Darum gehts
Am Samstag hiess es für die stärksten Männer der Schweiz wieder: «Manne a d'Arbet!» Doch diesmal blieb das Sägemehl trocken – stattdessen schnürten die Schwinger auf dem Fussballplatz Tiergarten in Mels SG bei strahlendem Herbstwetter ihre Noppenschuhe. Beim alljährlichen Schwinger-Fussballturnier zeigte sich, dass man auch mit 120 Kilo Körpergewicht flink am Ball sein kann.
König Orlik tritt mit lädiertem Knie an
Rund um das Spielfeld duftete es nach Bratwurst und Pommes, Kinder rannten mit Autogrammkarten umher und die Schwinger zeigten sich noch nahbarer als gewohnt. «Ich schaue zwar doch noch lieber Schwingen, aber auch das hier macht Spass», sagte ein einheimischer Fan, der auf eine Bratwurst vorbeikam. «Ich habe das Gefühl, den Schwingern geht es ähnlich. Viele von ihnen sind wohl doch noch lieber im Sägemehl als auf dem Rasen.»
König Armon Orlik verneinte diese These zwar nicht, trotzdem genoss er es, dass er am originellen Turnier teilnehmen durfte: «In den Ferien war ich schon wandern, schwimmen und auf dem Velo. Nun mit dem Team wieder mal auf einem Fussballplatz zu stehen, macht grossen Spass. Das Knie ist jetzt zwar etwas verspannt, aber das Turnier liess ich mir nicht entgehen.» Mit einem Schmunzeln fügte er an: «Das grösste Problem war sowieso nicht das Knie, sondern die Sprints. Es war Sau streng!»
Regeln à la Schwinger
Damit die kräftigen Athleten ihren rustikalen Stil beibehalten konnten, wurden die Regeln leicht angepasst. Die Offside-Regel wurde kurzerhand gestrichen, und im Oberkörperbereich drückten die Unparteiischen gerne mal ein Auge zu. Der Spielbetrieb hatte es entsprechend in sich: 25 Minuten pro Match, grosses Feld und volles Tempo.
Wer dachte, Schwinger könnten nur Kurz und Gammen wurde schnell eines Besseren belehrt. Lautstark angefeuert von den Fans flogen die Bälle oft mit erstaunlicher Präzision über den Platz.
Die Nordostschweizer holen den Henkelpott
Als Turniersieger verliessen die Nordostschweizer rund um König Orlik den Platz. Nach dem verlorenen Startspiel steigerten sich die Einheimischen von Spiel zu Spiel und liessen im Finale den Bernern keine Chance. Mit 3:0 schickte die NOSV-Mannschaft die Equipe rund um Eidgenosse Patrick Gobeli ins Festzelt, obwohl sie zuvor noch nie in dieser Kombination gespielt hatten.
Trotzdem fiel auf, dass die Berner spielerisch gut organisiert waren. Man sah sofort, dass viele von ihnen nicht zum ersten Mal auf einem Fussballplatz standen. Ballkontrolle, Passspiel und Laufwege wirkten routiniert, teilweise schon fast professionell.
Die Innerschweizer, welche im Vorjahr noch im Finale standen, konnten nicht an ihre letztjährige Leistung anknüpfen. Sie verschossen ihr Pulver schon bei der ersten Begegnung. Mit 9:0 fegte der ISV die Nordwestschweizer Delegation vom Platz. Der Aargauer Publikumsliebling Sinisha Lüscher blieb trotzdem guter Laune. Der 19-Jährige war neben dem Schwingerkönig der gefragteste Mann auf Platz: «Nach dem ESAF sind die Selfie-Wünsche explodiert, aber ich bin gerne ein Vorbild für die Kinder.»
Wenn Guggen gegen Sennen antreten
Weil die Südwestschweizer dieses Jahr kein Team stellten, sprangen kurzerhand einige Melser Hobbykicker ein. Die Mannschaft bestand aus einer bunten Mischung von Guggenmusikanten, Männern aus dem Knabenverein und Skiklubmitgliedern. Auch wenn sie ausser Konkurrenz spielten, sorgten sie für gute Stimmung. «Es ist schöner als gedacht, gegen die Schwinger zu spielen. Man merkt, dass sie alle sehr ehrgeizig sind», sagte der Melser Teamkapitän Sandro Willi.
Mollis hatte Max, Mels hat Obelix
Das traditionelle Turnier wurde in Mels gross aufgezogen. Sogar an ein Maskottchen dachte man. Ein riesiger Obelix thronte neben dem Fussballfeld. «Er steht hier symbolisch für die Kraft der Schwinger. Eigentlich wollten wir ihm noch übergrosse Zwilchhosen anziehen», lachte Organisator Toni Walser.
Am Abend herrschte im grossen Festzelt Volksfeststimmung. Für die Schwinger wurde sogar die Schule zum Schlafplatz umfunktioniert – rund 30 von ihnen blieben über Nacht.
Bei einem «Schwinghosen-Zielwerfen» wurde zudem noch Geld für einen gemeinnützigen Verein gesammelt. Armon Orlik zeigte auch hier sein Können. Obwohl er seine Karriere noch lange nicht beendet, hängte er die Schwinghosen beim Wurfwettbewerb zielsicher an den Nagel. Kurzerhand setzte sich der König an die Spitze der Zwischenrangliste.
Siegerehrung mit Schaumkrone
Die Siegerehrung nach dem Finale hätte kaum schwingertypischer ausfallen können. Die Nordostschweizer, welche den mit Bier gefüllten Henkelpott in Empfang nehmen durften, verschütteten ihn nicht etwa. Brüderlich gaben sie die Trophäe herum und tranken daraus.
Legenden am Ball
Nach der Siegerehrung folgte das Highlight für Nostalgiker: Ein Legendenspiel. Fussballgrössen des FC Mels trafen auf Schwinger-Ikonen wie Willy Graber, Marcel Mathis und Mike Müllenstein. Diese Paarung endete spektakulär mit 3:3 und ging ins Penaltyschiessen, wo die ehemaligen Schwinger ihre Kaltblütigkeit bewiesen. Den erfahrenen Fussballern blieb nichts anderes übrig, als zu applaudieren.
Für die «Bösen» ist das polysportive Kapitel damit vorerst beendet. Nun warten wieder Schwing- und Kraftkeller auf sie. Das nächste Schwinger-Fussballturnier findet in der Südwestschweiz statt. Bis dahin dreht sich für die Schwinger wieder alles um Kränze statt Medaillen.
Das etwas andere «Grümpi» feierte am Samstag seine 34. Austragung. Das besondere Turnier entstand 1992 aus einer Wette heraus und hat sich seitdem zu einem festen Bestandteil im Kalender der Schwinger entwickelt.
Wie der «Schlussgang» weiss, begann die Geschichte des Turniers in einer feuchtfröhlichen Runde im Gasthaus Rose in Kerns. Der zweifache Schwingerkönig Ernst Schläpfer erzählte Heinz Huber, der früher auch aktiver Schwinger war, von gelegentlichen Fussballspielen zwischen Ostschweizer und Berner Schwingern. Huber, überzeugt von den fussballerischen Fähigkeiten der Innerschweizer, wettete prompt um ein Nachtessen, dass die Ostschweizer gegen die Innerschweizer keine Chance hätten.
Diese Wette führte zur Organisation des ersten Eidgenössischen Schwinger-Fussballturniers in Alpnach im Jahr 1992. Huber stellte eine Innerschweizer Mannschaft zusammen, die prominente Namen wie Leo Betschart, Werner Vitali und Harry Knüsel umfasste. Das Turnier wurde unter dem Motto «Schwinger tschutten für behinderte Kinder» als Benefizveranstaltung konzipiert.
Trotz widriger Wetterbedingungen, die das Spiel in die Sporthalle verlegten, war die erste Austragung ein grosser Erfolg. Überraschenderweise besiegten die erstmals zusammenspielenden Innerschweizer die erfahrenen Nordostschweizer Equipe rund um Ernst Schläpfer mit 3:0. Dieses Ergebnis legte den Grundstein für eine jährliche Tradition.
In den folgenden Jahren wuchs das Turnier stetig. Der zweite Samstag im Oktober wurde als fester Termin in die Kalender der Schwigner eingetragen. Seither hat sich das Turnier nicht nur sportlich, sondern auch karitativ weiterentwickelt. 1997 beispielsweise kam der Reinerlös dem querschnittgelähmten Zuger Toni Schillig zugute.
Mit 15 Siegen sind die Berner das erfolgreichste Team in der Geschichte des Turniers. Der Wanderpokal, den die Nordostschweizer nun ein Jahr behalten dürfen, ist ein begehrtes Symbol für die Verbindung von Schwingsport und Fussball.
Das etwas andere «Grümpi» feierte am Samstag seine 34. Austragung. Das besondere Turnier entstand 1992 aus einer Wette heraus und hat sich seitdem zu einem festen Bestandteil im Kalender der Schwinger entwickelt.
Wie der «Schlussgang» weiss, begann die Geschichte des Turniers in einer feuchtfröhlichen Runde im Gasthaus Rose in Kerns. Der zweifache Schwingerkönig Ernst Schläpfer erzählte Heinz Huber, der früher auch aktiver Schwinger war, von gelegentlichen Fussballspielen zwischen Ostschweizer und Berner Schwingern. Huber, überzeugt von den fussballerischen Fähigkeiten der Innerschweizer, wettete prompt um ein Nachtessen, dass die Ostschweizer gegen die Innerschweizer keine Chance hätten.
Diese Wette führte zur Organisation des ersten Eidgenössischen Schwinger-Fussballturniers in Alpnach im Jahr 1992. Huber stellte eine Innerschweizer Mannschaft zusammen, die prominente Namen wie Leo Betschart, Werner Vitali und Harry Knüsel umfasste. Das Turnier wurde unter dem Motto «Schwinger tschutten für behinderte Kinder» als Benefizveranstaltung konzipiert.
Trotz widriger Wetterbedingungen, die das Spiel in die Sporthalle verlegten, war die erste Austragung ein grosser Erfolg. Überraschenderweise besiegten die erstmals zusammenspielenden Innerschweizer die erfahrenen Nordostschweizer Equipe rund um Ernst Schläpfer mit 3:0. Dieses Ergebnis legte den Grundstein für eine jährliche Tradition.
In den folgenden Jahren wuchs das Turnier stetig. Der zweite Samstag im Oktober wurde als fester Termin in die Kalender der Schwigner eingetragen. Seither hat sich das Turnier nicht nur sportlich, sondern auch karitativ weiterentwickelt. 1997 beispielsweise kam der Reinerlös dem querschnittgelähmten Zuger Toni Schillig zugute.
Mit 15 Siegen sind die Berner das erfolgreichste Team in der Geschichte des Turniers. Der Wanderpokal, den die Nordostschweizer nun ein Jahr behalten dürfen, ist ein begehrtes Symbol für die Verbindung von Schwingsport und Fussball.
NOSV – Team Mels: 0:2
ISV – NWSV: 9:0
NOSV – BKSV: 0:0
ISV – Team Mels: 3:1
BKSV – NWSV: 3:0
NOSV – ISV: 1:0
Team Mels – NWSV: 4:1
BKSV – ISV: 2:0
NOSV – NWSV: 4:0
BKSV – Team Mels: 2:2
BKSV – NOSV: 0:3 (Finale)
NOSV – Team Mels: 0:2
ISV – NWSV: 9:0
NOSV – BKSV: 0:0
ISV – Team Mels: 3:1
BKSV – NWSV: 3:0
NOSV – ISV: 1:0
Team Mels – NWSV: 4:1
BKSV – ISV: 2:0
NOSV – NWSV: 4:0
BKSV – Team Mels: 2:2
BKSV – NOSV: 0:3 (Finale)