«Die Frage kommt oft, ob Armon mit mir verwandt ist»
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Schwinger-Bruder ist Polizist:«Die Frage kommt oft, ob Armon mit mir verwandt ist»

«Es war eine schwierige Zeit»
Eidgenosse Curdin Orlik blickt auf sein Outing zurück

Curdin Orlik ist inzwischen dreifacher Eidgenosse. Wenige Tage nach seinem Kranzgewinn am ESAF spricht der Bündner bei SRF über seine Leistung – und darüber, wie er die Zeit seit seinem Outing erlebt hat.
Publiziert: 00:29 Uhr
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Curdin Orlik holte am ESAF in Mollis seinen 73. Kranz – er ist dreifacher Eidgenosse.
Foto: Sven Thomann
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Marco MäderStellvertretender Leiter Sport-Desk

Er tue es für seinen Sohn. «Ihn will ich auf gar keinen Fall anlügen.» Mit diesen Worten outete sich Curdin Orlik (32) im März 2020 im Magazin des Tages-Anzeigers als homosexuell – als erster noch aktiver männlicher Spitzensportler in der Schweiz.

Mehr als fünf Jahre nach seinem Outing blickt der 32-Jährige auf die seither vergangene Zeit zurück. «Das hat Mut gebraucht», sagt er am Donnerstagabend bei «Gredig direkt» auf SRF. «Im Nachhinein bin ich froh, dass ich es gemacht habe. Das war etwas vom Mutigsten, was ich in meinem Leben gemacht habe. Es hat mich als Menschen weitergebracht.»

Curdin Orlik schwingt für die Berner. Sein zwei Jahre jüngerer Bruder Armon, der frisch gekrönte König, ist für die Nordostschweizer aktiv. Curdin ist dreifacher Eidgenosse: Er holte in Zug 2019, in Pratteln 2022 und am letzten Wochenende in Mollis den Kranz. Im Frühling 2016 wurde er zusammen mit seiner damaligen Partnerin Vater eines Sohnes.

Die Reaktion der Mama war schön

Während der Sendung wird Orlik immer wieder emotional. Zwischendurch kommen ihm die Tränen – weil ihm der Königstitel seines Bruders extrem viel bedeutet. Und auch, weil der Single-Mann turbulente Zeiten hinter sich hat. «Es war eine schwierige Zeit, kurz nach dem Outing. Es kam so viel hoch, von der Kindheit und aus der Vergangenheit. Der ganze Rummel, das war sehr viel», sagt er.

Aufgewachsen ist Orlik mit drei Brüdern in einer katholischen Familie in Maienfeld GR, mitten in der Bündner Herrschaft. Zuerst vertraute er sich seinen engsten Bezugspersonen an. «Bei den Eltern brauchte es viel Überwindung. Man hat Angst, dass man nicht akzeptiert wird, dass man verstossen wird von der Familie und von den Freunden. Aber meine Mutter hat sehr gut reagiert. Wir waren an meinem Geburtstag essen. Ich sagte ihr zuvor, dass ich mit ihr reden müsse. Da sagte sie von sich aus: ‹Gell, du bist schwul›. Das war schön.»

Es habe schon auch negative Reaktionen gegeben, meint Orlik weiter. Doch das Positive überwiege – auch im Schwingsport, der durchaus als konservativ gilt. «Am ESAF kamen viele Menschen auf mich zu und haben mir zu meiner Leistung gratuliert. Und dann sagten sie mir: ‹Du hast das ganz stark gemacht mit deinem Outing.› Ich empfinde die Schwingfamilie nicht als konservativ, sondern eher als offen, friedlich und fair.»

Die Frage bleibt: Warum muss man sich heutzutage überhaupt noch outen? Eigentlich sollte es längst normal sein, wenn ein Mann Männer liebt. Orlik: «Es ist nicht überall legal, schwul zu sein. Das gibt mir zu denken. Deshalb müssen wir für unsere Rechte auch einstehen.» Er merke, dass er für viele queere Menschen ein Vorbild sei. «Ich verstehe jeden, der Angst hat, sich zu outen. Aber für mich ist es gut herausgekommen, ich konnte mich weiterentwickeln.»

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