Der grosse Ski-Check
Die Von-Allmen-Diskussion und ein spezieller Anruf

Bei den Schweizer Frauen gibt es einen Lichtblick. Und Marcel Hirscher hat ein Problem. Hier kommt der grosse Ski-Check.
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Jan Zabystran ist die Sensation der Woche

Vor dem Super-G in Gröden kann der 27-jährige Tscheche lediglich eine einzige Top-15-Rangierung vorweisen (14. in Beaver Creek). Doch auf der Saslong schlägt am Freitag Zabystrans grosse Stunde: Mit der Startnummer 29 nutzt er das immer besser werdende Licht perfekt aus und verdrängt Superstar Marco Odermatt vom Leaderthron! Nach dem ersten Weltcupsieg eines Tschechen im alpinen Weltcup greift sogar Ministerpräsident Andrej Babis zum Telefon, um seinem neuen Skihelden persönlich zu gratulieren.

Auf der Saslong schlug die grosse Stunde von Jan Zabystran.
Foto: AFP

Und der Österreicher Daniel Hemetsberger macht deutlich, dass Zabystran kein Zufallssieger ist: «Der Jan trainiert meistens mit den Deutschen. Und als wir kürzlich mit den Deutschen mittrainiert haben, ist uns Zabystran phasenweise regelrecht um die Ohren gefahren. Der Bursche fährt richtig geil Ski!» Auch Odermatt stellt klar, «dass Jan diesen Sieg nicht gestohlen hat. Ich glaube, dass wir ihn im Weltcup noch öfter weit vorne sehen werden».

Die Von-Allmen-Diskussion

Obwohl Franjo von Allmen in der Original-Abfahrt auf der Saslong mit drei Zehnteln Vorsprung auf seinen Teamleader Marco Odermatt gewinnt, zeigt ihm Abfahrts-Olympiasieger Beat Feuz (38) den Warnfinger: «Franjo wartet mit zu vielen unkontrollierten Sprüngen auf. Wenn er diesbezüglich nicht sofort über die Bücher geht, wird das nicht noch einmal einen ganzen Winter gutgehen.»

In Gröden verhinderte Franjo von Allmen mit mirakulösen Rettungsaktionen zwei schwere Stürze.
Foto: Sven Thomann

Fakt ist: In Gröden verhindert der Weltmeister, der in Beaver Creek im Super-G abgeflogen ist, mit mirakulösen Rettungsaktionen zwei schwere Stürze. Im Super-G war der 24-Jährige nach dem missglückten Sprung über die Mauer in besonders heftigen Turbulenzen. Der ehemalige österreichische Abfahrtschef Robert Trenkwalder sagt: «Ich kenne nur zwei Rennfahrer, die in solchen Situationen das Können haben, ganz schwere Stürze zu verhindern: Marco Odermatt und Franjo von Allmen. Beide sind koordinativ derart stark, dass sie Situationen meistern können, in denen es für andere keinen Ausweg gibt.»

Das Hirscher-Problem

13 Monate sind vergangen, seit der achtfache Gesamtweltcupsieger Marcel Hirscher in Gurgl sein letztes Weltcuprennen bestritten hat. Grund: Kurz darauf riss sich der Österreicher, der im Vorjahr in den niederländischen Skiverband gewechselt ist, im Training das Kreuzband.

Im Ski-Zirkus gibt es immer mehr, welche an einem Comeback von Marcel Hirscher zweifeln.
Foto: SVEN THOMANN

Inzwischen gibt es im Skizirkus immer mehr Stimmen, die an einem Comeback zweifeln. Gemäss Blick-Recherchen verliert Hirscher im Training nach wie vor enorm viel Zeit, weil er – im Gegensatz zum Norweger Timon Haugan – mit dem neuen Schuh seiner eigenen Marke Van Deer nicht zurechtkommt. In Alta Badia, wo er zwischen 2011 und 2019 sechsmal den Riesenslalom und einmal den Slalom gewonnen hat, wollte der 36-Jährige aber tatsächlich an den Start gehen. Weil Hirscher im Training jedoch einen heftigen Zwick in der Wade erlitt, musste er letztlich wieder forfait erklären.

Nef treibt TV-Experten in den Wahnsinn

Im Schatten des drittplatzierten Loïc Meillard fährt Tanguy Nef beim Slalom in Alta Badia auf den siebten Rang. Für den 29-jährigen Slalomspezialisten aus Genf kommt diese Platzierung nach Rang fünf in Gurgl dem zweitbesten Saisonergebnis gleich.

Die internationalen TV-Experten sind jedoch der Meinung, dass Nef noch sehr viel mehr draufhätte. «Der Tanguy ist so ein geiler Typ, aber derzeit macht er mich schier wahnsinnig», stöhnt ARD-Star Felix Neureuther (41, 13 Weltcupsiege). «In Alta Badia ist Tanguy im zweiten Lauf nur heruntergefahren, er hat nicht richtig attackiert. Dennoch hat er sich locker in den Top 10 klassiert. Das zeigt, wie viel für Nef möglich wäre, wenn er richtig Gas geben würde.»

Holte in Alta Badia sein zweitbestes Saisonergebnis: Tanguy Nef.
Foto: Sven Thomann

ORF-Experte Thomas Sykora (57, 9 Weltcupsiege) drückt sich ähnlich aus: «Wenn Tanguy ein wenig mehr pushen würde, könnte er gewinnen!» Mittlerweile scheint Neureuther die defensive Strategie des Romands durchschaut zu haben: «Ich glaube, dass Tanguy derzeit einzig darauf fokussiert ist, bald den Sprung in die Top-7-Stargruppe zu schaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht er keine Siege, sondern regelmässige Klassierungen wie in Alta Badia. Sobald er dieses Ziel erreicht hat, wird er dann richtig Gas geben.»

Erlöst Rast die Schweizerinnen?

Während die Schweizer Männer bereits sieben Siege feiern konnten, warten die Frauen noch auf einen Triumph. Drei Podestplätze gab es: Lara Gut-Behrami (34) wurde in Sölden (Ö) Dritte, ehe sie sich das Kreuzband riss. Danach wurde Camille Rast in Gurgl (Ö) Dritte und in Courchevel (Fr) Zweite. Landet die Walliserin am Semmering (Ö) nun den ersten Sieg?

Landet Camille Rast am Semmering (Ö) nun den ersten Sieg?
Foto: Sven Thomann

Der Zauberberg zählt nicht zu ihren Lieblingshängen. Bei ihren ersten acht Starts war Rang 17 ihre beste Klassierung. Immerhin: Bei ihrem letzten Versuch vor zwei Jahren wurde Rast Slalom-Vierte.

Eine angeschossene Goggia ist eine gefährliche Goggia

Wehe, wenn sie wütend wird: Sofia Goggia. Die 33-jährige Italienerin ist nach der Abfahrt von Val d’Isère (Rang 8) brutal enttäuscht. Im Super-G donnert sie dann mit einer Fabelzeit die Piste Oreiller-Killy hinunter. «Ich war böse mit mir, habe eine Stunde lang geweint», sagt sie.

Sofia Goggia war nach der Abfahrt von Val d’Isère (Rang 8) brutal enttäuscht.
Foto: Sven Thomann

Startet Goggia nun durch? Nachdem sie im Sommer und Herbst das Riesenslalomtraining intensiviert hatte – mit mässigem Erfolg in den Rennen –, kommt sie im Speed immer besser in Fahrt. Ein gutes Zeichen für die Olympischen Spiele in ihrem Heimatland, die am 6. Februar beginnen.

Historische Schlappe, aber auch ein Lichtblick

Zuerst Rang 18 in der Abfahrt – schlechter war das Schweizer Frauen-Team letztmals vor 26 Jahren. Dann Platz 20 im Super-G – so mies wie seit 66 Rennen nicht mehr. Nein, das Wochenende in Val d’Isère (Fr) war keine Offenbarung. Und doch logisch: Mit Gut-Behrami, Corinne Suter (30) und Michelle Gisin (32) fehlten die drei besten Speedfahrerinnen.

Delia Durrer hat schwierige Jahre hinter sich.
Foto: Sven Thomann

Es gab aber auch einen Lichtblick: Delia Durrer. Die 23-jährige Nidwaldnerin wurde 18. in der Abfahrt und 24. im Super-G. Klingt nach wenig, aber Durrer hat schwierige Jahre hinter sich, im Frühling und Sommer litt sie unter massiven Rückenschmerzen. Deshalb lassen sich ihre Leistungen durchaus positiv hervorheben.

Bald Weltcuprennen in Aserbaidschan?

Ab dem kommenden Winter wird Aserbaidschan der Hauptsponsor des Weltcups. Die Idee der FIS: neue Märkte erschliessen. Gegenüber Skiactu.ch sagt Präsident Johan Eliasch: «Die dortige Regierung engagiert sich sehr für unseren Sport. Deshalb müssen wir sie nach Kräften unterstützen, um seine Entwicklung zu fördern. Und wir hoffen, in den kommenden Jahren Weltcuprennen in Aserbaidschan ausrichten zu können.» Das Projekt sei bereits weit fortgeschritten.

Brignone für Olympia optimistisch

Federica Brignone (35) wurde vom italienischen Komitee als eine von vier Fahnenträgerinnen für Cortina/Milano 2026 erkoren. «Wenn ich nicht optimistisch wäre, wäre ich heute nicht hier und würde nach acht Monaten wieder auf den Ski stehen», sagte sie am Montag.

Zur Erinnerung: Brignone brach sich im April Schien- und Wadenbein und erlitt zudem einen Kreuzbandriss. Ihre Teilnahme an den Winterspielen ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Gegenüber der Nachrichtenagentur AP sagt sie: «Ich habe in den letzten zwei Wochen einen grossen Schritt nach vorne gemacht. Aber ich habe noch nicht auf einer richtigen Rennstrecke trainiert. Das ist der nächste Schritt.»

Federica Brignone wurde als eine von vier Fahnenträgerinnen für Cortina/Milano 2026 erkoren.
Foto: AFP
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