Olympiasieger und achtfacher Weltmeister war er bereits. Jetzt komplettiert Nino Schurter sein Palmarès mit seinem ersten EM-Gold. Der 34-Jährige gewinnt an der Heim-EM am Monte Tamaro.
Schurter setzt sich dabei gegen den Franzosen Titouan Carod durch. Eigentlich hat der Franzose alle Trümpfe in der Hand, liegt in Führung. Doch mit einem frechen Überholmanöver schiebt sich Schurter kurz vor dem Ziel vorbei und lässt sich dann Gold nicht mehr nehmen. Bronze geht hinter dem Duo an Mathias Flückiger, der in der Vorwoche schon WM-Silber gewann.
«Diesen Trick haben wir im Training besprochen, plötzlich kam es mir in den Sinn», erzählt Schurter gegenüber SRF. «Das war ein frecher Move. Aber wenn es hart auf hart geht, muss man alles probieren.»
Genugtuung nach WM-Enttäuschung
Für Schurter ist der erstmalige EM-Titel eine Genugtuung, nachdem die kurze Saison bisher enttäuschend verlief. An der WM vor einer Woche musste Schurter etwa mit dem 9. Rang vorlieb nehmen. Nun schlägt er also vor Heimpublikum zurück.
Dass der Bündner nicht längst Europameister war, liegt daran, dass Schurter fast nie an den Rennen teilnahm. Stets standen Weltcup, WM oder Olympia im Fokus – das ist heuer anders. Letztmals war Schurter 2013 an einem EM-Rennen am Start, damals gabs auf dem Gurten bei Bern Silber hinter Julien Absalon.
Schweizerinnen gehen leer aus
Die Schweizerinnen verpassen an der Heim-EM im Tessin eine Medaille. Sina Frei, vor einer Woche an der WM Vierte, wird Fünfte mit 1:39 Minuten Rückstand. Der Sieg geht wie erwartet an die Französin Pauline Ferrand-Prévot. Die 28-Jährige triumphiert überlegen mit 40 Sekunden Vorsprung vor der Holländerin Anne Terpstra. Sie holt damit das Double aus WM und EM.
Jolanda Neff spielt im Kampf um die Medaillenränge, ebenfalls nicht unerwartet, keine Rolle. Zehn Monate nach ihrem Milzriss und Lungenkollaps bei einem Trainingssturz in den USA und zwei Wochen nach dem Kränkeln im Weltcup in Nove Mesto muss sich Neff bereits in der ersten von fünf Runden abhängen lassen und gibt später auf.
Comeback nach Depressionen
Die jüngsten Erfolge von Ferrand-Prévot haben eine besondere Note. Die Freundin von Julien Absalon und Dauerrivalin von Jolanda Neff in den Nachwuchskategorien gewann 2014 den WM-Titel auf der Strasse und 2015 jene im Radquer und im Cross-Country, fiel danach aber in ein Loch und litt unter Depressionen. 2019 meldete sie sich mit dem WM-Titel im Cross-Country zurück, den sie in diesem Jahr eindrücklich verteidigte. Sie ist zurzeit zweifelsohne die stärkste im Feld.
Doppelsieg bei der U23
Schweizer Jubel gibt es dafür in der U23-Kategorie. Joel Roth und Vital Albin sorgen für einen Schweizer Doppelsieg. Der 21-jährige Aargauer Roth siegt am Monte Ceneri fünf Sekunden vor dem 22-jährigen Bündner Albin und 27 Sekunden vor dem Italiener Juri Zanotti. Roth holte bereits neun Tage zuvor WM-Silber. (SDA/sme)