Nur gerade 27 Stunden nach seinem Weltcup-Triumph sitzt Steve Guerdat (33) in Rapperswil-Jona in der Eishalle. Als bekennender Fan des HC Ajoie feuert der Jurassier sein Team im fünften NLB-Finalspiel an und hört zum zweiten Mal in zwei Tagen die Schweizer Nationalhymne.
Emotional ist es beide Male. Das Spiel, weil es zu einem Hockey-Krimi wird. Der Weltcup-Sieg, weil ihm die Titelverteidigung nach einem schwierigen Jahr gelungen ist. Guerdat siegte 2015 am Weltcup-Final in Las Vegas mit Paille (damals 12-jährig), am Montag in Göteborg mit Corbinian (10).
Den für ein solches Championat noch jungen Wallach reitet der Olympiasieger erst seit eineinhalb Jahren. Und wie das neue Traumpaar zueinander gefunden hat, klingt wie eine Liebesgeschichte. «Das passiert nur ab und zu», erzählt Guerdat, «es war Liebe auf den ersten Blick.»
Corbinian wurde seit April 2013 vom Tessiner Springreiter Fabio Crotta (36) an Turnieren vorgestellt. «Als ich Corbinian das erste Mal gesehen habe, ging er mir danach nicht mehr aus dem Kopf», erinnert sich Guerdat. Er erzählte seinem Trainer Thomas Fuchs (59) von dem Pferd, das Duo beobachtete es danach an einigen Turnieren.
Crotta ritt Corbinian das letzte Mal am CSIO St. Gallen im Juni 2014. «Gleich nach der Prüfung am Sonntag ritt ich einige Sprünge mit ihm», so Guerdat, «das Gefühl war sofort gut. Und so kaufte ich ihn zusammen mit Thomas.» Mittlerweile hat Sabina Cartossi mit ihrer Firma La Giraffa SA die Hälfte von Fuchs übernommen, die andere gehört noch immer Guerdat.
Er plant nun längerfristig mit Corbinian. «Ich habe von Anfang an gespürt, dass zum Beispiel Grand-Prix-Siege drinliegen werden», so Guerdat, «aber dass es dann gleich ein Weltcup-Sieg ist, das hätte ich nicht voraus zu sagen gewagt.» Corbinian wurde sehr schnell sehr gut. Nun wird ihn Guerdat behutsam weiter aufbauen.