1. Julia Scheib (Ö) 2:13,00
2. Sara Hector (Sd) +0,57
3. Alice Robinson (Neus) +0,78
21 Hundertstel fehlen Camille Rast im ersten Riesenslalom von Mont-Tremblant aufs Podest. 24 Stunden später bietet sich ihr die Chance, es noch ein bisschen besser zu machen. Schon im ersten Lauf zeigt die Walliserin, dass sie dafür bereit ist. Als Fünfte liegt sie nur 13 Hundertstel neben dem Treppchen. Gelingt ihr im zweiten Lauf die grosse Aufholjagd? Rast startet gut, ist auch unten raus schnell – nur dazwischen büsst sie Zeit ein. Am Ende handelt sie sich den genau gleichen Rückstand ein wie Mikaela Shiffrin. Die beiden teilen sich Platz 2 – als noch vier Athletinnen oben stehen. Die Italienerin Asja Zenere fällt zurück, die Amerikanerin Nina O'Brien scheidet aus. Nur Julia Scheib und Alice Robinson – beide schon Riesenslalom-Siegerin in diesem Winter – können Rast noch vom Podest schubsen. Scheib zeigt eine unwiderstehliche Fahrt und setzt sich an die Spitze. Nun hievt nur noch ein Patzer von Robinson die Schweizerin aufs Podest. Tatsächlich kommt die Siegerin der letzten beiden Riesenslaloms nicht fehlerfrei durch. Trotzdem ist sie unterm Strich schneller als das Duo Rast/Shiffrin. Den beiden fehlen am Ende 39 Hundertstel aufs Podest. Rast darf aber mit einem weiteren starken Riesenslalom-Resultat zufrieden sein.
4. Camille Rast +1,17
19. Vanessa Kasper +3,07
24. Wendy Holdener +3,89
28. Sue Piller +6,65
Den 2. Lauf verpasst: 40. Simone Wild +3,30
Wendy Holdener greift im zweiten Lauf voll an – und scheidet beinahe aus. Oben räumt sie eine Torfahne ab, passiert aber alles korrekt. Und kämpft weiter. Den letzten Abschnitt absolviert sie sogar schneller als die zu jenem Zeitpunkt Führende Paula Moltzan. Aber das nützt alles nichts. Mit einem grossen Rückstand fällt Holdener zurück.
Nachdem sich Sue Piller im ersten Rennen von Mont-Tremblant erstmals für einen zweiten Lauf hat qualifizieren können, doppelt sie 24 Stunden später nach. Sie fährt angriffig und das geht nicht auf. Ein grosser Fehler führt beinahe zum Stillstand. Sie kann ihre Fahrt zwar fortsetzen, handelt sich aber einen grossen Zeitverlust ein.
Vanessa Kasper qualifiziert sich als 28. für die Entscheidung. Weil die Schwedin Hilma Lövblom zeitgleich mit ihr ist, darf sie als Zweite starten. Sie zeigt eine gute Fahrt, kann sich zwischenzeitlich an die Spitze setzen. Allerdings nur kurz, denn ihre Zeit wird umgehend von Lövblom unterboten. Trotzdem darf Kasper mit ihrem Rennen zufrieden sein, denn sie kann Rang 2 eine ganze Weile verteidigen. Sie macht einen schönen Sprung nach vorne und punktet. Und das nach der grossen Enttäuschung am Samstag, als sie die Entscheidung um drei Hundertstelsekunden verpasst hat.
Am Samstag schafft es Simone Wild mit Startnummer 50 in den zweiten Lauf – sie wird am Ende 29. Die gleiche Startnummer bringt ihr im zweiten Riesenslalom kein Glück. Sie büsst zu viel Zeit ein und muss bei der Entscheidung zuschauen.
Camille Rast: «Ich habe oben ein bisschen zu viele Fehler gemacht – leider. Unten wars gut. Wenn ich mal zwei gute Läufe von oben bis unten mache, dann reichts fürs Podest. Viel fehlt ja nicht. Es ist sehr gut, ich kann darauf aufbauen und weitermachen. Die Konstanz ist positiv – das war auch ein Ziel von mir. An sowas wie den kleinen Fehlern kann man im Training nicht arbeiten. Dort kann ich nicht 100 Prozent gehen. Ich muss das Rennen noch etwas analysieren und mit dem Trainer herausfinden, woran ich noch arbeiten kann. Die Hüfte hat okay mitgemacht. Ich hatte schon ein bisschen Mühe, bin nicht viel gefahren.»
Wendy Holdener: «Als es passiert ist, hab ich einen Schlag aufs Knie gemerkt. Aber ich wusste auch, dass ich weiter fahre und das ging. Aufgeben war keine Option. Das war mein Lauf, ich wusste, ich will all-in gehen und das Herz in die Hand nehmen. Wenn ich den Fehler nicht gehabt hätte, wärs ein schöner Tag geworden. Drei Viertel des Laufs haben richtig gut gestimmt. Es nervt mich, dass es nicht aufgegangen ist.»
Vanessa Kasper: «Es hat sich wieder gut angefühlt, ich bin gut ins Fahren gekommen. Ich hatte im zweiten Lauf einen schönen Flow, das hat sich gut angefühlt. Gestern war ich am Boden zerstört. Die Qualifikation so knapp zu verpassen war Nebensache, ich bin wirklich schlecht Ski gefahren. Deswegen tut es gut, nun mit so einem Resultat nach Hause zu fahren.»
Als Mikaela Shiffrin am Samstag nach dem zweiten Lauf im Ziel ankommt, beugt sie sich mit schmerzverzerrtem Gesicht nach vorne, atmet tief durch. Offensichtlich hat die Amerikanerin Schmerzen. Ist es der Rücken, der zwickt? Wenige Stunden nach dem Rennen klärt Shiffrin auf Social Media auf. Sie sei okay, meint sie in ihrer Instagram-Story. Und führt aus: «Meinem Rücken geht es gut, ich habe nur einen heftigen Schlag eines Tores kassiert.» Dieses habe sich quasi um ihren Körper gewickelt und «das hat eine Minute lang richtig wehgetan». Das zeigt auch der rote Striemen, der die rechte Seite ihres Bauches ziert. Gleichzeitig entschuldigt sie sich bei allen, die sie mit ihrer Zielankunft erschreckt hat. Einschränken tut sie der Zwischenfall jedenfalls nicht, sie zeigt erneut ein starkes Rennen. Auch wenn sie knapp neben dem Podest landet.
Kein Vergleich zu den Bedingungen beim ersten Rennen. Von Schneefall ist nichts mehr zu sehen, stattdessen ist der Himmel teils blau. Weils nicht mehr bedeckt ist, sind dafür die Temperaturen deutlich tiefer. Knackige minus 18 Grad zeigt das Thermometer zu Beginn des Rennens an. Die deutlich tieferen Temperaturen haben auch Auswirkungen auf den Schnee, der nun aggressiver ist.
Für die Athletinnen geht es zurück nach Europa. Kommendes Wochenende wird mit zwei Abfahrten und einem Super-G in St. Moritz GR die Speed-Saison lanciert. Der nächste Riesenslalom findet kurz vor Silvester am 27. Dezember in Semmering (Ö) statt.



