In Ilanz GR fing vor 26 Jahren alles an. Ein Knirps von sieben Jahren steht beim Swiss Bike Cup erstmals am Start. Das Talent ist ihm gottgegeben. Gleich bei seiner ersten Teilnahme rast der Junge zum Sieg in seiner Kategorie. Seit jenem Tag zählen eigentlich nur Siege für ihn. Sein Name: Nino Schurter.
Der Bündner erinnert sich noch genau daran. «Ich und mein Bruder haben mitgemacht und wir beide haben unsere Kategorien gewonnen. Und das auf ausgelehnten Velo!», erzählt Nino. Dabei sei die Herausforderung damals gross gewesen, überhaupt etwas zu finden. «Damals gab es noch nicht so viele coole Bikes für Kinder. Aber in einem Veloladen sind wir fündig geworden.»
Das Mountainbike war damals vor allem eine Abwechslung zum Skifahren. Eigentlich war der kleine Nino nämlich auf den beiden Bretten unterwegs. Durch die Ski-Lager kam er dann im Sommertraining zum Biken. «Es gibt sogar eine Rangliste, in der Carlo Janka und ich zusammen drauf sind. Ich glaube, ich bin aber hinter ihm, wenn auch nur knapp. Ich bin wohl Vierter und er ist Dritter oder so.»
Sehr grosses Talent mitgebracht
Doch auf dem Bike fühlt sich Schurter dann sofort wohl. Schon in den Jugendjahren fährt er alles in Grund und Boden. «Ich habe schon sehr viel Erfolg gehabt von Anfang an. Es gab zwar Jahre, wo ich nicht alles gewonnen habe Gesamtdritter wurde oder so. Aber ich habe sicher sehr grosses Talent mitgebracht.»
Das Talent hat ihn weit gebracht. Das neunte WM-Gold hat Nino Schurter am Samstag-Nachmittag in Leogang (Ö) im Visier. Er ist Olympiasieger, siebenfacher Gesamtweltcupsieger. Erfolge, von denen der kleine Kniprs noch nicht einmal geträumt hat. Für Schurter sei es nämlich nur darum gegangen, seinen Bewegungsdrang auszuleben.
Dieser war schon als Baby zu spüren bei ihm. «Ich habe früh zu laufen begonnen, mit acht oder neun Monaten. Ich wollte immer etwas machen, habe auch von Anfang an weniger geschlafen als meine Geschwister. Ich war ständig aktiv», erzählt Schurter. «Eigentlich ist das auch heute noch genauso.»
Erstes Bike war Sonderanfertigung
Die Hummeln im Hintern können sich in Tersnaus GR, wo Schurter aufgewachsen ist, so richtig austoben. «Es gab viele Möglichkeiten. Wir waren immer draussen in der Natur. Im Winter mit Bobs. Im Sommer sind wir mit den Velöli durchs Dort geflitzt.»
Das Velo nimmt dann immer eine grössere Rolle ein. Mit 7 gibt’s das erste eigene Rad, ein BMX. Mit etwa 10 folgt dann das Mountainbike, eine Sonderanfertigung, weil fast nichts auf dem Markt ist. «Ich konnte die Farbe aussuchen. Vorne auf der Gabel wollte ich unbedingt noch Geier drauf haben. Das war echt ein Highlight», erinnert sich Nino. «Das Velo habe ich übrigens jetzt noch. Es steht bei meinen Eltern, ist aber leider total verkratzt auf allen Seiten.»
Auf diesem Rad entwickelt er sich zu dem Medaillenmonster, das er heute ist. «Der Erfolg damals macht es einfacher, dass man dran bleibt. Es macht Spass. Und wenn man Erfolg hat, will man auch nicht zurückstecken. Man macht alles, dass es so bleibt.»
Schurter wählt darum später eine Lehre mit Sportlerlehrgang, kommt ins Team von Thomas Frischknecht und feiert Siege auf jeder Stufe und schlägt auch in der Elite voll ein. «Ich habe im ersten Jahr überraschend Julien Absalon schlagen können. Ich wurde da gleich Weltmeister. Die Konsequenz war, dass es eigentlich nur noch schlechter werden konnte.»
Wurde es nicht. Elf Jahre später greift er bereits nach dem 9. WM-Gold.