Verlustgeschäft Leopard-Trek
Cancellaras Team hat 7,6 Mio Euro Schulden

Der frühere Maurer Flavio Becca hat mit zu grosser Kelle angerichtet. Seine Trägergesellschaft Leopard SA steht vor der Auflösung.
Publiziert: 15.07.2012 um 11:16 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:59 Uhr
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Das amerikanische Team RadioShack-Nissan-Trek steckt in finanziellen Nöten.
Foto: Keystone
Von Hans-Peter Hildbrand

Wie der Luxemburger Unternehmer Flavio Becca (49) sein Vermögen verdient, weiss niemand so genau. Vom kleinen Maurer hat er sich zum scheinbar reichsten Mann des Grossherzogtums hochgearbeitet. Mit 5,5 Millionen Euro «kauft» sich der Hobby-Jäger nicht nur einen eigenen Rennstall, sondern hofft auch auf Macht und Anerkennung.

Es kommt anders. Erst kritisiert er die beiden Nationalhelden Andy und Fränk Schleck. Dann fusioniert das Leopard-Team mit RadioShack-Nissan. Becca selbst verheddert sich mit seinen 80 Gesellschaften. Seit sein Projekt mit einem Fussballstadion und Einkaufszentrum blockiert ist, kommt er finanziell immer mehr in Schieflage. Die Justiz ermittelt wegen Verdachts der Veruntreuung. Macht im September 2011 und im Januar 2012 Razzien daheim und in seinen Büros.

Das Luxemburger «Tageblatt» veröffentlichte gestern die Bilanz von Leopard S.A., der Trägergesellschaft des amerikanischen UCI ProTeams RadioShack-Nissan-Trek. Sie weist einen Verlust von rund 7,6 Millionen Euro aus. Die luxemburgischen Wirtschaftsprüfer von Deloitte folgern: Angesichts des grossen Verlustes müsse von Gesetzes wegen der Verwaltungsrat eine Aktionärsversammlung einberufen, die über die Auflösung oder auch nicht der Gesellschaft entscheiden müsse.

Anwalt Albert Wildgen, Gründungsmitglied der Leopard S.A., hat die Gesellschaft im letzten Jahr verlassen, berät aber weiterhin die beiden Schleck-Brüder. Wildgen selbst gab zu verstehen, er sei nicht mehr einverstanden damit, wie Flavio Becca die Leopard S.A. führe und dort seine Geschäfte abwickle.

Ausstehende oder verspätete Gehaltszahlungen werfen im Team RadioShack immer noch hohe Wellen. Cancellara und die Gebrüder Schleck sollen sich bei der UCI beschwert haben, wie auch der Däne Jakob Fuglsang. Mindestens ein Fahrer hat Beccas Betreibergesellschaft Leopard S.A. verklagt über eine Privatfirma des Profis. Es deutet alles darauf hin, dass Flavio Becca die Lizenz verliert. Die 1,3 Millionen Euro an Imageverträgen sind nichts anderes als verdeckte Lohnzahlungen, um die vom Weltverband UCI geforderte Lohngarantie (drei Monatslöhne aller Fahrer) zu drücken.

Verliert Becca die Lizenz, dann sind Fabian Cancellara (Vertrag bis Ende 2013) sowie die Gebrüder Fränk und Andy Schleck (Verträge bis End 2014) frei. Die Gebrüder Schleck sollen mit dem deutschen Unternehmen Alpecin in Verhandlung stehen. Doch Fahrrad-Hersteller Trek hat ein Angebot dieses Teams abgelehnt. Trek will weiterhin mit Fabian Cancellara zusammenarbeiten – am liebsten im neuen Schweizer Team IAM.

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Verlustgeschäft Leopard-Trek

Die Bilanz des Teams Leopard-Trek 2011 vom 26. Juli 2010 bis 31. Dezember 2011 schliesst mit einem Verlust von 7,6 Millionen Euro ab. Ein paar Zahlen: Wichtigste Einnahmen (in Euro) 9,5 Mio. Sponsoren.  

  
Wichtigste Ausgaben:
10,6 Mio. Fahrergehälter
1,4 Mio. Reisekosten
1,3 Mio. Lohnzahlungen an restliches Personal, dazu 300 000 für Ärzte
1,3 Mio. zu zahlen an Fahrer wegen Verträgen betreffend deren Bildrechte und Ähnliches (Image-Verträge)
120'000 kostet die Teilnahme am UCI-Programm des biologischen Passes
400'000 wurden für «Corporate Identity» ausgegeben
618'500 an Anzahlungen für das Abwerben von Fahrern anderer Teams

Die Bilanz des Teams Leopard-Trek 2011 vom 26. Juli 2010 bis 31. Dezember 2011 schliesst mit einem Verlust von 7,6 Millionen Euro ab. Ein paar Zahlen: Wichtigste Einnahmen (in Euro) 9,5 Mio. Sponsoren.  

  
Wichtigste Ausgaben:
10,6 Mio. Fahrergehälter
1,4 Mio. Reisekosten
1,3 Mio. Lohnzahlungen an restliches Personal, dazu 300 000 für Ärzte
1,3 Mio. zu zahlen an Fahrer wegen Verträgen betreffend deren Bildrechte und Ähnliches (Image-Verträge)
120'000 kostet die Teilnahme am UCI-Programm des biologischen Passes
400'000 wurden für «Corporate Identity» ausgegeben
618'500 an Anzahlungen für das Abwerben von Fahrern anderer Teams

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