Sie sieht gut aus und hat ein richtig scharfes Auge für den Schwingsport – Nicole Kurmann hat mit Bravour die Kampfrichter-Ausbildung vom Eidgenössischen Schwingerverband bestanden und wurde im letzten Dezember vom Oberaargauischen Schwingerverband als erste Kampfrichterin gewählt.
Ab dieser Saison wollte die Floristin, die als aktive Schwingerin neun Kränze gewonnen hat, die ersten Wettkämpfe bei den Männern richten. Doch die technische Kommission des ESV lässt keine Einsätze der jungen Frau zu.
Die Begründung vom technischen Leiter Samuel Feller: «Die Frauen haben ja ihren eigenen Schwinger-Verband. Deshalb sind wir der Meinung, dass Nicole Kurmann auch als Kampfrichterin bei den Frauen eingesetzt werden sollte.»
Feller lässt aber auch durchblicken, das bei der TK-Entscheidung zu Ungunsten von Frau Kurmann traditionelle Überlegungen eine Rolle gespielt haben: «Wir haben uns schon Gedanken gemacht, wie es aussehen würde, wenn am Unspunnen-Schwinget anstatt ein Mann im «Mutz» eine Frau in der Tracht als Kampfrichter im Einsatz wäre. Und wir haben uns gefragt, ob dafür die Zeit im Schwingen schon reif genug ist?»
Die Zeit für solche «Stilbrüche» ist in der konservativen Sägemehlschweiz aber offensichtlich noch nicht reif genug. Roger Brügger, vierfacher Eidgenosse aus Kurmanns Oberaargauer-Verband, schüttelt deshalb kräftig sein kantiges Haupt: «Wir haben seit Jahren grösste Probleme, um richtig gute Kampfrichter zu bekommen. Nun hätten wir mit Nicole endlich wieder einmal ein echtes Talent. Aber man lehnt sie ab, weil sie eine Frau ist. Dafür habe ich überhaupt kein Verständnis.»
Der Toggenburger Rekord-Kranzer- und Schwingerkönig Nöldi Forrer sieht es ähnlich: «Klar, Nicole hätte bei den Männern sicher keinen einfachen Stand. Aber ich traue ihr sehr wohl zu, dass sie den Job deutlich besser machen würde als einige männliche Kampfrichter, die regelmässig bei grossen Festen zum Einsatz kommen.»
Frauenschwarm Kilian Wenger, Schwingerkönig von 2010, äussert zu diesem Thema die gleiche Meinung wie der amtierende König, Matthias Glarner: «Man könnte Nicole Kurmann ja jetzt bei Hallen- oder kleinen Regional-Schwinfgesten auf ihre Wettkampftauglichkeit testen.»
Doch der ESV bleibt hart. Nicole Kurmann, welche diese Entscheidung nicht kommentieren will, wird in der kommenden Saison bei den Bösen keine Rolle spielen.