Yanik Bucher ist ein halber Chinese
«Kung-Fu-Schwinger» träumt vom Eidgenössischen

Dank dem Zufall und seiner chinesischen Mutter ist Yanik Bucher (15) beim Schwingen gelandet. Bei den Junioren konnte er schon triumphieren, nun will er ans Eidgenössische.
Publiziert: 05.09.2018 um 10:53 Uhr
|
Aktualisiert: 01.11.2018 um 08:11 Uhr
Yanik Bucher will nach den Sternen greifen
4:10
Wird er der neue Schwingerkönig?Yanik Bucher will nach den Sternen greifen
Marcel W. Perren (Text) und Sven Thomann (Fotos)

Yanik Bucher sorgt im Schwingsport für Aufsehen. Vor knapp zwei Wochen hat sich der 15-jährige Gymi-Schüler aus Rothrist AG am Eidgenössischen Nachwuchsschwingertag zum König seiner Alterskategorie gekrönt. Bemerkenswert: Er ist ein halber Chinese – ein «Kung-Fu-Schwinger» greift an!

Yaniks Mama Lili ist in der 24-Millionen-Metropole Shanghai aufgewachsen. Papa Frank hat in jungen Jahren Eishockey in Wetzikon gespielt. Bis vor acht Jahren hat in der Familie niemand etwas mit Schwingen am Hut gehabt.

Und jetzt ist Yanik schon ein kleiner Gigant. Seine sechs Gegner am Nachwuchsschwingertag hat er mit sechs verschiedenen Schwüngen ins Sägemehl gedonnert. Und im Schlussgang hat der 75 Kilogramm leichte Supertechniker mit einem Hüfter den 110 Kilo schweren Freiburger Brocken Lukas Zbinden gebodigt.

1/7
Yanik Bucher posiert für BLICK.
Foto: SVEN THOMANN

Mit Kochkurs ins Sägemehl

Den Weg zum Schweizer Nationalsport geebnet hat ihm Mama Lili durch einen Zufall. «Ich habe bei einem ehemaligen Schwinger einen chinesischen Kochkurs gegeben», erzählt Lili Bucher. «Plötzlich habe ich in diesem Haushalt eine wunderschöne Glocke entdeckt. Ich habe zuerst vermutet, dass dieser Mann Kühe besitzen würde. Doch dann hat er mir erklärt, dass er diese Glocke beim Schwingen gewonnen hat. Nachdem er mir dann auch noch erklärt hatte, was Schwingen ist, habe ich mir gedacht, dass das ein schöner Sport für meinen Sohn sein könnte.»

Und tatsächlich: Kurz nach seinem siebten Geburtstag hat Yanik einen Schnupperkurs im Schwingkeller absolviert. Es war Liebe auf den ersten Blick. Bucher sagt mit einem Leuchten in den Augen: «Ich habe sofort gemerkt, dass das mein Sport ist.»

Neben dem Schwingen hat sich Yanik dann aber auch noch in den Ringsport verliebt – auch in dieser Disziplin ist er Schweizer Meister bei den Kadetten.

Yanik ist sich bewusst, dass er sich eines Tages für eine der beiden Sportarten entscheiden muss. «Diese Entscheidung wird vor allem von meiner körperlichen Entwicklung abhängen», glaubt der hochtalentierte Teenager. «Wenn ich noch ordentlich wachse und an Gewicht zulegen kann, werde ich voll auf die Karte Schwingen setzen. Wenn nicht, möchte ich mich in einer leichteren Gewichtsklasse im Ringen für die Olympischen Spiele qualifizieren.»

Vorderhand will der filigrane Bursche, der seit neun Jahren auch noch regelmässig und sehr gut Klavier spielt, sportlich zweigleisig fahren. Im nächsten Jahr wird er es im Sägemehlring erstmals mit den ganz Bösen zu tun haben. Für die Qualifikation am Eidgenössischen in Zug müsste Yanik in der Nordwestschweiz mindestens einen Kranz gewinnen.

Traum vom Eidgenössischen

«Ich freue mich wahnsinnig auf die ersten Vergleiche mit den erwachsenen Schwingern. Und natürlich habe ich auch schon einmal ans Eidgenössische in Zug gedacht. Allzu viele Gedanken möchte ich mir jetzt aber darüber noch nicht machen.»

Weil Yanik die Sprache seiner Mutter perfekt spricht, stellt sich zum Abschluss noch eine Frage: Was heisst «Ich will Schwingerkönig werden» auf Chinesisch? Der sonst so schlagfertige Yanik kommt erstmals ins Stottern: «Dieser Begriff existiert meines Wissens nicht im Chinesischen.» Das wird sich dank Yanik Bucher vielleicht schon bald ändern.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?