Kurz zusammengefasst
- Jubiläumssieg macht Hiltbrunner schweizweit bekannt
- Sempach-Manager sieht grosses Sponsoren-Potential
- Giger im Instagram-Vergleich gegen Staudenmann deutlich vorne
Der Jubiläumstitel katapultiert Fabio Hiltbrunner (19) in neue Sphären. Am Sonntagmorgen war er nur eingefleischten Schwingfans ein Begriff. Nach seinem Sieg über König Joel Wicki kennt ihn die ganze Schweiz. Winken jetzt fette Sponsoren-Verträge?
Einer, der es wissen muss, ist Roger M. Fuchs (48). Seit über einem Jahrzehnt betreut er Schwingerkönig Matthias Sempach als Manager. Auch Remo Käser gehört zu seinen Klienten. «Die wichtigsten Kriterien für lukrative Sponsorenverträge erfüllt Hiltbrunner. Er ist jung und sportlich erfolgreich.» Nun müsse sich der Emmentaler fragen: Wer bin ich? Wie soll mich die Schweiz wahrnehmen?
Fuchs verfolgte mit Sempach eine klare Strategie. «Auf der ganzen Ebene professionell auftreten», lautete ihr Motto. Wenn das auch Hiltbrunners Ansatz ist, empfiehlt ihm der Königs-Manager unter anderem eine zeitgemässe und aktive Online-Präsenz. «Für viele Unternehmen ist es heutzutage wichtig, dass sie ihre Botschaften via die Athleten-Plattformen verbreiten können.» Hiltbrunner betreibt noch keine eigene Website. Als Manager betreut ihn sein Cousin.
Reichweite über Social Media
Will Hiltbrunner bei der Sponsorensuche erfolgreich sein, sollte der Emmentaler bald damit beginnen. «Emotionen sind mitentscheidend. Je schneller der Athlet nach einem solchen Erfolg auf Partner zugeht, desto grösser sind die Erfolgschancen.» Zeitdruck besteht auch wegen der Budgetplanung der Firmen.
Bei grösseren Unternehmen läuft die Budgetphase von September bis November. «Je grösser das Sponsoringpaket, desto früher musst du sie kontaktieren.» Einen kleinen Nachteil sieht Fuchs in Hiltbrunners Herkunft. «Das Emmental ist nicht die stärkste Wirtschaftsregion und die SCL Tigers schöpfen schon viel Potenzial ab. Die Voraussetzungen für Giger mit dem Thurgau und Wicki mit Luzern sind da besser.»
Geht Hiltbrunner den Giger-Weg?
Um richtig abzukassieren, sind neben dem sportlichen Erfolg auch andere Dinge entscheidend. «Manche Firmen schauen stark auf die Aktivitäten und qualitative Reichweite über Social Media.» Hiltbrunner folgten am Montagmittag etwas mehr als 3000 Menschen auf Instagram. Seit seinem Triumph hat sich diese Zahl fast verdoppelt.
«Jetzt ist eine gute Gelegenheit, um Partner zu finden, damit er seine Kosten für den Schwingsport decken kann», sagt Fuchs. Denn ein guter Athletiktrainer kostet mehrere Tausend Franken im Jahr. Dazu kommen Kosten für die Arbeitsausfallzeit, welche für Trainingslager, die gezielte Regeneration mit Physio und Termine beim Mental- oder Hypnosecoach anfallen.
Oder Hiltbrunner geht den Weg von Samuel Giger und verzichtet vorerst auf grosse Sponsorendeals. Der Unspunnensieger konzentrierte sich zu Beginn seiner Karriere ganz auf den Sport. Seit sich Giger in diesem Bereich geöffnet hat, ist er für Fuchs die Nummer eins.
«Er ist der Schwinger, der sich am besten vermarkten lässt.» Die Gründe dafür sind vielfältig. Neben den sportlichen Erfolgen punktet der Thurgauer mit seinem Auftreten. «Samuel verkörpert den modernen, athletischen Schwinger, lebt die Werte des Schwingsports und sieht dazu noch super aus. Er könnte ein Hollywood-Schauspieler sein, der Traumschwiegersohn schlechthin.»
Instagram-Vergleich der Top-Schwinger
Durch seine Familie hat Giger Berührungspunkte mit verschiedenen Regionen der Schweiz. Sein Vater stammt aus dem Appenzell, seine Frau Michelle aus dem Berner Oberland und er selbst aus dem Thurgau. «Diese Konstellation kommt ihm zugute. Das Einzugsgebiet potenzieller Fans ist gross.» Gleichzeitig profitierte Giger jahrelang von der fehlenden Konkurrenz in der Nordostschweiz. Orlik kämpfte mit Rückenproblemen und Ott fehlte die Konstanz.
Das ändert sich jetzt. Auf der Schwägalp hat Fuchs ein neues Fanverhalten beobachtet. «Die Toggenburger, die früher Giger unterstützten, wechseln ins Lager ihres Lokalhelden Werner Schlegel.» Auch Orlik schwingt wieder besser. Am Nummer-eins-Status von Giger ändert das vorerst nichts. Das zeigt auch ein Blick auf Instagram. Dort folgen Giger 32'000 Menschen. Orlik und Schlegel kommen zusammen nicht einmal auf die Hälfte.
Auch Fabian Staudenmann, der zusammen mit Hiltbrunner triumphierte, verliert im Vergleich zu Giger. Nur etwas mehr als 15'000 Personen folgen ihm auf Instagram. Und das, obwohl er sportlich derzeit der Beste ist. «Staudenmann hat als Saisondominator der letzten zwei Jahre und nun mit dem Sieg, seine Position als Nummer eins zementiert. Das bringt ihn in eine gute Verhandlungsposition. Der Sieg steigert seinen Wert, ist aber nicht mit einem Königstitel zu vergleichen.» Das grosse Geld winkt nächstes Jahr am Eidgenössischen Schwingfest in Mollis GL.