Unwetter zwingt Bern-Jurassisches zum Unterbruch
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Zuschauer fliehen ins Zelt:Unwetter zwingt Bern-Jurassisches zum Unterbruch

Der grosse Schwing-Check
Schwinger-Boss widerspricht König – Sorgen um Talent nach Schock-Szene

Was läuft in der Schwingerszene? Blick liefert die heissesten Sägemehlgeschichten. Zu reden geben der Betreuer-Zoff um Reichmuth, ein Rega-Einsatz und ein dummer Spruch von Armon Orlik.
Publiziert: 12:03 Uhr
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Aktualisiert: 12:38 Uhr
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Armon Orlik (r.) witzelt über seinen Bruder und Festsieger Curdin Orlik (o.).
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

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Flucht ins Festzelt

Diesen Kampf wird David Lüthi (23) so schnell nicht mehr vergessen. Am Bern-Jurassischen könnte er mit einem Sieg erstmals zu den Schlussgang-Kandidaten gehören. Doch dann spielte das Wetter verrückt. Während sich Lüthi mit Sandro Galli duellierte, wurde es immer dunkler und dunkler. «Es windete wie verrückt. Ich sah, wie die Zuschauer flüchteten und einige Schirme umfielen», erzählt Lüthi am Abend.

Heftiger Regen setzte ein. Wetter, das der Berner eigentlich mag. Doch als es leicht zu hageln begann, war es auch Lüthi nicht mehr wohl. Der Kampf wurde unterbrochen. «Ich flüchtete ins Festzelt. Das war sehr krass. So etwas habe ich noch nie erlebt.» Weil sie das letzte Paar im fünften Gang waren, wurden Lüthi und Galli nach einer Viertelstunde wieder hinausgeschickt. Der Regen liess nach. «Wir waren mit den Kampfrichtern und zwei Klubkollegen von mir die Einzigen in der Arena. Ein spezieller Moment.»

Lüthi wärmte sich kurz auf. Seinen Kollegen sagte er, dass sie ihn während des Kampfes pushen sollten. Obwohl Lüthi alles versuchte, reichte es nicht zum Sieg. Am Abend durfte er sich dennoch über den Kranzgewinn freuen. Dieser wird ihn immer an diese verrückten Minuten erinnern.

Das wachsende Lazarett

Schwingen ist ein Kampfsport, im Duell Mann gegen Mann kann immer was passieren. So gibts leider regelmässig Verletzungsmeldungen. Dieser Tage wächst das Lazarett mit Schwingern, die dem Sägemehl vorerst fernbleiben müssen. Werner Schlegel (22) ist nach einer OP (Bänderschaden im Fussgelenk) noch nicht in die Kranzfest-Saison gestartet. Der Toggenburger wird aber am Nordostschweizer Teilverbandsfest in zwei Wochen zurückkehren, wie Blick weiss. Auch Roger Rychen (33) strebt eine Rückkehr Ende Juni an.

Fabio Hiltbrunner (19) laboriert seit Anfang Jahr an einer Schulterverletzung, und Samuel Giger (27) pausierte dieses Wochenende wegen einer leichten Muskelverletzung. Marcel Bieri (30) hat sich die Nase gebrochen, und König Joel Wicki (28) fehlt nach einer kleinen Knie-OP. Auch Michael Ledermann (24, Knieverletzung) fällt aus, Remo Käser (28, Knie zwickt) brach das Bern-Jurassische nach einem Gang ab, und Jeremy Vollenweider (27) zog sich gemäss Schlussgang.ch beim Eidgenössischen Turnfest eine Rippenverletzung zu.

Vor einem Rätsel steht Sven Schurtenberger (33), der die Ursache für seine Energielosigkeit noch nicht kennt. Gar ums ESAF zittern Tim Roth (20, OP nach Riss des hinteren und des vorderen Syndesmosebands) und Matthieu Burger (23, OP nach Fussgelenkverletzung). Benjamin Gapany (30) verzichtet darauf, seine Meniskusverletzung zu operieren, während klar ist, dass Lukas Döbeli (25, Meniskusriss) das ESAF verpassen wird.

Walther schlägt Bieri mit Ellbogen die Nase blutig
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Er kehrt nicht zurück:Walther schlägt Bieri mit Ellbogen die Nase blutig

Schock am Bündner-Glarner

Plötzlich wurde der Schwingsport in Domat/Ems GR zur Nebensache. Neben dem Sägemehlring lag der 17-jährige Flavio Niedermann am Boden. Sofort stürmten mehrere Sanitäter auf den Platz. Sekunden zuvor war das Talent leicht seitlich auf den Kopf gefallen. Zunächst schien alles halb so schlimm. Er konnte den Sägemehlring gestützt verlassen, bis ihn auf einmal die Kraft verliess. Der Teenager aus Oberbüren brach zusammen. Minutenlang wurde er versorgt.

Ohne genauere Informationen befürchteten einige der 2600 Zuschauer eine Querschnittlähmung. Letztlich wurde Niedermann unter grossem Applaus mit der Rega ins Spital geflogen. Nach dem Schwingfest sprach Blick mit einem Nordostschweizer Betreuer, der beim Verunfallten war. Dieser teilte mit, dass Niedermann seine Beine sowie Arme spüre, weitere Informationen würden die Abklärungen im Spital bringen. Noch am Tag vor diesem schweren Unfall hatte Niedermann den Nordostschweizer Nachwuchsschwingertag im Jahrgang 2008 gewonnen.

Flavio Niedermann (dunkle Hose) am Sonntag im Kampf gegen Kyron Nay – jedoch nicht in dieser Szene verletzte er sich.
Foto: keystone-sda.ch

Orlik witzelt über seinen Bruder

Den Schlussgang des Bündner-Glarner schaute sich Armon Orlik (30) ganz entspannt an. «Ich kann mich so oder so freuen», sagt der Bündner. Auf der einen Seite stand sein Bruder Curdin, auf der anderen sein Bündner Kollege Christian Biäsch. Letztlich setzte sich Curdin Orlik (32) durch. Nach dem Gestellten im Anschwingen gegen den Eidgenossen Martin Roth reihte er fünf Siege aneinander. Dabei geriet er nie in Bedrängnis. Erst nach dem Siegeswurf brachte ihn ausgerechnet sein Bruder in Schwierigkeiten. Als dieser ihn gemeinsam mit einem Kollegen auf die Schultern heben wollte, verlor Orlik das Gleichgewicht und fiel beinahe nach hinten. «Ich habe das Gefühl, der hat noch etwas Gewicht zugelegt», witzelt Armon Orlik danach. «Immerhin konnten wir uns einmal drehen. Das ist die Hauptsache.» 

Orlik triumphiert und fällt dann fast von den Schultern
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Schlussgang in Domat/Ems:Orlik triumphiert und fällt dann fast von den Schultern

Schwinger-Boss zum Reichmuth-Zoff

Seit dem ersten Bergfest der Saison ist eine Woche vergangen. Fabian Staudenmann triumphierte auf dem Stoos in souveräner Manier. Für Gesprächsstoff sorgte aber etwas anderes: Nach seinem letzten Kampf wurde Pirmin Reichmuth vom Berner Betreuer Jörg Käser attackiert. Dieser packte den Innerschweizer an der Schulter. «Wenn der Kampfrichter gut sagt, dann zählt das», sagte Käser. Er störte sich daran, dass Reichmuth mehrfach kritisiert hatte, dass die Hosen seines Gegners zu locker seien. Und das, obwohl der Kampfrichter diese für gut befunden hatte. Das Thema sorgte auch im Blick-Podcast «HOSELUPF» für Diskussionen.

Dabei wählte Schwingerkönig Nöldi Forrer klare Worte: «So etwas darf einem Betreuer nicht passieren. Deshalb müsste man hier eingreifen. Und ihn beispielsweise für das Eidgenössische sperren.» Von diesem Vorschlag hält Stefan Strebel nichts. Der Technische Leiter des Eidgenössischen Schwingerverbandes sagt: «Ich bin gegen eine Sperre. Sie sollen das untereinander regeln.» Das passierte bereits. Wie Käser nach dem Stoos-Schwinget gegenüber Blick erklärte: «Wir haben uns die Hand gegeben. Es ist alles gut.» Damit scheint die Sache gegessen. Am kommenden Mittwoch steht dieser Fall allerdings auf der Traktandenliste einer Sitzung der Technischen Leiter. Schwinger-Boss Strebel erwartet aber keine Forderungen nach Sanktionen.

Die Königs-Favoriten

Mit Armon Orlik (30) und Adrian Walther (23) standen an diesem Wochenende nur zwei der Königs-Favoriten im Einsatz. Eigentlich hätte auch Samuel Giger am Bündner-Glarner teilnehmen wollen. Doch der Unspunnensieger musste wegen einer leichten Muskelverletzung absagen. Derweil konnte König Joel Wicki nach seiner Knie-OP nicht wie geplant am Urner Kantonalen in die Zwilchhosen steigen. Orlik und Walther griffen beim Anschwingen zusammen. Ihr Duell endete gestellt. Danach steigerten sie sich und kämpften im fünften Gang um die Teilnahme am Schlussgang. Während Orlik das Duell mit Bruder Curdin wegen eines Gestellten verpasste, lag Walther zwar auf Platz 2, der punktgleiche Christian Biäsch erhielt aber den Vorzug. Und der Berner verkommt damit in dieser Saison immer mehr zum ewigen Zweiten. Denn am Ende des Tages war er wie schon bei seinen drei anderen Festen auf Rang 2 klassiert. Einen Punkt hinter ihm ist Orlik Dritter geworden. Damit unterstrichen beide ihre starke Form. Mehr wäre aber auch dringelegen. Vor allem bei Orlik, der im fünften Gang zu passiv agierte. «Es fehlte die letzte Konsequenz in meinen Angriffen», wie er selber sagt.

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