Berner Kantonales Schwingfest
Schwarzer Tag für Berner Könige

Florian Gnägi siegt beim bernisch-kantonalen Schwingfest in St Imier. Die grossen Verlierer: der amtierende Schwingerkönige Matthias Sempach und Kilian Wenger.
Publiziert: 10.08.2014 um 22:08 Uhr
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Aktualisiert: 14.10.2018 um 16:40 Uhr
Von Marcel W. Perren

Es hat seit dem letzten Eidgenössischen in Burgdorf immer wieder Experten gegeben, die den amtierenden Schwingerkönig Matthias Sempach (28) aufgrund von seiner überragenden Schwingtechnik, seiner beeindruckenden Athletik und seiner mentalen Stärke als «Maschine» bezeichnet haben. Doch gestern erleben die 4200 Zuschauer am Berner Kantonalen in Saint-Imier die «Menschwerdung» von König Mättu.

Der Reihe nach: Während sich Sempach nach zwei Siegen (Mario Thürig und Matthias Aeschbacher) und einem Remis gegen Bernhard Kämpf auf den vierten Gang gegen Matthias Siegenthaler vorbereitet, duelliert sich sein Freund und Trainingskollege Remo Käser mit Thomas Sempach.

Nach einem Brienzer von Mättus Coucousin Thomas bleibt der 17-jährige Sohn von Adrian Käser (43, Schwingerkönig 1989 und BLICK-Experte) lange regungslos im Sägemehl liegen, bis er nach rund zwanzig Minuten mit der Ambulanz ins Spital gebracht wird. Adi begleitet seinen Sohn ins Spital. Sempach bangt in St. Imier mit. Die beiden Berner Könige leiden.

Der dreifache Eidgenosse Daniel Lüthi, seit seinem Rücktritt als Betreuer von Sempach im Einsatz, erahnt in diesem Moment einen königlichen Ausrutscher: «Ich kenne Mättu gut genug. Er ist jetzt mit seinen Gedanken nicht im Kampf mit ‹Siegi›, sondern bei Remo.»

Lüthi trifft mit dieser Prophezeiung voll ins Schwarze – Sempach wird von Siegenthaler, gegen den er seit fünf Jahren nie mehr verloren hat, nach zehn Sekunden eiskalt ausgekontert.

Lüthi legt nach: «Es läuft ähnlich wie vor eineinhalb Jahren am Emmentalischen, als sich sein Bruder Stefan im zweiten Gang das Kreuzband gerissen hat. Mättu hat an diesem Tag drei Gegner, die er sonst relativ locker wegputzt, gestellt.»

Dass das Berner Katonale für Sempach besser endet als das letztjährige Emmentalische, liegt an einer Nachricht, die kurz vor dem fünften Gang aus dem Spital in St. Imier eintrifft: Remo Käser ist mit ein paar Über­dehnungen und Zerrungen im Nackenbereich glimpflich davongekommen. Nach diesen Good News gewinnt Sempach seine beiden letzten Kämpfe souverän und tritt mit dem Kranz und Rang 5 die Heimreise an.

Ein königliches Desaster erlebt dafür der Schwingerkönig von 2010: nach einem Unentschieden gegen Chrigel Stucki verliert Kilian Wenger (24) gegen Willy Graber. Weil der Berner Oberländer im letzten Gang auch Hansruedi Lauper stehen lässt, verpasst «King Kilä» das Eichenlaub.

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