Beim Ehepaar Duguet dreht sich alles um Pferde
«Ich könnte immer in Reithosen sein»

Romain Duguet reitet mit Top-Pferden an die Weltspitze, die seiner Frau Christiana gehören. Eine seltene Konstellation, mit der das Ehepaar bestens umgehen kann.
Publiziert: 13.06.2017 um 20:59 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 07:25 Uhr
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Ein erfolgreiches Team: Christiana und Romain Duguet mit ihrer Stute Twentytwo des Biches.
Foto: Thomas Meier
Nicole Vandenbrouck (Interview) und Thomas Meier (Fotos)

Christiana Duguet, der Traum einer jeder Reiterin ist, einen Mann zu finden, der diese Leidenschaft teilt. War es auch immer Ihr Wunsch?
Christiana Duguet:
(lacht) Nein, es war keine Voraussetzung. Aber es hat sich so ergeben und ist doppelt so schön, wenn man diese Leidenschaft miteinander teilen kann. Denn die Leidenschaft zu Pferden ist sehr speziell. Dafür bräuchte es sehr viel Toleranz eines Partners, wenn er nicht aus dieser Szene kommt, um sie zu verstehen.

Meine romantische Vorstellung ist natürlich, dass Sie zwei zusammen ausreiten können an einem schönen Sonntagmorgen …
Christiana Duguet: Das machen wir aber fast nie.
Romain Duguet: An Sonntagen bin ich ja praktisch nie zuhause. Und wenn ich mal hier bin, dann reite ich nicht, sondern unternehme lieber etwas mit den Kindern.
Christiana Duguet: Sonntags ist reitfrei. Wenn wir zusammen reiten, dann während der Woche auf dem Sandplatz.
Romain Duguet: Ich reite schon gerne aus, aber dann bin ich lieber alleine mit meinem Pferd. Dann geniesse ich die Ruhe mit ihm.

Leben Sie beide einen Traum mit diesem Reitbetrieb und im Turnierzirkus?
Christiana Duguet: Ja, es ist schon ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist. Wir haben lange darauf hingearbeitet. Es war immer ein Ziel, Turniere zu reiten. Wir wussten einfach nicht, bis zu welchem Niveau es reichen wird. Wir hatten dann das Glück, dass es mit einem Pferd wie Quorida de Treho bis an die Spitze gereicht hat. Die beiden Stuten Quorida de Treho und Twentytwo des Biches ermöglichen es uns nun, diesen Traum zu leben.
Romain Duguet: Mein Traum war es stets, auf dem höchsten Niveau reiten zu können. Und hätte ich keine Träume mehr, würde ich sofort aufhören. Früher habe ich mit jungen Pferden gearbeitet oder bin für andere Ställe geritten. Und da hatte ich nie die Chance, dass die richtig guten Pferde auch bei mir geblieben sind. Jetzt habe ich super Pferde und behalte sie auch.

Weil sie Ihrer Frau gehören.
Romain Duguet: Genau (lacht), das ist das Schöne daran. Quorida zum Beispiel ist seit fast sechs Jahren bei uns.
Christiana Duguet: Wir erkannten damals ein gewisses Potenzial in ihr. Wir kauften sie mit dem Ziel, es im Sport nach vorne zu schaffen. Die Chance war, sie so jung zu kaufen und in unserem Tempo aufzubauen. Oder besser gesagt nach ihrem Tempo.

Unterschätzt man die Arbeit, die hinter einem Leben mit und für Pferden steckt
Romain Duguet: Was die Leute am Sonntagen an den Turnieren sehen ist schön. Aber an den anderen Tagen, das ganze Jahr über, ist anders.
Christiana Duguet: Ja, denn es ist eine langjährige Knochenarbeit. 365 Tage 24 Stunden.
Romain Duguet: Egal, ob plus 30 oder minus 15 Grad. Und wenn die Resultate mal für paar Wochen nicht so gut sind, ist es auch nicht immer einfach. Die Realität ist ein paar Tage fantastisch, die anderen Tage auch mal hart.

Endet ein Arbeitstag überhaupt mal? Oder dreht es sich bei Ihnen zuhause immer ums Thema Pferde?
Romain Duguet: Wir versuchen es, das Thema Pferd abzuhaken. Aber manchmal wenn ich zwischen den Turnieren zuhause bin, müssen wir einiges besprechen.

Merken Sie noch, wenn einer von Ihnen beiden «rösselet»?
Christiana Duguet: Manchmal ist man schon froh, kann man duschen und andere Kleider anziehen.
Romain Duguet: Ich könnte ohne Jeans leben und immer in Reithosen sein. Ich würde am liebsten in Reithosen in Restaurants, an Galas, zum Golfen, zum Arzt.

Essen Sie eigentlich Pferdefleisch?
Romain Duguet: Ja, wenn es gutes Pferdefleisch ist, habe ich kein Problem damit. Wenn man eine Kuh essen kann, kann man auch ein Pferd essen.
Christiana Duguet: Ich kaufe es einfach nicht selber.
Romain Duguet: Es gibt vermutlich mehr Pferde auf der Welt, die für die Fleischproduktion und nicht für den Sport geboren sind.

Romain, Sie reiten die Top-Pferde, die Ihrer Frau gehören. Machen Sie die Turnierplanung gemeinsam?
Christiana Duguet: Nein, da halte ich mich raus. Es ist wichtig, dass Romain die Planung selber macht.
Romain Duguet: Auch mit den Pferden anderer Besitzer mache ich den Plan eigenständig. Ich bin der Reiter und weiss, welches Pferd wie in Form ist. Ob es noch ein kleines Turnier braucht oder parat ist für schwere Parcours. Hier geht es um mein Gefühl, nicht um das des Besitzers.
Christiana Duguet: Es ist das  Schlimmste, wenn die Besitzer anfangen sich einzumischen und das Programm ihrer Pferde machen wollen.
Romain Duguet: Darum stelle ich das von Anfang an klar. Hierfür brauche ich auch das Vertrauen der Besitzer. Dafür muss man immer transparent kommunizieren.

Aber Sie fragen ihn schon regelmässig, wie es Ihren Pferden geht?
Christiana Duguet: (lacht) Ja, sicher.

Reiten Sie Quorida de Treho oder Twentytwo des Biches auch selber noch?
Christiana Duguet: (schmunzelt) Manchmal darf ich sie auch selber noch etwas reiten, ja. Das macht mir riesig Freude, weil ich jedes Mal spüre, wie sie sich entwickelt haben. Ich kenne ihre Charaktere und habe deshalb einen persönlicheren Bezug zu ihnen. Das macht alles noch viel intensiver. Die Pferde so kennenzulernen ist faszinierend.

Und wenn Sie an Turniere mitreisen, sind Sie dann Zuschauerin, unterstützende Ehefrau und Pferdebesitzerin gleichzeitig?
Christiana Duguet: Ich gehe als Partnerin, Ehefrau, ja als Familie. Wenn es die Schule erlaubt oder Ferien sind, nehmen wir unsere Töchter Chloé und Louise mit. Bei langen und intensiven Turnieren reise ich jedoch alleine mit.

Und Sie fiebern immer extrem mit?
Christiana Duguet: Das ist klar, ja.
Romain Duguet: Aber an Nationenpreisen oder Championnats auch mit dem ganzen Schweizer Team. Sie unterstützt uns auch immer, wenn mal jemand Hilfe braucht, administrativ oder so.

Lenkt sie Sie nicht ab von Ihrem Fokus?
Romain Duguet: Nein, wenn ich an einem Turnier bin, dann ist das natürlich kein romantisches Wochenende. Ich bin fürs Reiten da und mache mein Ding. Da hält sie sich im Hintergrund.

Aber als Franzose sind Sie sonst schon ein Romantiker?
Romain Duguet: Nein, da hat Christiana kein Glück. Aber alles kann sie ja nicht haben (lacht).

Dass Sie die Besitzerin seiner Top-Pferde sind, ist für Sie beide keine spezielle Situation mehr?
Christiana Duguet: Das war von Anfang so. Es gibt uns auch eine gewisse Sicherheit, dass man einen längerfristigen Plan machen kann und im nächsten Monat nicht plötzlich alle Top-Pferde weg sind.

Also muss Ihr Mann keine Angst haben, dass Sie plötzlich eines Morgens in den Stall kommen und sagen, Twentytwo ist verkauft?
Christiana Duguet: Nein...
Romain Duguet: Aber wir hätten sie in den letzten Monaten sicher einige Male verkaufen können.

Klar nach dem 2. Platz am Weltcup-Final. War dieser Silber-Triumph in Omaha das bisher Emotionalste, das Sie beide erlebt haben?
Romain Duguet: Das war wir ein wahr gewordener Traum. Ich hätte nie gedacht, dass Twentytwo schon dieses Jahr ready ist für so etwas Grosses. Sie war meine Nummer zwei hinter Quorida. Ihre Verletzung war die Chance für Twentytwo. Jetzt habe ich zwei Nummer eins im Stall, das ist schön.
Christiana Duguet: Für mich war es sehr emotional, weil wir die Stute schon als sehr junges Pferd bei uns hatten. Romain sagte immer, dass sie ein gutes Pferd ist. Aber wir wussten noch nicht, wohin es führt. Dass sie sich so gut entwickelt in dieser Woche in Omaha, war unerwartet und genial. Nach seinem Ritt auf den 2. Platz war es ein Feuerwerk an Emotionen.
Romain Duguet: Stolz ist auch dabei, weil Christiana in den letzten zehn Jahren viel investiert hat in junge Pferde. Und wenn es dann einer dieser Hoffnungen auf so ein Podest schafft, dass ist schon ein schöner Lohn. Diese Woche war unglaublich, weil es so unverhofft gekommen und so super gelaufen ist.

Wie präsent sind Gefühle bei der Arbeit mit Pferden? Ist es nur eine Illusion, wenn man glaubt, ein Springreiter liebt jedes seiner Pferde?
Romain Duguet: Um solche Top-Resultate zu erreichen, muss man eine besondere Bindung zum Pferd haben. Sonst hat man keine Chance, denke ist. Die Chemie muss stimmen.
Christiana Duguet: Es braucht schon etwas Spezielles, und es ist nicht mit jedem Pferd gleich. Aber mit solchen, die dir so viel zurück geben und für dich kämpfen schon. Solche intensive Momente binden.
Romain Duguet: Mit Quorida hat es sofort Klick gemacht. Sie und Twentytwo gehören zu unserer Familie, sie sind wie unsere Freunde.

Zur Familie Duguet

Romain (36) und Christiana Duguet (42) führen seit zehn Jahren die Ecurie Duguet in Muri bei Bern. Nur unweit der modernen Stallanlage wohnt die Familie mit ihren Töchtern Chloé (10) und Louise (6) im Elternhaus der Bernerin, die aus der Transportfamilie Brechtbühl stammt. Ihr Vater Franz Brechtbühl, der selbst Pferdebesitzer und –liebhaber war, hat seiner Tochter die Liebe zu den Tieren weitergegeben. Springreiter Romain Duguet ist gebürtiger Franzose, besitzt seit 2012 den Schweizer Pass und reitet seit 2013 für unsere Equipe. Sein bisher grösster Erfolg ist der 2. Platz am Weltcup-Final in Omaha (USA) vor zwei Monaten mit seiner Stute Twentytwo des Biches.

Romain (36) und Christiana Duguet (42) führen seit zehn Jahren die Ecurie Duguet in Muri bei Bern. Nur unweit der modernen Stallanlage wohnt die Familie mit ihren Töchtern Chloé (10) und Louise (6) im Elternhaus der Bernerin, die aus der Transportfamilie Brechtbühl stammt. Ihr Vater Franz Brechtbühl, der selbst Pferdebesitzer und –liebhaber war, hat seiner Tochter die Liebe zu den Tieren weitergegeben. Springreiter Romain Duguet ist gebürtiger Franzose, besitzt seit 2012 den Schweizer Pass und reitet seit 2013 für unsere Equipe. Sein bisher grösster Erfolg ist der 2. Platz am Weltcup-Final in Omaha (USA) vor zwei Monaten mit seiner Stute Twentytwo des Biches.

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