Der Schlussgang
Mit knapp einer Stunde Verspätung beginnt der Schlussgang zwischen Joel Wicki und Marcel Bieri. Und dann ist er blitzschnell vorbei. Wicki greift mit dem Gut des Kampfrichters an und übertölpelt Bieri. Nach acht Sekunden liegt der Zuger auf dem Rücken. So schnell kanns gehen.
Der besiegte Fluch
Joel Wicki hat vor dem Tessiner Kantonalen eine fast reine Weste. 2025 hat er nur einen Gang verloren. Auch in Biasca marschiert er mit fünf Siegen in den Schlussgang. Und trifft dort mit Marcel Bieri auf den Mann, der ihm die einzige Saisonniederlage zugefügt hat. Im Schlussgang des Schwyzer Kantonalen hat sich der Zuger durchgesetzt, das Duell am Luzerner Kantonalen endete gestellt. In den letzten fünf Aufeinandertreffen (seit 2019) gab es zwischen den beiden zwei Gestellte – und drei Siege für Bieri. Letztmals von Wicki auf den Rücken gelegt wurde er im Mai 2018 am Luzerner Kantonalen. Nun bricht der König seinen Bieri-Fluch und kann ihn wieder einmal bezwingen.
Die Schlussrangliste
Der Titelverteidiger
Sven Schurtenberger hat vor drei Jahren die erste Ausgabe des Tessiner Kantonalen gewonnen. Auch in diesem Jahr steigt er im Süden in die Zwilchhosen. Mit dem Festsieg hat er allerdings nichts zu tun. Schon am Morgen fällt er mit zwei Gestellten und einem Sieg aus dem Rennen. Am Nachmittag reiht er dann drei Siege aneinander – und beendet das Fest auf Rang 4.
Der Durchmarsch
Vor drei Wochen hat Joel Wicki das ESAF als Titelverteidiger in Angriff genommen. Und eine Enttäuschung erlebt. Auch wegen Fehlentscheidungen hatte er mit dem Kampf um die Krone nichts zu tun. Er beendete das Fest auf dem 9. Rang. Das Ganze hat er offenbar gut weggesteckt. Denn im Tessin lässt er seine Muskeln spielen. Mit fünf Siegen marschiert er souverän in den Schlussgang, vor der Mittagspause beeindruckt er etwa mit einem Blitzsieg gegen Alex Schuler. Und wiederholt das Ganze im Schlussgang, in dem er auch Marcel Bieri innert weniger Sekunden bezwingt.
Das junge Fest
Im Tessin steckt der Schwingsport noch in den Kinderschuhen. Den Kantonalverband gibts erst seit 13 Jahren, aktive Schwinger hat der Kanton deren elf. 2018 wurde der Verband vom Innerschweizer (ISV) und damit auch vom Eidgenössischen (ESV) Schwingerverband aufgenommen. Das erste Tessiner Kantonale fand erst vor drei Jahren statt und wird wohl auch künftig in diesem Rhythmus stattfinden. Noch fehlt die nötige Infrastruktur, aber die Hilfe von der anderen Seite des Gotthards ist da. Beim Aufbau gabs Unterstützung aus dem Kanton Uri, der ISV hat Zwilchhosen zur Verfügung gestellt. Und auch wenn einige Tribünenplätze leer geblieben sind, haben doch einige Schwingfans den Weg nach Biasca gefunden.
Der emotionale Moment
Nach dem Eidgenössischen schreibt Matthias Herger auf Instagram von einer Achterbahnfahrt, die er in Mollis GL erlebt hat. Gleichzeitig bezeichnet er es als «eines der schönsten Schwingfeste meiner Karriere», bei dem er sich seinen zweiten Eidgenössischen Kranz sichern konnte. Es soll das letzte grosse Fest des 30-Jährigen gewesen sein. Denn der Urner beendet mit dem Tessiner Kantonalen seine Karriere als Schwinger. Und verabschiedet sich mit einem Blitzsieg im sechsten Gang. Danach gibts eine Welle mit dem Publikum, er hängt die Zwilchhose symbolisch an den Nagel und lässt sich mit Tränen in den Augen feiern. Herger verabschiedet sich mit 37 Kränzen, den 38. am Tessiner verpasst er auf Rang 10. Den grössten Erfolg feierte er 2022, als er das Zuger Kantonale gewann.
Die Neu-Eidgenossen
Drei Wochen ist es her, seit sich Silvan Appert und Marc Lustenberger in Mollis GL zu Eidgenossen machten. Nun haben sie ihren ersten Auftritt mit drei Sternchen hinter ihrem Namen – mit unterschiedlichem Erfolg. Appert wird mit 56,50 Punkten Sechster und holt sich den Kranz, Lustenberger klassiert sich einen Viertelpunkt dahinter. Und weil zu viele Schwinger auf 56,75 Punkte kommen, reicht das nicht mehr für einen Kranz.
Der Befreiungsschlag
Im Mai 2024 hat Alex Schuler letztmals einen Kranz gewonnen. Seither hat der zweifache Eidgenosse jedes Fest ohne Eichenlaub auf dem Kopf verlassen. Die ausbleibenden Resultate haben ihn in diesem Jahr auch die Teilnahme am ESAF gekostet. Beim letzten Kranzfest des Jahres gelingt ihm nun der Befreiungsschlag. Der 33-Jährige beendet das Tessiner Kantonale auf Rang 5 und holt sich den Kranz.
Der besondere Brunnen
Die Brunnen an Schwingfesten sind stets ein Blickfang. Sie fallen vor allem durch ihre Holzschnitzereien immer wieder auf. Nicht so in Biasca. Denn im Tessin sind die Brunnen nicht aus Holz, sondern aus Granit. Und obwohl ihnen so die Skulpturen fehlen, sind sie irgendwie ein Blickfang.
Das Missgeschick
Joel Wicki startet gegen Matthias Herger ins Fest. Und dem König von 2022 unterläuft beim ersten Greifen ein seltenes Missgeschick. Denn er packt die Zwilchhose so kraftvoll an, dass sie tatsächlich zerreisst. Wicki merkt sofort, dass da etwas nicht stimmt und macht den Kampfrichter darauf aufmerksam. Herger muss eine andere Hose anziehen gehen, ehe das Duell beginnen kann. Dieses entscheidet Wicki dann mühelos für sich.
Die Bedingungen
Die Sonnenstube der Schweiz macht ihrem Namen alle Ehre. Bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen geht das Tessiner Kantonale über die Bühne. Perfekter könnten die Bedingungen nicht sein – auch wenn während des sechsten Gangs die Sonne schon hinter den Bergen verschwunden ist und die Schwingplätze im Schatten liegen.
So gehts weiter
Die Kranzfest-Saison 2025 ist mit dem Tessiner Kantonalen abgeschlossen. In diesem Jahr finden nur noch kleinere Feste statt. Um Eichenlaub wird erst im kommenden Frühling wieder geschwungen.
Der Festticker zum Nachlesen
Blitzsieg für Wicki
Schlussgang – Lange müssen sich die Zuschauer gedulden, mit einer Stunde Verspätung findet der Schlussgang statt. Und dann wird er zu einem Quickie. Mit dem ersten Angriff legt Joel Wicki Marcel Bieri auf den Rücken. Und feiert den Festsieg.
Herger geht mit Blitzsieg
6. Gang – Ein emotionaler Moment steht an. Matthias Herger schreitet zur Tat – und das zum letzten Mal in seiner Karriere. Er verabschiedet sich mit einem Blitzsieg gegen Sandro Graber, lässt sich noch einmal die Maximalnote notieren. Das Publikum feiert ihn mit einer Welle, seine Urner Klubkollegen bringen das obligatorische Brett mit dem Nagel, um die Zwichhosen aufzuhängen. Danach wird Herger beglückwünscht und auf die Schultern gehoben. Mit Tränen in den Augen winkt er dem Publikum. Und verlässt danach die Bühne, damit sie für den Schlussgang frei wird.
Schwyzer setzt Schlussgang-Duo unter Druck
6. Gang – Im Duell Samuel Schwyzer gegen Joel Kessler geht es darum, die Schlussgang-Teilnehmer unter Druck zu setzen. Und Schwyzer tut das mit Erfolg. Rund drei Minuten braucht er, dann bettet er Kessler platt auf den Rücken. Damit ist klar: Bei einem gestellten Schlussgang ist er alleiniger Festsieger, setzt sich Marcel Bieri gegen Joel Wicki durch, jubeln die beiden gemeinsam.
Roger Bürli und Franz-Toni Kenel gehen danach über die volle Distanz, sie stellen. Wobei Bürli mehr tut und deswegen mit der höheren Note belohnt wird. Aber die beiden sorgen mitunter dafür, dass sich das Programm weiter verzögert. Noch immer sind nicht alle Duelle ausgetragen. Bieri und Wicki müssen sich also weiter gedulden, bis der Schlussgang stattfinden kann.
Schurtenberger bodigt Andermatt
6. Gang – Mit Jonas Burch tut sich ein weiterer Eidgenosse schwer. Gegen Nicht-Eidgenosse Alex Schuler findet er das richtige Rezept einfach nicht. Das Duell endet gestellt. Immerhin bekommt Burch mit 9,00 die höhere Note, weil er mehr gemacht hat. Danach enden auch die Duelle Jonas Amrhyn gegen Benno Heinzer sowie Fredi Bruhin gegen Lukas von Euw ohne Sieger.
Sven Schurtenberger, der Titelverteidiger, bekommts zum Abschluss seines Arbeitstages mit Reto Andermatt zu tun. Er gibt sich keine Blösse und holt sich innert 30 Sekunden den Sieg.
Schuler mit Mühe zum Sieg
6. Gang – Die ersten Schwinger haben Feierabend. Flurin Schwyzer bodigt Severin Steiner und Samuel Sidler setzt sich gegen Luca Sturzenegger durch, während Sandro Rust Robin Crotta bezwingt. Keinen Sieger gibts zwischen Lorenzo Mignola und Colin Suter sowie Marco Ulrich und Kevin Waser.
Etwas Mühe bekundet Alex Schuler. Der Eidgenosse braucht über fünf Minuten, ehe ihm gegen Nils Theiler der entscheidende Angriff gelingt. Er holt sich die Maximalnote. Die lässt sich kurz darauf auch Michael Gwerder gegen Roland Reichmuth notieren. Das Programm ist etwas in Verzug, eigentlich hätte um 17 Uhr der Schlussgang stattfinden sollen. Dieser wird wohl nicht vor 17.30 Uhr steigen.
Spitzenpaarungen 6. Gang
Die ersten Verfolger können das Duo, welches im Schlussgang steht, mit Siegen unter Druck setzen. Allen voran Samuel Schwyzer. Bezwingt er Joel Kessler, erbt er den Festsieg bei einem Gestellten Schlussgang. Holt er die Maximalnote, könnte er gemeinsam mit Marcel Bieri jubeln, wenn dieser Joel Wicki bodigt. Aber auch Kessler hat noch Chancen auf den Festsieg, er liegt einen Viertelpunkt hinter Schwyzer. Es bleibt auf jeden Fall spannend.
Alex Schuler (Eidgenosse) – Nils Theiler
Michael Gwerder – Roland Reichmuth
Jonas Burch – Alex Schuler
Jonas Amrhyn – Benno Heinzer
Reto Andermatt – Sven Schurtenberger
Fredi Bruhin – Lukas von Euw
Joel Kessler – Samuel Schwyzer
Zwischenrangliste nach fünf Gängen
Fünf Gänge, fünf Siege – Joel Wicki marschiert in Biasca ohne Probleme in den Schlussgang. Dort trifft er im Eidgenossen-Duell auf Marcel Bieri. Das hat die Einteilung entschieden, die den punktgleichen Samuel Schwyzer mit Joel Kessler zusammenbringt.
Wicki souverän im Schlussgang – Gegner noch offen
5. Gang – Alex Schuler muss gegen Fabian Scherrer über die volle Distanz gehen. Der Eidgenosse findet einfach keine Lösung, um seinen Gegner zu bodigen. So endet das Ganze gestellt.
Deutlich weniger Mühe hat Joel Wicki. Er packt Sven Wyss souverän am Boden ein und lässt ihn nicht mehr entwischen. Nach gut zwei Minuten ist der Gang entschieden. Und Wicki steht souverän im Schlussgang. Sein Gegner ist noch offen – infrage kommen Marcel Bieri und Samuel Schwyzer. Sie sind punktgleich. Wahrscheinlich wirds ein Eidgenossen-Duell geben. Denn für Bieri spricht, dass er zwei Eidgenossen (Schwyzer nur einen) auf dem Notenblatt hat und er kommt nicht wie Wicki aus dem Kanton Luzern. Aber das letzte Wort hat die Einteilung.
Nach dem König absolvieren weitere Schwinger ihren fünften Kampf. Roger Bürli bodigt Christoph Waser platt und auch Sven Schurtenberger lässt sich die Maximalnote notieren. Er bezwingt Jonas Durrer. Anschliessend gewinnt Roman Roner gegen Dominic Hotz.
Bieri kontert erfolgreich
5. Gang – Marcel Bieri hat die Qualifikation für den Schlussgang in den eigenen Händen. Bezwingt er im Eidgenossen-Duell Michael Gwerder platt, ist ihm das Ticket nicht mehr zu nehmen. Nach gut einer Minute greift Gwerder mit Übersprung an – Bieri kontert, kann seinen Gegner aber nicht auf den Rücken legen. Dass Gwerder angreift, überrascht nicht. Denn holt er die Maximalnote, bleibt er im Rennen für den Schlussgang. Auch sein nächster Angriff wird allerdings von Bieri gekontert. Gwerder gibt nicht auf – aber auch beim dritten Mal gelingts nicht. Im Gegenteil. Dieses Mal ist Bieris Konter erfolgreich. Allerdings verpasst er die Maximalnote. Und steht damit noch nicht fix im Schlussgang. Denn Samuel Schwyzer ist nun punktgleich mit ihm.
Siege für Schwyzer und Kessler
5. Gang – Nach zwei Niederlagen in Serie kehrt Alexander Schnellmann auf die Siegerstrasse zurück. Er bodigt Luca Sturzenegger platt. Siege gibts auch für Marcel Ettlin (gegen Robin Crotta), Maurus Heinzer (gegen Tobias Hurschler) und Flurin Schwyzer (gegen Glen Bissig). Für einen attraktiven Gestellten bekommen Diego Heimann und Dominik Hess jeweils Note 9,00, während sich Samuel Schwyzer gegen Marco Herger die Maximalnote notieren lässt. Neben ihm holt sich auch ein weiterer der Drittplatzierten den Sieg. Joel Kessler bezwingt Ramon Bühler. Als Verlierer muss hingegen Jonas Gisler das Sägemehl verlassen. Er unterliegt Fredi Bruhin.