Darum gehts
Marius Frank (20)
Er zählt zu den grossen Hoffnungen der Nordwestschweizer. In dieser Saison liess Frank seine grossen Qualitäten mehrfach aufblitzen. Am Aargauer Kantonalen bodigte der 20-Jährige drei Eidgenossen. Und marschierte so zu seinem ersten Kranzfestsieg. «Ich konnte mir selber zeigen, was ich kann. Das gab mir sehr viel Selbstvertrauen», erklärt er. Experten trauen ihm auch deshalb viel zu, weil er die optimale Postur für den Schwingsport mitbringt: Frank ist fast zwei Meter gross und gut 115 Kilo schwer. Früher versuchte er sich im Karate. Dort vermisste er aber den Zweikampf. Diese Komponente fand er mit acht Jahren im Schwingen. Damals träumte Frank von einem Eidgenössischen Kranz. Dieses Ziel hat er in Mollis GL erreicht. Nun will der ehrgeizige Frank mehr. Und dafür hat er sich beste Voraussetzungen geschaffen: Sein Geschichtsstudium ermöglicht ihm eine flexible Gestaltung seiner Trainingswoche.
Lukas Bissig (22)
Die Könige Christian Stucki und Kilian Wenger trauten ihm bereits am diesjährigen ESAF eine Überraschung zu. Nach ganz vorne reicht es Bissig (noch) nicht. Trotzdem war der 22-jährige Urner der beste Innerschweizer. Wie bereits ein Jahr zuvor am Jubiläumsfest. Sollte König Joel Wicki wie erwartet nicht bis zum nächsten ESAF schwingen, dürfte Bissig in Thun der grösste Innerschweizer Trumpf sein. Auch er bringt wie Frank die perfekten Voraussetzungen mit, bei einer Grösse von 1,92 Metern und einem Gewicht von 118 Kilo. Das Schwinger-Gen hat er von seinem Vater Stefan, der wie Lukas ein Kranzfest gewinnen konnte. Vor den Schwingfesten analysieren sie zu Hause jeweils den Gegner im ersten Gang. Dass Bissig bereits mit vielen sehr guten Schwingern mithalten kann, bewies er in den letzten Wochen. Auf der Schwägalp bodigte er den 150-Kilo-Brocken Domenic Schneider. Und am ESAF liess er sich vom Berner Eidgenossen Curdin Orlik nicht bezwingen.
Fabio Hiltbrunner (20)
Nach seinem Sieg am letztjährigen Jubiläumsfest waren sich alle einig: Der Berner gehört mindestens zu den gefährlichsten Aussenseitern am ESAF. Doch statt weiter für Furore zu sorgen, musste sich Hiltbrunner einer Operation unterziehen. Die Schulter, die dem 20-Jährigen seit einiger Zeit Probleme bereitet hatte, zerstörte seine Saison. Das ändert jedoch nichts an seinem grossen Potenzial. Wer König Joel Wicki aufs Kreuz legen kann, hat das Zeug für nach ganz oben. Der ehemalige Geschäftsführer des Verbandes, Rolf Gasser, sagte einst über Hiltbrunner: «Er erinnert mich in der Art, wie er schwingt, ein wenig an Jörg Abderhalden, Christian Stucki oder Ruedi Hunsperger.» Alle drei dürfen sich Schwingerkönig nennen. Wenn Hiltbrunner sich weiter so entwickelt und verletzungsfrei bleibt, scheint ein solcher Titel möglich.
Sinisha Lüscher (19)
Publikumsliebling ist der 19-Jährige bereits. Nun will er bald auch zu den Anwärtern auf die Königskrone zählen. Dass nicht mehr sehr viel fehlt, zeigte Lüscher am ESAF. Nach sieben Gängen hatte er den Kranz auf sicher. Die Krönung einer starken Saison – inklusive des ersten Kranzfestsiegs. Eine seiner grössten Waffen ist der Rumpf. Am Boden kann ihn kaum jemand überdrehen. Daran scheiterte Fabian Staudenmann im Kampf gegen den Nordwestschweizer. Um sich optimal entwickeln zu können, fährt Lüscher einmal in der Woche knapp eine Stunde ins Bernbiet. Dort trainiert er mit Staudenmann und Co. Potenzial hat er noch bei der Ernährung und beim Schlaf. Wird er in diesem Bereich noch professioneller, dürfte er in drei Jahren ganz gefährlich werden. Was einige Experten zweifeln lässt, ist die Grösse. Mit seinen knapp 1,80 Metern ist er den anderen Spitzenschwingern deutlich unterlegen. Sogar zum klein gewachsenen König Joel Wicki fehlen ihm drei Zentimeter.
Marcel Räbsamen (24)
In der neuen Trainingsgruppe um den dreifachen Schwingerkönig Jörg Abderhalden machte keiner derart grosse Fortschritte wie der Toggenburger. Seine rasante Entwicklung gipfelte schliesslich im Sieg auf der Schwägalp. Eine unglaubliche Leistung, wenn man bedenkt, dass er in der letzten Saison kurzzeitig die Freude am Schwingsport verloren hatte. «Zeitweise war ich zu verkrampft», sagte der 24-jährige Maurer. Neuerdings hört er vor den Gängen keine Techno- und Hardstyle-Musik mehr. «Ich sauge einfach die tolle Stimmung am Schwingfest auf.» Das scheint den St. Galler Eidgenossen zu beflügeln. Aktuell ist er vor allem für seine starke Verteidigung bekannt. So liess er in dieser Saison unter anderem Fabian Staudenmann verzweifeln. Wenn es Räbsamen schafft, regelmässig gegen die ganz Bösen zu gewinnen und die Mittelschwinger aus dem Weg zu räumen, ist ihm vieles zuzutrauen.