Mutter Beatrice öffnete für BLICK die Tür zu seinem Zimmer
Das ist Wengers Königreich

Kilian Wenger ist der König mit dem kleinsten Reich. Für BLICK öffnete Mutter Beatrice die Tür zu seinem Zimmer.
Publiziert: 23.08.2010 um 23:40 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:12 Uhr
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Von Sébastian Lavoyer (Text) und Pius Koller (Fotos)

Wie passt der Riese bloss in dieses kleine Bett? König Kilian I. ist 1,90 Meter gross und 100 Kilogramm schwer. Seine Schultern sind fast so breit wie sein Zimmer.

Er ist der Herrscher der Sägemehl-Ringe, aber sein ganz persönliches Reich ist nur knappe 10 Quadratmeter gross. Über seinem Bett hängt ein riesiges Poster: «Fahrdynamik und Kraft», so preist die Firma John Deere die Vorzüge ihrer Traktoren an.

Der Weg zu seinem kleinen Reich im Hubel, Horboden, ist gesäumt von Glückwünschen. Schon bei der Autobahn-Verzweigung Spiez-Wimmis steht auf einem Banner: «Kilian Wenger – Idol der Eidgenössischen Jugend». Die Frequenz der Lob-Schriften nimmt zu, je näher man seinem kleinen Reich kommt.

Entlang der Simme gehts das Tal hinauf. An Balkonen, auf Silos, an Türen und Fenstern – überall prangt sein Name.

Seine Mutter erinnert sich an die Anfänge: «Es war wenige Tage nach der Geburt seiner Brüder, den Zwillingen Marcel und Ruedi, als sein Vater ihn erstmals mit in den Schwingkeller nahm.» Kilian war knapp 9 Jahre alt. Und: «Es hat ihn schon beim ersten Mal gepackt.»

Zwei Jahre später brach er bei Abderhaldens Niederlage im Schlussgang in Tränen aus. Sein grosses Vorbild war geschlagen. «Da begann er langsam davon zu sprechen, dass er einmal Schwingerkönig werden will», erinnert sich Mutter Beatrice.

Um 16:50 Uhr fährt der König vor. In seinem kleinen weissen Opel. Mutter Beatrice wirft sich ihm um den Hals. Sie weint vor Freude. Mit Freunden hat sie ein Banner gemacht: «Heia Kile» steht da, und zwei Kronen sind drauf gemalt. Endlich ist er zu Hause.

Beatrice war 19 Jahre alt, als sie Kilian zur Welt brachte. «Er war nicht geplant, aber dann sehr gewollt», sagt sie. Kilian ist der älteste Mann im Haus. Vor zwei Jahren haben sich sein Vater Andres und Mutter Beatrice getrennt. Seine beiden kleinen Brüder, Marcel und Ruedi (11), sind stolz auf ihn: «Er ist unser Vorbild.»

«Im Frühling sprach Kilian das erste Mal von einer eigenen Wohnung», erzählt Beatrice. Genauer: Er sprach von einer WG. «Mit Roschi Ruedi, dem Sohn von Schwingerkönig Roschi David (König 1972), und Isler Markus.» Im Herbst könnte es so weit sein. Beatrice: «Mir ist lieber, er geht selbst, als dass ich ihn mit 35 Jahren rausschmeissen muss.»

Bisher hat er alle seine Pläne umgesetzt. «Schon in der 8. Klasse sagte er, dass er zwei Lehren machen will.»

Erst machte er eine Lehre als Metzger – nun steckt er in der Ausbildung zum Zimmermann. Schon bald wird er wohl ein neues Reich erobern.

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