Samuel Giger, Sie kehren am Sonntag in Hallau nach einer Schulterverletzung wieder ins Sägemehl zurück. Wie gehts?
Samuel Giger: Die Schulter ist wieder gesund. Ich habe sie diese Woche im Schwingtraining ein letztes Mal getestet, ich fühle mich gut.
Wie haben Sie die Pause verbracht?
Mit Arbeiten und Trainieren. Drei- bis viermal pro Woche habe ich an Kraft und Kondition gefeilt, das ging auch mit der Verletzung.
Sie konnten am Luzerner Kantonalen zwar nicht antreten, waren aber trotzdem in Willisau. Auch, um die Konkurrenz zu studieren. Was ist Ihnen aufgefallen?
Dass es eine Reihe starker Konkurrenten gibt, die schon sehr gut in Form sind. Sowohl körperlich als auch mental machen mir ein paar einen sehr robusten Eindruck.
Pirmin Reichmuth zum Beispiel?
Er auch, er hat körperlich gut zugelegt und vom Gefühl und der Technik her war er immer schon stark. Wenn er gesund bleibt, wird er im August gute Chancen haben.
Welche Ziele setzen Sie sich für diese Saison?
(Räuspert sich.) Ich will an jedem Schwingfest meine beste Leistung bringen. Ausserdem hoffe ich, dass ich meine neuen Schwünge bringen kann. Und das Eidgenössische in Zug ist das grösste Ziel.
Was heisst das konkret?
Nach meinen Leistungen letztes Jahr und in den Jahren davor sind die Erwartungen von aussen extrem gewachsen. Aber für mich ist auch klar, dass ich nicht schlechter sein will als letzte Saison.
Letztes Jahr haben Sie alles dominiert, jedes Fest gewonnen. Sie sind der Top-Kandidat für den Königs-Titel.
Das ist ja auch in Ordnung. Aber es ist schon lustig, wie sich die Erwartungshaltung ändert: Wenn du mal ein Fest nicht gewinnst, hast du für manche den ganzen Tag schlecht geschwungen und wirst fast schon abgeschrieben. Dann kommen die Fragen, alle wollen wissen, was da los ist. Auch wenn man mit sich zufrieden ist. Der Druck von aussen ist gross.
Macht Ihnen das Probleme?
Bis jetzt überhaupt nicht. Ich bekomme es einfach gut hin, dass ich mir dazu nicht viele Gedanken mache. Das kann ich gut, nicht zu viel studieren. Bis anhin.
Sie haben einen neuen Job, sind nicht mehr Zimmermann, sondern arbeiten für eine Abbruchfirma. Das passt zu Ihrem Schwingstil.
(Lacht.) Ja, wenn Sie so wollen. Aber ich bin nicht für Abbruch und Rückbau zuständig, sondern als Lastwagenfahrer angestellt.
Klingt nach einem einsamen Job.
Ist es überhaupt nicht. Klar, manchmal ist man allein unterwegs. Aber ich transportiere ja entweder Maschinen oder Material auf eine Baustelle oder davon weg, da kommt man mit vielen Leuten in Kontakt.
Was fasziniert Sie an der Arbeit?
Das Entscheidende ist das Manövrieren mit dem grossen Gefährt, ich finde das cool. Für mich muss es möglichst lang, breit und schwer sein. Wenn ich einen 25-Tonnen-Bagger hinten drauf habe, bin ich mit total 55 Tonnen unterwegs. Das fordert einen beim Fahren, das gefällt mir.
Schon mal vom Navi in eine verzwickte Situation geführt worden?
Bis jetzt noch nicht. Aber ich mag es, wenn es ein bisschen eng ist, wenn man zirkeln muss. Da musst du als Chauffeur bei der Sache sein, das ist eine zusätzliche Herausforderung. Das finde ich geil.
War LKW-Fahrer für Sie ein Bubentraum?
Eigentlich nicht, das hat sich entwickelt. Klar haben mich grosse Maschinen fasziniert, aber wir Bauernkinder bekommen das halt auch früh mit. Ich habe mit 14 die Traktoren-Prüfung gemacht und bin da mit Traktor und Heuballen-Anhänger herumgefahren. Das war lässig, da ist man schon ein bisschen rumgekommen.
Ihr Stiefvater führt ein eigenes Transportunternehmen. Übernehmen Sie das dereinst?
Das ist sicher im Hinterkopf. Aber gleichzeitig ist es ein entferntes Ziel, im Moment hat anderes Priorität: Schwingen.
Wie wirkt sich Ihr neuer Job auf den Sport aus?
Es ist weniger körperliche Arbeit als vorher. Das hilft sicher, ich kann so fokussierter arbeiten, gezielter trainieren. Und dadurch, dass tagsüber auf der Strasse der Kopf gefordert ist, ist das Schwingen für mich ein guter Ausgleich.
Samuel Giger ist zwar gerade erst 21 Jahre alt, aber schon einer der Bösesten des Landes. Sein erstes Kranzfest gewann der Thurgauer aus Ottoberg 2015 mit 17 Jahren. Als einer der jungen Wilden eroberte der gelernte Zimmermann 2016 die Schwingwelt im Sturm mit dem Schwägalp-Sieg und dem 2. Platz beim Eidgenössischen in Estavayer. Die Saison 2018 verlief für Giger mit sechs Kranzfestsiegen bei ebenso vielen Festen perfekt. Total hat er schon 13 Triumphe angehäuft.
Samuel Giger ist zwar gerade erst 21 Jahre alt, aber schon einer der Bösesten des Landes. Sein erstes Kranzfest gewann der Thurgauer aus Ottoberg 2015 mit 17 Jahren. Als einer der jungen Wilden eroberte der gelernte Zimmermann 2016 die Schwingwelt im Sturm mit dem Schwägalp-Sieg und dem 2. Platz beim Eidgenössischen in Estavayer. Die Saison 2018 verlief für Giger mit sechs Kranzfestsiegen bei ebenso vielen Festen perfekt. Total hat er schon 13 Triumphe angehäuft.
Sie arbeiten hundert Prozent, verzichten weiterhin auf Sponsorengelder. Andere Schwingkollegen verdienen gutes Geld mit Werbe-Deals. Wissen Sie, wie viel Ihnen schon durch die Lappen gegangen ist?
Das habe ich mir noch nie überlegt, ganz ehrlich. Ich weiss schon, wie gross die Beträge sind, die mir angeboten wurden. Aber ich mache mir darüber nicht viele Gedanken. Ich studiere lieber am Schwingen herum als an solchen Sachen.
Was haben Sie denn gegen Sponsoren?
Nichts. Ich will mir aber keinen zusätzlichen Druck aufladen. Wer Sponsoren hat, muss Kompromisse eingehen, Auftritte absolvieren. Das ist auch in Ordnung so, der Sponsor will ja eine Gegenleistung. Aber ich will mich bis zum Eidgenössischen auf das Schwingen konzentrieren. Danach sieht es anders aus, dann wird sich sicher etwas ergeben.
Und dann werden Sie zum Influencer?
(Lacht.) Mit Sicherheit nicht. Ich habe kein Interesse daran, von mir alles preiszugeben. Auch wenn ich unter Kollegen durchaus locker drauf bin und lustig sein kann. Aber es will doch kein Mensch wissen, ob ich kalt oder warm dusche. Bei so was mache ich auch in Zukunft nicht mit.
Wurden Sie das schon einmal gefragt?
Es gab ein paar Sachen, die gingen in diese Richtung. Ich frage mich manchmal schon, warum man solche Dinge öffentlich macht. Da gibt es Influencer, die stellen tatsächlich einen Instagram-Post online, wenn sie duschen gehen. So ein Unsinn. Wen interessiert denn so etwas?
Wenn im Hintergrund das richtige Duschgel steht, kann man damit Geld verdienen.
Das ist wohl so. Vielleicht bin ich stur, aber das ist einfach nichts für mich.
Sind Sie überhaupt auf Facebook und Instagram?
Nein. Als Facebook aufkam, war ich zwar in der Oberstufe, das hätte vom Alter her gepasst. Aber es hat mich nie gereizt, ich hatte nie das Gefühl, ich verpasse etwas. Mittlerweile ist Instagram ja ohnehin wichtiger als Facebook – aber auch das brauche ich nicht. Ich bin einfach nicht der Typ dafür.
Wenn Sie dereinst Sponsoren haben, müssen Sie in den sozialen Medien aber aktiver werden.
Das ist mir klar. Das werden wir anschauen, wenn es so weit ist. Mir ist einfach wichtig, dass das, was von mir öffentlich ist, Hand und Fuss hat. Ich merke, dass ich offener werde, mehr Verständnis habe für Medien und auch für Sponsoren. Ich bin sicher reifer geworden diesbezüglich.
Zurück ins Sägemehl: Wir haben noch nicht viel von Ihnen gesehen diese Saison. Sie haben vorhin neue Schwünge erwähnt. Welches Ass haben Sie noch im Ärmel?
Das würden Sie gerne wissen! Das sehen Sie dann.
Nordostschweizer in Hallau SH
Armon Orlik – Remo Käser
Samuel Giger – Marcel Mathis
Samir Leuppi – Christian Gerber
Michael Bless – Lario Kramer
Roger Rychen – Andreas Döbeli
Marcel Kuster – Erich Fankhauser
Domenic Schneider – Joel Strebel
Arnold Forrer – Tobias Krähenbühl
Baselbieter in Läufelfingen BL
Nick Alpiger – Mike Müllestein
Patrick Räbmatter – Curdin Orlik
Roger Erb – Andreas Ulrich
Christian Brand – Mario Thürig
In der Nordostschweiz sind alle Augen auf Armon Orlik und Samuel Giger gerichtet. Wie schlägt sich Giger nach der Verletzungspause? Und setzt Orlik seine perfekte Serie nach vier Kranzfestsiegen 2019 fort? Im Baselbiet (Favorit Nick Alpiger) steht Mario Thürig im Fokus. Der Aargauer gibt nach elf Monaten Verletzungspause sein Comeback.
Nordostschweizer in Hallau SH
Armon Orlik – Remo Käser
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Baselbieter in Läufelfingen BL
Nick Alpiger – Mike Müllestein
Patrick Räbmatter – Curdin Orlik
Roger Erb – Andreas Ulrich
Christian Brand – Mario Thürig
In der Nordostschweiz sind alle Augen auf Armon Orlik und Samuel Giger gerichtet. Wie schlägt sich Giger nach der Verletzungspause? Und setzt Orlik seine perfekte Serie nach vier Kranzfestsiegen 2019 fort? Im Baselbiet (Favorit Nick Alpiger) steht Mario Thürig im Fokus. Der Aargauer gibt nach elf Monaten Verletzungspause sein Comeback.