Darum gehts
- Joel Wicki gewinnt Kantonalschwingfest im Tessin
- Schwingen fasst Fuss südlich des Gotthards
- Ein «Böser» beendet seine Karriere in Biasca
Schwingen im Tessin? Ja, das gibt’s! Zum zweiten Mal überhaupt wurde am Samstag in der Sonnenstube der Schweiz ein Kantonalschwingfest durchgeführt. In der Leventina, wo sonst eher Eishockey dominiert, durfte Joel Wicki seinen 76. Kranzfestsieg feiern. In überlegener Manier marschierte der Entlebucher durch das letzte Kranzfest der Saison hindurch.
Keine sieben Minuten stand der Schwingerkönig von 2022 am Samstag im Sägemehl. Nach wenigen Sekunden konnte er seinen Schlussgang-Kontrahenten Marcel Bieri mit einem Kurz bezwingen und komplettierte so seine Sammlung an Kantonalfest-Siegen.
Springt das Schwing-Virus über den Gotthard?
Dass man sich in der Deutschschweiz bereits seit Jahrzehnten mit der Organisation solcher Schwingfeste auskennt, machte man sich in Biasca zu Nutze. Von weit her reisten Helferinnen und Helfer an, damit der «Schwing-Virus» auch südlich des Gotthards Fuss fasst.
Besonders die Urner halfen kräftig mit: Die Nachbarn aus dem Norden stellten einiges an Infrastruktur und sogar den Stadionspeaker für das Fest zur Verfügung.
Tessiner Schwingern gelingt bemerkenswerte Leistung
Doch auch viele Tessiner wollten sich nach dem ESAF ein eigenes Bild vom Schwingsport machen. Besonders in ihrem Fokus standen die neun einheimischen Akteure.
Auch wenn es für die Schwinger rund um Robin Crotta, der seine Kollegen als technischer Leiter des Tessiner Schwingerverbandes anführt, schlussendlich nicht für einen Kranz gereicht hat, ist die Verbandsleistung der Tessiner trotzdem bemerkenswert.
Ganze vier einheimische erreichten den Kranzausstich. Im Gespräch mit Blick war sich der 24-jährige Crotta deshalb sicher: «Wir haben unser Ziel erreicht.»
Innerschweizer Teilverbandsfest bald im Tessin?
Noch steckt der Schwingsport im Tessin zwar in den Kinderschuhen, doch das Potenzial ist da und die Organisatoren denken bereits gross.
Stimmen aus dem OK träumen davon, dereinst sogar das Innerschweizer Teilverbandsfest (ISAF) ins Tessin zu holen, um das Schwing-Virus endgültig im Tessin zu verankern.
Rücktritt eines Eidgenossen
Mit Matthias Herger hängte in Biasca ein «Böser» seine Zwilchhose an den Nagel. Bei Joel Wicki bleibt der Knall vorerst aus. Ob das sein letztes Schwingfest war, verrät Wicki nicht. Gegenüber Blick hält er sich bedeckt: «Jetzt gehe ich erstmal auf die Jagd, dann schaue ich weiter.»
Hergers Pläne hingegen sind bekannt. Der zweifache Eidgenosse erwartet Ende Jahr Nachwuchs. «Auf die Zeit mit meiner Familie freue ich mich jetzt am meisten», sagt der 30-jährige Altdorfer nach seinem Rücktritt.