Silvan Aegerter (33), ehemaliger Thun- und FCZ-Captain
Mein neues Leben als Stromer

Für Thun und den FCZ hielt er als Captain die Birne hin. Jetzt schraubt er sie ein! Elektriker Silvan Aegerter über den Cuphalbfinal FCZ gegen Thun.
Publiziert: 25.03.2014 um 10:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 22:23 Uhr
Von Michael Wegmann und Michel Wettstein

Wer mit Silvan Aegerter (32) vor dem Cupknüller FCZ gegen Thun über seine Ex-Klubs reden will, muss sich einen Helm aufsetzen. So sind die Vorschriften auf Baustellen. «Das war vor 14 Jahren als ich letztmals als Elektriker gearbeitet habe, noch nicht so», sagt Aegerter und lacht.

Sonst habe sich auf dem Bau seit seiner Lehre nicht sehr viel verändert, sagt der ehemalige Fussballprofi, «die Leute, die hier einziehen müssen sich keine Sorgen machen, das Licht wird brennen.»

Anfang Februar hat Aegerter sein Schuhwerk gewechselt, Stahlkappen statt Fussballschuhe. «Es ist schon eine grosse Umstellung. Am Abend bin ich jeweils total müde, wenn ich nach Hause komme.»

Füsse hochlagern kommt dann aber für den Stromer nicht in Frage. Lieber trainiert er mit dem FC Münsingen. Den Kontakt zum Erstligisten hat ein Kollege hergestellt.

Auch seine Freundin Nicole (35) musste sich auf den neuen Lebensstil einstellen. «Sie hat sich daran gewöhnt. Zumindest beklagt sie sich nicht, dass ich nicht mehr so oft zuhause bin», sagt der ehemalige Profikicker.

San Siro, Bernabeu, Highbury

Aegerter war Captain bei Thun und beim FCZ. Er absolvierte mit beiden Teams je sechs Spiele in der Champions League. Seine Arbeitsplätze waren das San Siro, das Bernabeu und das legendäre Highbury. Nun führt uns Aegerter ins dritte Untergeschoss eines Neubaus.

Sein neuer Arbeitsplatz ist weit weg vom Sonnenlicht, noch weiter weg vom Rampenlicht. Keine Probleme? «Nein überhaupt nicht. Ich wusste schon als Profi, welch unglaubliches Privileg ich habe.»

Seine neuen Arbeitskollegen wundern sich. Und alle anderen Büezer auch. Warum muss ein Mann mit diesem Leistungsausweis im Schweizer Fussball überhaupt noch arbeiten?

Aegerter schmunzelt, sagt: «Wie alle anderen auch: Um Geld zu verdienen. Wenn ein Fussballer nur in der Schweiz spielt, hat er kaum ausgesorgt. Ausser vielleicht, wenn er zehn Jahre für den FC Basel kickt.»

Morgen drückt er zwei Daumen

Büezer Aegerter hat 6 Jahre Thun und 5 Jahre FCZ auf dem Buckel. Wem drückt er am Mittwoch beim Cuphalbfinal die Daumen? Aegerter ganz diplomatisch: «Zum Glück habe ich ja zwei Daumen. Einen für Zürich, einen für Thun. Beide hätten die Finalteilnahme verdient.»

An den FC Lugano, seinen letzten Klub, erinnert er sich nicht so gerne. Das einjährige Gastspiel in der Challenge League zum Karriereende hätte er sich schenken können. «Da habe ich die Lust und Freude am Fussball verloren.»

Darum hat er sich auch gegen ein Engagement beim FC Wohlen und für das Leben als Elektriker entschieden. «Von der Challenge League habe ich genug.» 

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