Kilian Wenger ist auf den Schwingplätzen im ganzen Land noch immer ein absoluter Publikumsliebling. Das Schwingervolk hat nicht vergessen, dass Wenger mit seinem Triumph 2010 das Schwingen in die Neuzeit geführt hat. Dank dem Königstitel des athletischen, damals 20-jährigen Sonnyboys, ist das Schwingen nochmals populärer geworden. «Ich spüre, dass ich immer noch beliebt bin und vom Publikum getragen werde», sagt Wenger.
Um den Berner Oberländer ist es in den letzten Jahren etwas ruhiger geworden. «Andere stehen halt jetzt mehr im Zentrum», sagt er. Denn in der Hierarchie steht der Schwingerkönig von 2010 nicht mehr ganz an der Spitze. Bei den erfolgsverwöhnten Bernern gibt es andere Teamleader. Und beim Blick über den eigenen Verband hinaus muss auch Wenger mit der Zunge schnalzen. «Ja, wenn ich einen Giger oder Orlik sehe, dann staune ich auch.»
Aber die letzten Leistungen stimmen Wenger zuversichtlich. Am Schwarzsee stand er nach fünf Siegen im Schlussgang. Ein Gestellter hätte zum ersten Kranzfestsieg in dieser Saison genügt. Aber einmal mehr unterlag er seinem ewigen Rivalen Matthias Sempach. «Da brauchte ich schon ein wenig Zeit, um das zu verarbeiten», sagt Wenger.
Jetzt, bei seinem Heimfest im Berner Oberland, winkt eine neue Chance. Am Fusse der Jungfrau in Grindelwald geht Wenger normalerweise Skifahren. Heute schwingt er und strebt den vierten Sieg bei seinem Heimfest an. Die grössten Widersacher kommen wie meist aus dem eigenen Verband. Der derzeit glänzend aufgelegte Matthias Sempach in erster Linie.
Das grosse Ziel ist für Wenger aber auch der Unspunnen-Schwinget in Interlaken. Träumt er von einem Sieg? «Ja, das wäre tatsächlich ein Traum.» Und wenn er wählen könnte: Unspunnensieg oder doch nochmals ein Königstitel? «Dann würde ich mich für einen zweiten Königstitel entscheiden.»
Aber auch wenn das nicht klappt, hat er auch andere grosse Pläne. Er hat in seiner Heimat im Diemtigtal das alte Schulhaus gekauft. «Da bin ich vor vielen Jahren in den Kindergarten gegangen.» Dieses riesige Gebäude will er in den nächsten Jahren sanieren und in Wohnungen umbauen. Gut möglich, dass Wenger bald mal im Zimmer wohnt, in dem er als kleiner Bub mit den Lego gespielt hat.