Wendy Holdener (22) kommt aus dem Feiern nicht mehr heraus. In der Kombi in Lenzerheide schlägt sie schon wieder zu: Zweiter Weltcup-Sieg, viertes Podest innert dreier Wochen und als i-Tüpfelchen die kleine Kristallkugel für den Disziplinen-Weltcup. Die 4200 Zuschauer lassen Wendy mindestens so stark hochleben wie die Gesamtweltcup-Gewinnerin Lara Gut.
Wendy ist überwältigt. Ihr schiessen die Tränen in die Augen. Weil eine Riesen-Last von den Schultern fällt. Der Druck sei viel grösser gewesen als bei ihrem Premieren-Sieg in Stockholm, sagt die Schwyzerin. Sie habe die Erwartungen des Heim-Publikums gespürt. Holdener: «Ich habe mit meinem Kopf gekämpft.»
Im Kopf ist Wendy im Moment bärenstark. Dies obwohl die frühere Hotelangestellte parallel zum Sport eine KV-Ausbildung macht. Das scheint sie zu beflügeln. «Es schadet mir sicher nicht», so Holdener. «Wenn ich zu Hause bin, tut mir das Lernen als Abwechslung gut!»
Im Ski-Zirkus oder im Auto auf Weltcup-Reisen ist das Büffeln schwieriger. Und der Druck ist nicht kleiner als auf der Piste. Im Juni sind die Abschlussprüfungen. Holdener: «Ich konnte nicht immer in die Schule investieren. Ende Monat muss ich jeweils eine Arbeit abgeben, und ich bin oft am letzten Drücker. So werde ich im Frühling hinter den Büchern Gas geben müssen.»
Bis es so weit ist, gibt sie noch auf den Brettern Stoff. Auch beim Finale in St. Moritz strebt sie ein Top-Zeugnis an.