Auf ihn hat niemand getippt!
Ski-Star Meillard erwischt Feuz auf dem falschen Fuss

Loïc Meillard sorgt mit seinem Gala-Wochenende in Frankreich für eine Punktflaute in der Wettgruppe von Beat Feuz.
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Am Samstag triumphiert Loïc Meillard im Riesenslalom vor …
Foto: Getty Images
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Marcel W. PerrenSki-Reporter

Selten hat ein Skirennfahrer die Top-Experten derart auf dem falschen Fuss erwischt, wie das Loïc Meillard am Wochenende in Val-d’Isère getan hat. Aber der Reihe nach. Abfahrts-Olympiasieger Beat Feuz betreibt seit ein paar Jahren eine Wettgruppe, welcher Deutschlands Ski-Papst Felix Neureuther, Stöckli-Rennchef Marc Gisin, Schwedens Abfahrts-Legende Hans Olsson und der Ski-Reporter von Blick angehören. Vor dem Weltcup-Klassiker auf der Face de Bellevarde tippte keine der vier Legenden auf einen Top-5-Rang Meillards. Weder im Riesen-, noch im Slalom!

Feuz und seine Kumpane trauen deshalb ihren Augen kaum, als der Walliser mit Neuenburger Wurzeln am Samstag nach seinem miserablen Saisonstart (kein Top-10-Rang in sechsten Rennen) auf der Olympia-Strecke von 1992 vor seinen Teamkollegen Luca Aerni und Marco Odermatt im Riesenslalom triumphiert.

Grandios ist auch die Leistung, die der 29-Jährige 24 Stunden später im Slalom abliefert. Nach dem ersten Durchgang liegt Meillard in Führung. Doch der zweite Lauf wird zu einer der härtesten Prüfungen in der Karriere des Slalom-Weltmeisters. Die ungewässerte Piste ist arg lädiert und die Sicht aufgrund des langen Schattens über der Face sehr schlecht, als der achtfache Weltcupsieger zum finalen Lauf startet. Der Edeltechniker aus Hérémence VS meistert diese extrem schwierige Aufgabe fast perfekt, einzig der Norweger Timon Haugan ist in der Endabrechnung 28 Hundertstel schneller.

Hauptgrund für den Aufschwung

Stellt sich die Frage, wie Meillard in so kurzer Zeit den Sprung zurück an die Spitze geschafft hat. Als der gelernte Bankkaufmann vor drei Wochen beim Riesenslalom in Copper Mountain (USA) nicht über den 18. Rang hinaus kam, stöhnte er im Zielraum: «Ich habe zu wenig Speed, aber ich weiss nicht, warum.» Trainer Matteo Joris ist aber überzeugt, dass Meillard in Copper Mountain die Wende zum Guten eingeleitet hat: «Aufgrund von Rückenproblemen konnte Loïc in der Saisonvorbereitung nicht das volle Trainingspensum absolvieren. Aber nach dem so enttäuschend verlaufenen Riesenslalom hat er in Copper Mountain während mehrerer Tage richtig gut trainiert. Danach war bereits mit dem neunten Rang beim Riesenslalom in Beaver Creek klar, dass es mit Loïc aufwärtsgeht.»

Der Feuz-Verdacht

Beat Feuz glaubt, dass sich auch in Meillards Kopf eine Blockade gelöst hat: «Loïc wurde vor dieser Saison von einigen Experten als heisser Anwärter auf den Sieg im Gesamtweltcup angekündigt. Ich vermute, dass er sich deshalb in den ersten Rennen zu sehr unter Druck gesetzt hat. Doch jetzt, wo die grosse Kugel für ihn in weiter Ferne gerückt ist, greift er wieder unbeschwert an. Wenn er so weitermacht, könnte er in diesem Winter vielleicht doch noch einmal in die Nähe einer Kugel kommen.»

Im Gesamtweltcup liegt Meillard nach seinem Gala-Wochenende mit 247 Punkten Rückstand auf Titelverteidiger Marco Odermatt auf dem vierten Rang. Im Kampf um die kleine Slalom-Kugel beträgt der Rückstand des Rossignol-Piloten auf Timon Haugan 97 Zähler.

Itens Sternstunde

Seine allerersten Weltcuppunkte verbucht in Frankreich der Zuger Matthias Iten. Dies in sensationeller Manier! Im ersten Durchgang fährt der 26-Jährige mit der Startnummer 61 auf den 30. Rang. Mit der drittbesten Zeit im zweiten Lauf verbessert sich der Slalom-Spezialist aus Unterägeri auf den zehnten Schlussrang.

In den Jahren zuvor wurde Iten immer wieder durch eine Entzündung im Lendenwirbelbereich eingebremst. Doch jetzt präsentiert sich der 1,82-Meter-Mann in der Form seines Lebens. Slalom-Altmeister Didier Plaschy (52, zwei Weltcupsiege) sagte bereits nach den November-Trainings in Levi zu Blick: «Wenn der Iten so weitermacht, werden wir an ihm noch sehr viel Freude haben.»

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