Carlo Janka
Aus dem Nichts an die Weltspitze

2008 fährt Carlo Janka in Lake Louise mit der Nummer 65 auf Rang 2. Sein Weg vom ersten Fis-Rennen bis zu diesem Exploit.
Publiziert: 10.12.2009 um 07:45 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 20:01 Uhr
Von Marcel W. Perren

Sein erstes Fis-Rennen verschläft «Jänks», weil er zu spät an den Start kommt. Der Trainer schickt den 15-Jährigen nach Hause.

Die Strafe sitzt. Bei den nächsten Einsätzen ist Jänks hellwach. Einen seiner ersten Siege an einem internationalen Wettkampf feiert er bei einem Fis-Rennen, an dem auch der Liechtensteiner Marco Büchel (38) teilnimmt.

«Büxi» über die erste Begegnung mit dem Iceman: «Ich startete bloss, um zu bremsen, damit die Jungen möglichst viele Fis-Punkte einfahren können. Janka nutzte das eiskalt aus und gewann. Beim Mittagessen fragte ich mich aber ernsthaft, ob sie ihm die Zunge abgeschnitten haben. Als ob er sich für seinen Sieg schämen würde, sass er in einer Ecke, ohne ein Wort und ein Lächeln.»

Ein Janka lässt lieber Taten sprechen: Carlo setzt sich in dieser Phase leistungsmässig von seinen Alterskollegen ab. Nicht weil er talentierter ist, sondern weil er härter trainiert. Jede freie Minute verbringt er in der «Folterkammer» der Baufirma «Bianchi», wo der Ski-Klub Obersaxen einen Konditions- und Kraftraum eingerichtet hat.

Während Janka sich im Sport hocharbeitet, bleibt er in der Schule ein Minimalist. Papa Reto: «Wenn nicht eine Prüfung auf dem Programm stand, krümmte er für die Schule kaum einen Finger. Auch hier zeichnete ihn aus, dass er voll da war, sobald es richtig ernst wurde. Obwohl er in der Schulstube nicht der Fleissigste war, waren seine Noten in Ordnung.»

Nach der Sekundarschule erlernt Carlo den Beruf des Kaufmanns. Obwohl er die Ausbildung erfolgreich abschliesst, steht am 29. November 2008 fest, dass er nicht als Kaufmann arbeiten wird.

An jenem Samstag gelingt dem Grünschnabel in der Abfahrt von Lake Louise der Durchbruch an die Weltspitze. Mit Startnummer 65 rast er sensationell auf den zweiten Rang.

Auch in diesem Moment bleibt der Eismann aus Obersaxen mega cool. Als ihm sein Manager Giusep Fry nach der ersten Heldentat vorrechnet, wie viele Tausender an Prämien auf seinem Konto landen werden, wehrt Carlo ab: «Das interessiert mich im Moment nicht. Ich fahre nicht wegen dem Geld Ski, sondern weil es mir Spass macht.»

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