Sie sind nervös, die beiden Betreuer von Fabian Cancellara. Physiotherapeut Ryszard Kielpinski (50) und Medienmann Tim Vanderjeugd (30) warten in Brannenburg auf das 130-köpfige Feld der Bayern-Rundfahrt. Der Pole Kielpinski steht bei der Verpflegung vor dem Restaurant Hubertus-Stüberl. Der Holländer Vanderjeugd wartet 200 Meter weiter vorne vor der Schmiede Astner.
Um 13.12 Uhr rauscht das Feld heran. Fabian Cancellara fährt ganz links am Strassenrand. Die beiden Helfer mit je drei Proviantsäcken stehen rechts. «Ich habe Fabian gar nicht gesehen», sagt Vanderjeugd. Was er nicht weiss: Cancellara hat sich anders organisiert. Er holt seine Verpflegung beim Materialwagen.
Da an der Bayern-Rundfahrt der Funkverkehr zwischen Rennfahrern und Teamchefs verboten ist, kann der Berner nicht einfach auf den Knopf seines Ohrfunks drücken. Er muss nach hinten ins Feld, den linken Arm heben und so seinen Materialwagen rufen. «Mir war das Risiko zu gross, bei Tempo 50 mit der rechten Hand den schweren Verpflegungssack zu fassen. Ich will nichts riskieren», erklärt Cancellara.
Er passt im Rennen auf wie schon lange nicht mehr. «Ich fuhr nicht mitten im Haufen. Ich schaute nach rechts und links, wählte meine Linie vorsichtig.» Schmerzen spürt er im rechten vierfach gebrochenen Schlüsselbein nicht. Ihn quälen die Beine («jeder Meter schmerzte») wie die vielen anderen Gelenke auch. Die Füsse werden durch die Hitze leicht angeschwollen. «Ich musste mich auf 100 andere Sachen konzentrieren, da ging das Schlüsselbein vergessen – und das ist auch gut so.»
Die 220 km lange Königsetappe beendet er im Feld, gleichzeitig wie Sieger Alessandro Petacchi. «Am Berg war ich zehn Sekunden hinter dem Hauptfeld, ich bin mit meiner Leistung zufrieden. Der Einstand ist gelungen. Aber wie habe ich diese Etappe verdaut? Die nächsten Tage werden aussagekräftiger.»