Darum gehts
Verband verteilt zwei Bussen
Der Eidgenössische Schwingerverband greift beim Thema Werbung für gewöhnlich radikal durch. So auch diesmal. Die Werbekommission bestraft den Bündner Kantonalen Schwingerverband mit einer Geldbusse in Höhe von 500 Franken. Er hat gegen Artikel 5.3 («Auftritt nach aussen») verstossen. Für das gleiche Vergehen wird auch der Oberaargauische Schwingerverband mit 500 Franken gebüsst. Besonders ärgerlich daran: Der Verstoss war nur knapp 90 Minuten lang sichtbar, wie Blick weiss. Als der Festführer online gestellt wurde, war auf der Titelseite Werbung zu sehen – ein klarer Verstoss gegen das Reglement. Obwohl die Verantwortlichen das schnellstmöglich korrigierten, nahm der Verband bereits Notiz davon und schickte ihnen eine Rechnung.
Schlegel erklärt Psychospiel
Im ersten Moment sieht es nach Arbeitsverweigerung aus. Mehrfach bittet der Kampfrichter Werner Schlegel (22) und Sinisha Lüscher (19), den Sägemehlring zu betreten. Doch keiner der beiden reagiert – mehr als eine Minute lang! Immer wieder schauen sie sich gegenseitig an. Die Zuschauer fragen sich: Was läuft hier? Die Antwort ist einfach: ein Psychospiel. Lüscher und Schlegel pflegen das Ritual, erst nach ihrem Gegner den Sägemehlring zu betreten. Als Blick Schlegel nach dem Schlussgang darauf anspricht, meint dieser: «Wir haben wohl beide einen dicken Schädel. Irgendwann habe ich mir gesagt: So, jetzt reichts.» Schlegel betrat als Erster den Sägemehlring. Und griff sogleich an. Lüscher konterte stark. «Ich verlor links den Griff. In diesem Moment setzte Sinisha ein paar Kombinationen an. Als ich den Griff wieder hatte, konnte ich ihn glücklicherweise bezwingen», so Schlegel.
Erlösung für Orlik-Nachfolger
Das Eidgenössische Schwingfest ist in diesem Jahr das grosse Ziel für alle. Josias Müller (19) drohte, das Saisonhighlight auf bittere Art und Weise zu verpassen. Dreimal fehlte ihm nur ein Viertelpunkt zum Kranzgewinn. Ohne Eichenlaub wäre eine Selektion sehr unwahrscheinlich gewesen. Entsprechend gross war der Druck auf den Elektroinstallateur vor dem Teilverbandsfest in St. Gallen. Vor 8300 Zuschauern zeigte der designierte Nachfolger von Armon Orlik, was in ihm steckt. Wie sein Bündner Vorbild sicherte er sich souverän den Kranz. «Das ist eine riesige Erlösung. Ich wollte das heute unbedingt schaffen», erklärte Müller mit dem Eichenlaub auf dem Kopf.
St. Galler brechen Siegermuni-Tradition
Am Abend eines Schwingfests muss der Sieger stets die gleiche Frage beantworten: Nimmt er den Muni oder den Gegenwert in Form eines Geldbetrags? Beim Nordostschweizer Schwingfest in St. Gallen wurde Werner Schlegel diese Entscheidung jedoch abgenommen. Der Muni stand nicht zur Auswahl. Und das aus einem einfachen Grund: Der Besitzer möchte mit dem Tier noch eine Auszeichnung gewinnen. Deshalb braucht er den Muni wieder in seinem Stall. Schlegel sollte das verkraften können. Er erhielt dafür rund 7000 Franken.
Der Edel-Fan
Unspunnen-Sieger Samuel Giger hat am Nordostschweizer für einmal nichts mit dem Festsieg zu tun. Und das trotz eines besonderen Fans. Denn unter den Zuschauern ist auch Hockey-Profi Christian Marti, der letzte Saison mit den ZSC Lions Meister wurde und an der WM Silber gewonnen hat. Auf seinem Chäppli steht in grossen Lettern «Giger». Wie kommts dazu? Die Erklärung ist simpel: Adrian Brüngger ist schuld. Der Hypnose-Therapeut arbeitet mit dem Schwinger zusammen und hat vergangenes Jahr die Hockey-Nati an die WM begleitet. «Deswegen habe ich ihn gefragt, ob er mit Giger an ein Spiel kommen will, und wir haben uns kennengelernt», erzählt Marti bei SRF. Giger-Fan war er aber schon davor, denn er fügt an: «Seither bin ich noch mehr Fan als davor.» Vom Schwingen ist Marti generell begeistert. «Es ist megacool, so bodenständig.» Auch die Fairness der Athleten beeindruckt ihn.
Die Königs-Favoriten
Fabian Staudenmann zeigt einmal mehr, wie stark er ist. Beim Berner Oberländischen startet er zwar mit einem Gestellten, doch dann rollt er das Feld von hinten auf und feiert am Ende den dritten Festsieg in diesem Jahr. Diesen hat auch Armin Orlik beim Nordostschweizer Schwingfest im Visier. Er zieht in den Schlussgang ein. Dort braucht er allerdings den Sieg. Und den schafft er nicht. Gegen Werner Schlegel gibts einen Gestellten. Trotzdem dürfte er zufrieden sein. Das gilt auch für Schlegel. Drei Monate nach einer Operation am Fussgelenk kann er endlich in die Saison starten. Und marschiert gleich mit fünf Siegen in den letzten Kampf des Tages. «Ich bin heute über meine Erwartungen hinausgeschossen», sagt er im Siegerinterview. Denn der Gestellte gegen Orlik reicht ihm zum Festsieg.
Mit diesem nichts zu tun haben für einmal Samuel Giger und Adrian Walther. Giger stellt am NOS gleich dreimal – neben Michael Moser lässt er auch Samir Leuppi und Marcel Räbsamen stehen. Gegner, die er bezwingen muss, will er König werden. So gibts am Ende für den dreifachen Saisonsieger den enttäuschenden 5. Rang. Walther beendet das Berner Oberländische auf Rang 4. Nachdem er schon viermal Zweiter geworden ist, entspricht auch dieses Resultat nicht seinen Ansprüchen.
Spannung verspricht das kommende Wochenende. Am Sonntag steigt das Innerschweizer Schwingfest – mit den Gästen Giger sowie Schlegel und voraussichtlich dem Comeback von König Wicki.