Darum gehts
- Schweizer Speed-Wochenende historisch schlecht, Suche nach Gründen des Debakels
- Verletzungen und Abwesenheit von Top-Fahrerinnen beeinflussen Team-Performance
- Plätze 18 und 20 als beste Ergebnisse in Abfahrt und Super-G
Das schlechte Schweizer Speed-Wochenende hallt nach. Alles andere wäre überraschend. Die Plätze 18 und 20 als Top-Platzierungen in Abfahrt und Super-G sind historisch schlecht. «Das ist sicher nicht unser Anspruch», sagt Frauen-Cheftrainer Beat Tschuor. Umso wichtiger ist die Suche nach den Gründen des Debakels.
Die Offensichtlichen: Lara Gut-Behrami (34) fehlt, Michelle Gisin (32) auch, Corinne Suter (30) ebenfalls – die Schwyzerin war vor der Saison in den Trainings gar schneller als Lindsey Vonn (41). «Es bringt nichts, wenn wir nach Ausreden suchen», sagt Tschuor. «Und Selbstmitleid wäre jetzt das Dümmste. Wir alle sind gefordert – die Fahrerinnen, aber auch alle Betreuer.»
Dass sich mehrere Schweizerinnen ihrer Bestform hinterherhinken, ist offensichtlich. Es gab aber auch Lichtblicke. Jasmine Flury (32) ist nach einem Knorpelschaden und zweijähriger Pause zurück und bereits solide. Das gilt auch für Delia Durrer (23), die im Sommer von ihrem Rücken ausgebremst wurde. Malorie Blanc (21) war in St. Moritz sogar gut, zahlte in Val d’Isère (Fr) als Greenhorn allerdings Lehrgeld.
Die Zweifel fahren mit
Vor allem Gisins heftiger Unfall vor zehn ging den meisten im Team nah. Sie riss sich das Kreuzband, verletzte sich an der Hand und ist bei den Brüchen am Halswirbel womöglich um ein Haar an einer Lähmung vorbeigekommen. Das setzte zu, denn Gisin ist im Team wegen ihrer hilfsbereiten Art sehr beliebt. «Gleichzeitig muss jede auf sich selbst schauen», sagt Tschuor.
Fakt ist: Der neu entstandene Druck geht nicht spurlos an den Fahrerinnen vorbei. «Sie spüren ihn wohl vor allem unterbewusst», so Tschuor.
In Val d’Isère fiel auf, dass fast alle Swiss-Ski-Fahrerinnen in den Gleitpassagen viel Zeit verloren. Ein grundsätzliches Problem? Tschuor winkt ab: «Ich stand beim Super-G genau im Sektor, wo wir einbüssten. Dort fehlte Überzeugung und Entschlossenheit. Die Zweifel nach den letzten Wochen sind spürbar.»
Podest muss Ziel sein – irgendwann wieder
Tschuor klagt nicht. Sein Motto: Arbeiten, Vertrauen aufbauen, schneller werden, bessere Resultate einfahren. «Wir backen nach vielen guten Jahren jetzt kleinere Brötchen. Das sind wir uns nicht gewohnt. Aber es liegt an uns, dies zu ändern. Das Ziel muss es sein, irgendwann wieder aufs Podest zu fahren.»
Bloss: Schweizerinnen mit solchem Potenzial sind rar. Einige können es schaffen, bei anderen gibt es Limiten, die kaum zu überwinden sind. Diese Gewissheit ist hart, aber kein exklusives Schweizer Problem – Champions gibt überall es nur wenige.