viel Schnee. Der Slalom findet am 15. November statt.
St. Moritz freut sich auf Shiffrin
Während des Sölden-Wochenendes bestätigte Mikaela Shiffrin (30) nicht nur ihre gute Form (Rang 4), sondern auch ihren Start beim Weltcup in St. Moritz GR. Sie wird zwar auf die Corviglia-Abfahrten (12. und 13. Dezember) verzichten – wie auf alle anderen Abfahrten in der ganzen Saison –, allerdings den Super-G am 14. Dezember bestreiten. «Da werde ich sehen, wo ich in dieser Disziplin stehe. Und ob ich überhaupt die Chance habe, mich für Olympia zu qualifizieren», so Shiffrin. Der Hintergrund: Seit fast zwei Jahren ist die Freundin von Ski-Elch Kilde nie mehr Speed gefahren. Robin Miozzari, der OK-Chef von St. Moritz, meint zu Blick: «Schön, zu hören, dass sich Mikaela dazu entschieden hat, nach ihrer Verletzung erneut auch im Super-G zu starten.» Ebenfalls spannend: Shiffrin wird in St. Moritz erstmals in einem Rennen nach ihrem Comeback auf ihre Landsfrau Lindsey Vonn (41, USA) treffen. Shiffrin hat 101 Weltcupsiege, Vonn 82 – damit liegen sie auf den Plätzen eins und zwei der ewigen Bestenliste.
Bissigs Kampf im Weltcup
Semyel Bissig (27) war zu JO-Zeiten im Kanton Nidwalden Odermatts härtester Widersacher. Und zeitweise deutete einiges darauf hin, dass der Mann aus Wolfenschiessen dem drei Monate älteren Marco aus Buochs auch auf der höchsten Stufe Paroli bieten könnte. Als Odermatt 2020 beim Riesenslalom in Alta Badia den vierten Schlussrang belegte, klassierte sich Bissig mit einer knappen Sekunde Rückstand auf Platz 13. Weil er sich seither im Weltcup nie mehr in den Top 20 klassiert hat, wurde Bissig im letzten Frühling aus dem Swiss-Ski-Kader gestrichen. Der 27-Jährige kämpfte jedoch auf eigene Faust weiter – und schaffte die Qualifikation für Sölden. Auf dem Rettenbach-Gletscher blieb der Atomic-Pilot auf der Jagd nach Weltcuppunkten jedoch chancenlos. Bissig verlor im ersten Durchgang als Viertletzter 4,68 Sekunden auf die Bestzeit von Odermatt.
FIS-Präsident: «Eine grosse Schande»
Für einmal wählt Johan Eliasch (63) drastische Worte. «Es ist eine grosse Schande», sagt er. Worum es geht? Am 8. Februar findet in Cortina nicht nur die Abfahrt, sondern auch der Parallelriesenslalom im Snowboard statt. Die Tschechin Ester Ledecka (30) bemüht sich seit Monaten um eine Verschiebung – ohne Erfolg. «Ich habe viel geweint», sagt die Frau, die 2018 sowohl auf einem als auch auf zwei Brettern Olympiagold holte. Oder schafft es Ledecka, am selben Tag an beiden Rennen teilzunehmen? Das Problem: Livigno (It), wo das Snowboardrennen ausgetragen wird, liegt vier Autostunden von Cortina entfernt. «Der Helikopter wäre eine Option, aber das Wetter kann auch schlecht sein – dann gehts nicht», so Eliasch.
Die Milchwette der Österreicher
Es ist eines der legendärsten Interviews in der Skigeschichte: Vincent Kriechmayr (34) stellte sich 2021 in Cortina nach dem Gewinn der Abfahrtsgoldmedaille im Bierrausch den Fragen von ORF-Starmoderator Rainer Pariasek (61). Auch Kriechmayrs ÖSV-Kollege Manuel Feller (33) ist bekannt dafür, dass er es nach sportlichen Triumphen heftig krachen lässt. Deshalb darf der Wetteinsatz, den die beiden «Feierbiester» vor dem Sölden-Riesen ausgemacht haben, als aussergewöhnlich bezeichnet werden: Der Langsamere serviert dem Schnelleren ein Glas Milch aus der Gmundner Molkerei. Hintergrund: Kriechmayrs Eltern betreiben in der Region Linz einen Bauernhof, und Feller will bis zum Saisonende keinen Alkohol trinken. Der Verdacht liegt jedoch nahe, dass der Technik-Spezialist aus Tirol nach dem ersten Rennen im Olympiawinter seinen Frust gerne mit einem gehopften Drink runtergespült hätte, schliesslich ist er bereits im ersten Lauf ausgeschieden. Speed-Spezialist Kriechmayr hat sich dagegen als 29. zwei Weltcuppunkte gesichert – und wurde von Feller mit einem Glas Milch belohnt.
Shiffrin vermisst Konkurrentin Vlhova
«Ich weiss nicht, ob ich jemals wieder Ski fahren kann», sagte Petra Vlhova (30) im Mai. Der Innenband- und Kreuzbandriss macht grosse Probleme, obwohl er schon fast zwei Jahre zurückliegt. Doch nun trainiert die Slowakin wieder auf Schnee. Ihr neuer Trainer heisst Matej Gemza – er ersetzte den Tessiner Mauro Pini –, und dieser weiss, dass er nichts forcieren kann. «Wir vermissen sie alle, ich auch», sagte Shiffrin vor dem Sölden-Riesenslalom. Ob Vlhova ihren Slalom-Olympiasieg von Peking (China) in Cortina (It) im kommenden Februar wiederholen kann? «Ich würde gerne dabei sein», sagte sie. Ausgang offen.
Was dachte sich Gut-Behrami beim Sturz von Brignone?
Sollten Skistars nach einer langen Saison noch bei den nationalen Meisterschaften antreten? Wenn sie es tun, sehen viele junge Athleten ihre Vorbilder hautnah – zudem können sie so bessere FIS-Punkte herausfahren. Im Fall von Federica Brignone (35) endeten die italienischen Meisterschaften allerdings in einem Albtraum – sie zerfetzte sich ihr Knie. «Ich hatte mich verpflichtet gefühlt, dort zu starten. Als Star. Für die nächste Generation», erzählte die amtierende Gesamtweltcupsiegerin im «Race Talk» der FIS in Sölden. Sie bereue nichts, fügte Brignone jedoch hinzu. Daraufhin meinte der FIS-Präsident: «Danke dafür, dass du an den nationalen Meisterschaften startest. Denn das ist wichtig für die jungen Fahrer.» Und Lara Gut-Behrami (34)? Sie sass wenige Meter daneben. Was sie sich wohl dachte? Seit 2013 ist sie an den Schweizer Meisterschaften nie mehr angetreten.