Hausbesuch bei Schwingerkönigin Sonia Kälin in Giswil
«Ich liebe das Familienchaos»

Die vierfache Schwingerkönigin steht selbst nicht mehr im Sägemehl – doch der Sport hat Sonia Kälin nie losgelassen. Seit dieser Saison kommentiert sie als Expertin. Zur Freude ihrer Töchter, die bereits fleissig üben, um in Mamas Fussstapfen zu treten.
Publiziert: 14.07.2025 um 19:00 Uhr
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Aktualisiert: 14.07.2025 um 19:06 Uhr
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Schwingerkönigin Sonia Kälin (l.) zeigt ihr chaotisches Familienglück mit Mann Stefan Halter und den beiden Töchtern Lena (l.) und Noemi.

Darum gehts

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Vanessa Nyfeler
Schweizer Illustrierte

«Nöd esse, Lena! Das isch für d Fisch!» Sonia Kälin (40) lacht, während sie sich zu ihrer vierjährigen Tochter beugt, die mit grossen Augen das Fischfutter zwischen den Fingern betrachtet. «Aber es schmöckt fein!», protestiert Lena und schaut zu den Goldfischen, die gierig im kleinen Teich zappeln. Keine Minute später ist das Thema Fischfutter vergessen: «Chomm, mir gönd go Blaubeeri pflücke!», ruft Sonia, greift Lenas Hand – und spaziert mit ihr durch den heimischen Garten in Giswil OW.

Artikel aus der «Schweizer Illustrierten»

Dieser Artikel wurde erstmals in der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.

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Lena pflückt eine Handvoll Beeren, schiebt sie sich in den Mund, mustert gleichzeitig ihre zwei Jahre jüngere Schwester Noemi, die neben ihr sitzt. Das Haar der beiden steht in alle Richtungen, zerzaust vom Herumtoben. Denn ihr Garten ist Spielplatz, Beerenparadies und Naturlehrbuch in einem. «Sie dürfen sich frei austoben. Es gibt praktisch keine Regeln. Sie sollen einfach Kind sein dürfen», sagt Kälin, während Lena erneut den Strauch nach reifen Früchten absucht. Da kommt Papa Stefan Halter (37) mit den Giesskannen dazu. «Und, wer möchte giessen?»

Daheim in Giswil OW ist der Sommer am schönsten, finden Sonia Kälin, ihr Mann Stefan Halter und die gemeinsamen Töchter Lena (l.) und Noemi.
Foto: Joseph Khakshouri

Alles darf, nichts muss

Zwischen Beerensträuchern und Sandkasten wächst bei Familie Kälin nicht nur Gemüse, sondern auch Begeisterung. «Diese Rüebli habe ich selber angepflanzt!», meint Lena stolz und schnappt sich die Giesskanne. Dass ihre Karotten mittlerweile im Wasser schwimmen, stört sie wenig. Sonia Kälin lacht: «Es geht bei uns ums Erlebnis, nicht um Effizienz.» Der Garten ist ihr kleines Familienuniversum. «Alle helfen mit, wann und wie sie möchten.» Nur eines ist klar geregelt: Das Rasenmähen übernimmt ausschliesslich Gatte Stefan. «Unser alter Mäher ist so sperrig, den bringe ich gar nicht an», erzählt Kälin.

Lena (l.), Noemi und Mama Sonia – bei den Kälins gehört Lachen einfach dazu.
Foto: Joseph Khakshouri

Am liebsten verbringt die Familie ihre Sommertage zu Hause oder bei den Nachbarn, wo es einen Pool gibt. «Wir sind absolute Badenixen», so Kälin. Wenn sie nicht gerade im Wasser sind, balancieren sie auf der Slackline oder sind in der Natur. «Es sind die kleinen Dinge, die den Sommer für uns ausmachen.» Und doch gibt es Pläne: «Den Oeschinensee möchten wir den Kindern unbedingt mal zeigen. Und irgendwann auch das Meer. Lena fragt manchmal, wie gross das Wasser dort sei. Sie kann sich das gar nicht vorstellen.»

Statt Schwingen steht heute Kitzeln auf dem Programm: Sonia Kälin zeigt im Garten vollen Mama-Einsatz.
Foto: Joseph Khakshouri

Beruflich neu verwurzelt

Nicht nur im Garten blüht es – auch Sonia Kälin ist in ihrem neuen Alltag aufgegangen. Vor weniger als einem Jahr hat sie nach 15 Jahren ihren Beruf als Sek-Lehrerin an den Nagel gehängt. Vermisst hat sie den Job bisher kaum – er habe mit der Zeit an ihrer Energie genagt. «Aber meine Schüler fehlen mir schon ab und zu.» Mit einigen steht sie noch über Social Media in Kontakt – und freut sich, wenn plötzlich ehemalige Schülerinnen und Schüler als werdende Eltern oder Berufseinsteigerinnen in ihrer Timeline auftauchen.

Neu ist Sonia Kälin selbstständig als Eventmoderatorin tätig, kommentiert ausserdem Schwingfeste für den TV-Sender Swiss1 und ist natürlich weiterhin als Schiedsrichterin in der SRF-Sendung «Donnschtig-Jass» zu sehen. Sie liebt die Mischung: «Es ist schön, wieder so nahe am Schwingsport zu sein. Und ich freue mich riesig auf den ‹Donnschtig-Jass›, da darf ich diesen Sommer in der ganzen Schweiz unterwegs sein.»

Die Heidelbeeren muss sich Noemi erst verdienen. Doch das Pflücken macht ihr mindestens so viel Spass wie das Naschen.
Foto: Joseph Khakshouri

Ein Umbruch, der sie belebt, aber auch fordert. «Klar gibts bei der Selbstständigkeit Unsicherheiten. Aber ich durfte viele neue Kontakte knüpfen, es ist gut angelaufen.» Gerade macht sie auch eine Weiterbildung zur Bäuerin. «Ich habe jetzt mehr Zeit für Dinge, die mich wirklich gluschtig machen.»

Ihr Mann Stefan, selbstständiger Bewegungsexperte, erlebt sie nicht als grundsätzlich veränderte Frau – aber nach wie vor als mutige: «Was ich an Sonia bewundere, ist ihr unerschütterlicher Wille. Sie gibt immer alles.» Und was schätzt sie an ihm? «Stefan hat ein feines Gespür. Er spürt so viel und vertraut darauf. Davon könnte ich mir manchmal eine Scheibe abschneiden.»

Klettern, lachen, draussen sein: Für Sonia, Lena, Noemi und Stefan ist der Garten der schönste Abenteuerspielplatz.
Foto: Joseph Khakshouri

Kleine Pausen, grosse Wirkung

Während sich ihr Leben neu sortiert, sorgen ihre zwei kleinen Energiebündel Lena und Noemi für den meisten Wirbel. Das Paar achtet deswegen auf Ausgleich. «Wenn wir mal Zeit für uns haben, gehen wir Velo fahren oder einfach zusammen baden», sagt Kälin. «Wir schauen, dass der andere seine Auszeiten bekommt.» Während Noemi am Nachmittag meist schläft, darf Lena dann schon lernen, wie wertvoll eine ruhige Stunde allein sein kann.

Wenn gespielt wird, dann selten mit Prinzessinnen oder anderen klassischen Kindheitshelden – Lena und Noemi schwärmen lieber für Schwingerköniginnen. «Und für Odi!», ruft Lena dazwischen. Und wer so grosse Vorbilder hat, übt im Garten selbstverständlich auch fleissig – nur eben in einer ganz anderen Sportart: dem Schwingen, ganz wie Mama.

«Eigentlich soll das Gehege die Vögel von den Beeren fernhalten, aber es hilft auch gegen unsere zwei kleinen Schleckmäuler», sagt Stefan Halter und lacht.
Foto: Joseph Khakshouri

Ob die Mädchen einmal in die Fussstapfen der Schwingerkönigin treten? «Wir würden sie sicher unterstützen», sagt Halter. «Aber sie dürfen alles machen, was ihnen Freude bereitet – ganz egal, ob Spitzensport oder nicht.» In Sachen Erziehung tickt das Paar, das seit 2018 verheiratet ist, ganz ähnlich: «Wir geben unser Bestes, um unsere Mädchen zu fördern. Aber wir finden auch, dass sie Grenzen brauchen.» Besonders wichtig: Humor, Gelassenheit – und die Freude an schönen Augenblicken.

Idylle ganz nah: Der Gartenteich ist für Sonia Kälin und Stefan Halter Rückzugsort und Kraftquelle zugleich.
Foto: Joseph Khakshouri

Wie kürzlich, als Lena das Zählen übte – und Noemi plötzlich mit «sechs, siebä, acht, nüün, zääh» einstieg, obwohl sie noch gar nicht zählen kann. «Wir haben nur noch gelacht. Solche Momente lassen das Herz aufgehen.» In diesem Sinne: Auf viele weitere Sommermomente, die der Familie bleiben!

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