Olympia-Sieger ein Doper
Bruno Risi: «Er soll mir die Gold-Medaille schicken»

Bahn-Legende Bruno Risi und Partner Franco Marvulli werden über Nacht zu «Olympia-Siegern». Eine Gold-Medaille gibts aber trotzdem nicht.
Publiziert: 25.07.2013 um 17:39 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 10:26 Uhr
Von Simon Häring

«Ich war gerade drei Wochen in Italien in den Ferien und habe gar nichts mitbekommen», sagt Ex-Velo-Profi Bruno Risi (44), als ihm Blick am Abend zu seinem «Olympia-Sieg» gratuliert.

2004 bei den Spielen in Athen gewann der «Alpenblitz» aus Uri an der Seite von Franco Marvulli (34) Silber auf der Bahn. Gold ging damals an die Australier Graeme Brown (34) und Stuart O’Grady (39)

EPO aus der Apotheke

O’Grady ist einer jener Fahrer, die am Mittwoch vom französischen Senat als Doping-Sünder während der Tour de France 1998 entlarvt wurden. «Ich musste über die Grenze fahren und das EPO-Mittel in einer Apotheke kaufen. Nach dem Festina-Skandal habe ich das Zeug aber weggeworfen und nie mehr angefasst.»

Bei seinem Olympia-Sieg in Athen will O'Grady sauber gewesen sein. Risi mag das nur bedingt glauben: «In den 20 Jahren als Fahrer habe ich vieles mitbekommen. Jeder wusste, was abgeht. Es ist hart, wenn du dich super fühlst und im Rennen dann von den anderen doch abgetrocknet wirst.»

Doping-Vergehen nach acht Jahren verjährt

Weil Doping-Vergehen nach acht Jahren verjährt sind und nicht mehr sanktioniert werden können, bekommen Risi und Marvulli Gold aber auch im Nachhinein nicht zugesprochen. «Die Emotionen wäre natürlich nicht die gleichen, aber toll wäre es trotzdem», sagt Risi.

O'Grady kennt er gut. «Er ist ein netter Typ und ein toller Mensch. Enge Freunde waren wir aber nie.» Was würde er dem Australier jetzt gerne sagen? «Dass er mir die Goldmedaille schicken soll», sagt Risi und lacht.

Marvulli fehlt nur Olympia-Gold

Mit Galgenhumor nimmt es auch sein damaliger Partner Franco Marvulli: «Das würde dann ja nur noch zusätzliche Kosten verursachen, weil ich die Autogrammkarten abändern lassen müsste.»

Nur Olympia-Gold fehlt dem Zürcher in seiner einzigartigen Karriere. Neben seinen WM- und EM-Titeln hat er auch 31 Sechstagerennen gewonnen. «Gold wäre das i-Tüpfelchen gewesen, dann hätte ich wirklich alles gewonnen.»

Das Kapitel Olympische Spiele ist für ihn Marvulli bereits abgeschlossen. «Wir haben viele talentierte Junge. Denen will ich nicht im Weg stehen.» In seinem Alter schaue er nur noch von Jahr zu Jahr.

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