Stéphane Cattin, sind Sie auch schon entlassen worden?
Stéphane Cattin: Ich persönlich nicht, aber als Führungsperson war ich in einige, teilweise auch harte Kündigungsprozesse involviert
Wie haben Sie sich dabei gefühlt?
Eine Kündigung ist für beide Seiten schwierig zu verdauen. Da sind zunächst viele Emotionen dabei. Danach muss man aber so rasch als möglich zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer die beste Lösung für beide Parteien suchen.
Sepp Brunner hat 20 Jahre erfolgreich für Swiss-Ski gearbeitet. Zuletzt feierte er als Weltmeistertrainer von Beat Feuz einen tollen Erfolg. Wieso kündigt man so einem Trainer?
Sepp Brunners Erfolge sind unbestritten, ich habe seine Arbeit sehr geschätzt. Dennoch gab es Entwicklungen in der Zusammenarbeit, welche letztlich zur Trennung führten. Ich bedaure dies.
Noch einmal: Was sind die Gründe?
Das geht nur Sepp Brunner und Swiss-Ski etwas an, es gehört nicht in die Öffentlichkeit. Klar ist: Es gab Reibungspunkte, die eine weitere Zusammenarbeit verunmöglichen.
War das BLICK-Interview, bei dem Sepp Brunner die Verbandsführung öffentlich kritisiert hat, für die Entlassung ausschlaggebend?
Es war einer der Gründe. Mehr möchte ich dazu nicht sagen. Es ist übrigens auch der Wunsch von Sepp Brunner, in der Öffentlichkeit nicht weiter über Gründe zu sprechen.
Haben die Schweizer Ski-Fans nicht ein Recht darauf, etwas mehr zu erfahren?Ich verstehe das Interesse der Öffentlichkeit. Doch auch die Öffentlichkeit muss und wird akzeptieren, dass gewisse Dinge vor allem zum Schutze des Arbeitnehmers intern und vertraulich bleiben müssen.
Welche Fehler haben Sie selbst gemacht?
Ich hinterfrage mich und mein Handeln stets kritisch. Wir alle müssen uns fragen, warum es so weit gekommen ist. Warum sich jemand verletzt fühlte. Wahrscheinlich haben beide Seiten Fehler gemacht, auch ich.
Was bedauern Sie?
Wenn es etwas gibt, dass ich bedauere, dann den Umstand, dass ich Sepp Brunner offenbar menschlich verletzt habe. Wer schon einmal ein Kündigungsgespräch geführt hat, weiss aber auch, wie schwierig es ist, in solchen Situationen die richtige Tonalität zu finden und aus Sicht des Betroffenen genügend wertschätzend zu agieren.
Stimmt es, dass man Sepp Brunner 15 Minuten vor seinem Abflug in Nordamerika die Entlassung mitgeteilt hat?
Sepp ist am darauffolgenden Tag im rund drei Autostunden entfernten Denver nach Europa abgeflogen. Es blieb also mehr als genügend Zeit für das Gespräch, welches letztlich rund 20-30 Minuten dauerte.
BLICK hat Ihren Rücktritt gefordert. Haben Sie noch Spass an Ihrer Arbeit?
Ja. In meiner Position gibt es immer wieder Kritik. Es gibt viele, die meine Arbeit schätzen, aber halt immer auch einige, welche Kritik üben. Entscheidend für mich ist: Ich spüre den Rückhalt des Verbands und habe weiterhin Freude an meiner Arbeit.
War die Kritik im BLICK aus Ihrer Sicht fair?
Sachverhalte kann man immer anprangern. Danach wurde ich aber nicht mehr nur in meiner Funktion, sondern auch persönlich angegriffen. Das ging meiner Meinung nach zu weit.
Warum sind Sie noch der richtige Mann, um den Schweizer Alpin Skisport nach vorne zu bringen?
Ich habe ein ausgezeichnetes Verhältnis zu vielen bei Swiss-Ski. Zur Verbandsspitze, aber auch zu den anderen Angestellten im Feld, wie auch auf der Geschäftsstelle. Das ist eine sehr gute Grundlage für die Zukunft.
Was wünschen Sie Sepp Brunner?
Dass er eine herausfordernde Arbeit findet, die ihm Spass macht.