Bieri ist nicht nur tierisch stark, der 29-Jährige gehört auch konditionell zu den Besten im Reich der Bösen. Dass der 189 cm lange, 115 kg schwere Sohn von Ex-Kranzschwinger Max Bieri eine Pferdelunge besitzt, ist auch auf seine Jugendzeit zurückzuführen. Christoph ist auf einem abgelegenen Bauernhof in Untersiggenthal AG aufgewachsen.
Fitt dank Bubenstreichen
Weil er als Kind ein richtiger Schlingel war, musste er nach der Schule den steilen Schlussaufstieg zum Hof häufig aus eigener Kraft bewältigen. «Wenn ich nicht brav gewesen bin, haben mir meine Eltern zur Strafe den Töffli-Schlüssel weggenommen. So musste ich den mühsamen Schulweg zu Fuss bewältigen. Darum kann ich behaupten, dass sich meine Bubenstreiche zumindest positiv auf meine Fitness ausgewirkt haben.»
Bieri hat im hintersten Winkel des Rüeblilands aber auch einen ausgeprägten Weitblick entwickelt. Während auch heute noch viele Schwinger am «Kantönli-Geist» kranken, hat der gelernte Lastwagenmechaniker in der Sägemehl-Schweiz schon einige Mauern durchbrochen. Im Wettkampf gibt er zwar alles für seinen Nordwestschweizerverband, einmal in der Woche trainiert er aber im Bernbiet mit dem Schwingklub von Matthias Sempach, gegen den er in den vier letzten Wettkampf-Duellen einen Sieg und drei Remis erkämpfte.
Bieri trainiert oft mit Innerschweizern
Und weil der Luzerner Eidgenosse Alain Müller zu seinen besten Freunden gehört, trainiert Bieri auch oft mit den Innerschweizern. Darum wird er richtig wütend, wenn Gästeschwinger bei ihm in der Nordwestschweiz unfair behandelt werden. Wie vor vier Jahren am NWS in Grenchen, als Bieri trotz dem dritten Schlussrang wegen dem Schwyzer Andi Ulrich stinksauer auf seine Verbandsführung war: «Als Sportler bin ich der Meinung, dass der beste Schwinger die Möglichkeit haben soll, sich im Schlussgang den Tagessieg zu holen – unabhängig von seiner Herkunft. Doch dies wusste die NWS-Einteilung im Fall von Ulrich mit allen Mitteln zu verhindern. Das darf nicht sein!»
Mit seiner geradlinigen Art hat der 18-fache Kranzfestsieger auch schon gefährliche Tiere in den Griff bekommen: Vor dem letzten Eidgenössischen hat er im Tierpark von René Strickler in souveräner Manier Tiger dressiert.